Corona: Das passiert in den Amtsstuben rund um Stralsund

Nach und nach haben alle Verwaltungen ihren Besucherverkehr eingestellt. Ob Arbeitsagentur, Krankenkasse, Rentenversicherung oder Ordnungsamt – kein Reinkommen. Alles, was geht, wird schriftlich, telefonisch oder per Mail abgearbeitet. Und gerade für die Telefon-Variante, die meist in einer Hotline endet, braucht man viel Geduld. Manche schalten auch eine Sondernummer, wie die Kreisverwaltung Vorpommern-Rügen mit der 357 1000. Amt Franzburg-Richtenberg wechselt Teams wochenweise: Doch wie organisieren sich die kleinen Verwaltungen? Die OZ fragte zuerst im Amt Franzburg-Richtenberg nach, das seinen Sitz in Franzburg hat. „Natürlich ist das immer ein Spagat zwischen Gegensätzen. Einerseits will man für den Bürger da sein, andererseits dürfen und wollen wir uns nicht anstecken“, sagt die amtierende Verwaltungschefin Brigitte Karallus und ergänzt: „Gemeinsam mit unserem Amtsvorsteher Peter Fürst haben wir eine gute Lösung gefunden, wie wir denken. Wir haben nämlich die 25 Mitarbeiter in zwei Schichten aufgeteilt, die sich wochenweise mit der Arbeit abwechseln.“ Trauerfeiern am Grab – Hochzeiten in Mini-Runde: So sind alle Fachbereiche immer besetzt und damit handlungsfähig. Und doch sitzen die Leute weit genug auseinander, quasi in Einzelzimmern. Aber kann man die Schreibtischarbeit nicht einfach liegen lassen? „Denken Sie mal an die Leute, die Wohngeld bekommen, die brauchen doch ihr Geld. Auch Hochzeiten sind lange geplant gewesen. Trauungen finden bei uns statt, aber eingeschränkt.“ So ist das Standesamt nur noch im Franzburger Rathaus geöffnet. Heiraten ja, aber nur mit Trauzeugen und Eltern. „Wir halten alles unter 20 Personen“, sagt Brigitte Karallus im Gespräch mit der OZ. Außerdem müssen Rechnungen bezahlt werden, damit alle, die in den Gemeinden Aufträge ausgeführt haben, ihr Geld bekommen. In Krisen-Zeiten besonders wichtig. Die Verwaltungsleiterin sieht noch einen anderen Zweig im Standesamt als wichtig: Man müsse auch Todesfälle beurkunden und Grabstellen freigeben. Und auch Beerdigungen finden in den zehn Gemeinden des Amtes Franzburg-Richtenberg statt. Allerdings nicht mehr in Trauerhallen, sondern direkt am Grab des Verstorbenen. Appell: Achten Sie auf Ihre Kinder! Apropos Ordnungsamt. Wird es Kontrollen geben, um die ganzen vom Land eingeführten Reglementierungen durchzusetzen? „Wir werden sicher mal die eine oder andere Stichprobe machen. Aber wir können natürlich nicht bis ins letzte Dorf jeden Spielplatz sperren und beaufsichtigen. Da appellieren wir ganz doll an die Eltern, die müssen aufpassen auf ihre Kinder und eben auch an die Allgemeinheit denken“, findet Brigitte Karallus. Die Kollegen, die nicht im Amt sind, bleiben zu Hause in Bereitschaft. Die Gehälter werden weiter gezahlt, wie der Amtsvorsteher festgelegt hat. Amt Altenpleen bildet Vertretungsteams: Auch im Amt Altenpleen – Verwaltung für sechs Kommunen nördlich von Stralsund – ist der Besucherverkehr eingestellt worden. „Wir haben Vertretungsteams gebildet, damit alle Fachbereiche abgedeckt sind. Ein Teil der 23 Mitarbeiter arbeitet im Homeoffice, der andere Teil ist in der Verwaltung in Altenpleen. Vielleicht wechseln wir da auch mal, das wird sich ergeben. Wir stehen in engem Kontakt mit den Bürgermeistern, damit wichtige Entscheidungen für jede Gemeinde getroffen werden können, dazu haben wir auch einen Krisenstab gebildet“, sagt Ines Materna-Braun. Wohngeld-Auszahlung läuft weiter: Die Leitende Verwaltungsbeamtin in Altenpleen berichtet, dass es in den letzten Tagen schon die ersten neuen Anträge auf Wohngeld gab. „Wer in Kurzarbeit geht, macht sich Sorgen um sein Auskommen, deshalb werden die Anträge so schnell wie möglich bearbeitet. Aber auch die ersten Gewerbetreibenden haben sich gemeldet und um Steuerstundung gebeten. Man sieht, Verwaltung funktioniert trotz Corona“, sagt die Altenpleener Verwaltungs-Chefin und möchte die Bürger ermuntern, weiterhin von den Online-Angeboten Gebrauch zu machen. „Einen Vorteil haben wir: Unser Amt arbeitet seit anderthalb Jahren großteils papierlos. Der lange und manchmal unbequeme Weg dahin macht sich jetzt bezahlt“, so Ines Materna-Braun. Spielplatz-Kontrollen angesagt: Auch der Ordnungsdienst sei im Einsatz, zum Beispiel, um die Spielplätze zu kontrollieren, die zuvor mit Flatterband abgesperrt und mit Schildern versehen wurden. „Wir sehen doch viele, die sehr unvernünftig sind. Deshalb auch von mir noch mal der Aufruf, nicht nur an sich, sondern auch an andere zu denken und die Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten.“ Lesen Sie auch: Nur wenige Eltern müssen Kita-Notbetreuung in Stralsund nutzen Kliniken in MV rüsten auf: Hat das Land genug Intensivbetten für Corona-Kranke? Stab für außergewöhnliche Ereignisse in Stralsund Corona: Stralsunder Bars und Clubs machen dicht Mehr zur Autorin Von Ines Sommer