Bürgerschaft will Vergabe von Kitaplätzen reformieren

Vereinfachung der Kitaplatz-Vergabe oder Einschränkung in der Wahlfreiheit? Nach Ansicht der Mehrheit in der Stralsunder Bürgerschaft soll die Erfassung der Kinder, die in der Hansestadt einen Krippen- oder Kindergartenplatz benötigen, in Zukunft zentralisiert werden. Dann könnten Eltern darauf verzichten, ihre Kinder gleich bei mehreren Einrichtungen anzumelden – aus Angst keinen Kitaplatz zu bekommen. „Gerade durch Doppelanmeldungen wird die Bedarfsplanung für Kitaplätze für den jeweiligen Jahrgang deutlich erschwert“, begründet CDU-Fraktionschef Ronald Zabel den Vorstoß. Die Fraktionen von SPD und Grünen sehen das ähnlich. Glaubt man den Zahlen des Landkreises Vorpommern-Rügen, der für die Kitaplanung zuständig ist, hat sich die Situation in den vergangenen Jahren besonders in Stralsund dramatisch zugespitzt. Besonders in den altstadtnahen Einrichtungen ist die Nachfrage groß – sind die Wartelisten entsprechend lang (die OZ berichtete). „Erst, wenn die Eltern ihre Kinder nicht mehr in mehreren Kindergärten parallel anmelden, werden wir sehen, ob das Problem wirklich so dramatisch ist“, sagt SPD-Fraktionschef Peter van Slooten. Nach seinen Worten stehe die freie Kitawahl nicht auf dem Spiel, wenn der Bedarf an Plätzen zentral erfasst wird. Van Slooten: „Wir wollen nicht die Vergabe der Plätze zentralisieren, sondern nur erfassen, was wirklich gebraucht wird.“ So könnte das Verfahren konkret ablaufen: Die Eltern melden ihr Kind in einem Onlineportal an und wählen dort eine Wunsch-Kita aus. Bei der Vergabe der freien Plätze teilt der zuständige Landkreis den Eltern dann mit, wo sie einen Kitaplatz bekommen haben. Handelt es sich dabei nicht um die Wunsch-Kita, sind die Eltern nicht gezwungen, den Platz anzunehmen und eine entsprechende Bestätigung abzugeben. Erst wenn die Bestätigung für einen der angebotenen Betreuungsplätze vorliegt, würde das Kind in dem System als „versorgt“ markiert werden. Bleiben die Kinder so wie bisher auf den verschiedenen Wartelisten der einzelnen Kindergärten und Krippen verzeichnet, auch nachdem die Eltern einen Platz ergattert haben, gehen die anderen Kitas weiter davon aus, dass ihr Kind einen Platz braucht. Nur die wenigsten Eltern informieren die übrigen Einrichtungen, wenn sie woanders zum Zuge gekommen sind. Dadurch werden die Wartelisten zusätzlich aufgebläht, und die Eltern machen sich so gegenseitig das Leben schwer. In Rostock hat die Stadtverwaltung deshalb bereits vor drei Jahren einen kommunalen Kitaplaner in Betrieb genommen. Problem: Anders als die kreisfreie Hansestadt an der Warnow ist Stralsund bei der Umsetzung des Vorhabens auf das Wohlwollen des Landkreises angewiesen. Oberbürgermeister Alexander Badrow habe aber bereits ein entsprechendes Gespräch mit Landrat Ralf Drescher (beide CDU) geführt, teilte der Sprecher der Stralsunder Stadtverwaltung, Peter Koslik, auf Anfrage der OZ mit. Jetzt sollen auf der Ebene der Ämter die konkreten Details geklärt werden. Benjamin Fischer

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