Coronavirus bremst große Vorhaben der Stralsunder Wohnungsbaugesellschaft nicht aus

Die richtig großen Bauvorhaben, mit denen die Stralsunder Wohnungsbaugesellschaft (SWG) 2020 befasst war, sind alle noch von dem im August in den Ruhestand gewechselten langjährigen SWG-Geschäftsführer Dieter Vetter mit auf den Weg gebracht worden. Mit seinem Ausscheiden führen nun Kathrin Maaß und Hendrik Lastovka – die neue Doppelspitze der Geschäftsführung – diese Vorhaben zum Erfolg. Bei einem kurzen Blick zurück auf das von der Corona-Pandemie bestimmte Jahr 2020 zeigt sich – das Virus hatte das größte Sanierungsvorhaben der SWG in den letzten zwei Jahren nicht ausbremsen können. Ein Hochhaus für die Mitarbeiter der Stralsunder Werkstätten: „Beim Hochhaus im Heinrich-Heine-Ring 41 sind wir jetzt gewissermaßen auf die Zielgerade eingeschwenkt, sagt Lastovka. „Bis Ende Dezember ist die etagenweise Abnahme der Bauarbeiten abgeschlossen.“Der Zehngeschosser wurde komplett durchsaniert. „Aus den 104 ursprünglich vorhandenen Wohnungen wurden 98“, sagt Kathrin Maaß und beziffert die Gesamtkosten des Vorhabens mit 11,8 Millionen Euro. Entstanden sind zumeist Einraumwohnungen mit etwa 28 Quadratmetern Wohnraumgröße. Auf den Etagen gibt es Gemeinschafts- und Funktionsräume sowie Gästezimmer. Dazu entstand neben dem Hochhaus noch ein Flachbau. Das Mehrzweckgebäude mit 514 Quadratmetern Nutzfläche beherbergt einen großen Gemeinschaftssaal, der unter anderem zu Essenversorgung der Hochhausbewohner genutzt wird. Für das Hochhaus hat die SWG mit den Stralsunder Werkstätten einen besonderen Mieter gefunden. Die Einrichtung, die Arbeit für behinderte Menschen schafft und deren Betreuung sichert, mietet das Haus für die nächsten 30 Jahre. „Im Januar werden wir das Hochhaus übernehmen und für den 18. des Monats sind die ersten Umzüge geplant“, sagt Peter Friesenhahn, Geschäftsführer der Werkstätten. Bis April sollen alle neuen Mieter eingezogen sein. Alte Wohnheime werden frei gezogen: Aus seiner Sicht bietet der zentrale Wohnort für seine Bewohner wie die Betreuer große Vorteile. „Auf jeder Etage wird es ein familiäres Umfeld geben, das den Zusammenhalt der Bewohner fördern wird“, sagt Friesenhahn, der weiß, dass die Vorfreude auf den Umzug unter den künftigen Bewohnern jetzt schon groß ist. Die Stralsunder Werkstätten ziehen dafür ihre bisherigen Wohnheime in Neu Lüdershagen und Stralsund frei. Komplett bezogen wurden inzwischen die 20 Wohnungen an der Adresse Kupfermühle 18-20 in der Tribseer Vorstadt. Die Komplettsanierung des Baus aus den 1950er-Jahren wurde 2019 begonnen und in diesem Jahr abgeschlossen. Dem einstigen Viergeschosser mit seinen zwei Eingängen wurde dabei ein zusätzliches Wohngeschoss aufgesetzt. Kostenpunkt des Umbaus: vier Millionen Euro. Die SWG knüpfte damit an die guten Erfahrungen an, die bereits mit der Sanierung des Wohnblocks 7-11 auf der gegenüberliegenden Straßenseite gemacht worden sind. Dessen 34 Wohnungen wurden 2019 ruckzuck vermietet. „Auch diesmal war die Nachfrage sehr groß“, sagt Hendrik Lastovka und betont: „Interesse daran, hier zu wohnen, hatten nicht nur Stralsunder. Die Anfragen kamen vielmehr aus dem gesamten Bundesgebiet.“ Aus seiner Sicht sorgt die Wohnungsgesellschaft mit der Modernisierung solcher Altbauten auch für Zuzug in die Hansestadt, was für die langfristige Strategie der SWG spricht, Wohnungen im Bestand zu sanieren. Wohnungsneubau bleibt feste Größe für die SWG: Dennoch ist auch der Wohnungsneubau eine feste Größe in den Planungen des mit 8700 Wohneinheiten größten Vermieters der Hansestadt. So wird 2021 an der Reiferbahn im Stadtteil Frankenvorstadt der Startschuss für eine 27 Millionen Euro-Investition fallen. „Damit wird hier in vier Bauabschnitten ein komplett neues Wohnensembles mit 140 modernen Zwei- bis Vierraumwohnungen entstehen“, sagt Kathrin Maaß. Voraussichtliches Bauende: 2026. Erste Planungen dafür gehen bereits auf das Jahr 2017 zurück. In diesem Jahr hatte die Wohnungsgesellschaft renommierte Architekturbüros angefragt. Vier reichten ihre Vorschläge zur Bebauung des Areals ein. Fachleute der SWG und der Stadtplanung der Hansestadt entwickelten daraus das neue Wohngebiet in Hafennähe. Derzeit wird dafür an der Reiferbahn noch Baufreiheit geschaffen. Die neun Wohngebäude aus den 1950er-Jahren mit 220 Wohneinheiten, die sich nach einer Kosten-Nutzen-Rechnung als nicht mehr sanierbar erwiesen hatten, werden seit 2018 nach und nach abgerissen. Zuletzt wird der Wohnblock Reiferbahn 1-3 fallen. Das ist das Haus mit dem markanten Wandbild „Werktätige Menschen“ des Stralsunder Künstlers Tom Beyer am Giebel, für das es Denkmalschutzauflagen gibt. „Deshalb werden wir das Bild auch erhalten“, sagt Lastovka. Stiftung schafft geförderten Wohnraum: „Im Zuge der Wohngebietsbebauung wird auch die Stralsunder Brunst-Weber-Stiftung an der Reiferbahn im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus ein Haus mit 26 Wohnungen errichten“, sagt Kathrin Maaß. Die Stiftung leistet damit entsprechend ihres Gründungszwecks einen weiteren Beitrag zum sozialen Wohnungsbau in der Hansestadt. Lesen Sie auch Welche Schlagzeile möchten Sie 2021 in der Stralsunder OZ lesen? Stralsund 2020: Unvergessliche Bilder und Geschichten aus diesem Jahr Frau auf Hiddensee positiv auf Corona getestet Ein weiterer erfreulicher Fakt für beide Geschäftsführer ist: Obwohl noch keins der neuen Häuser an der Reiferbahn steht, ist das Interesse an dem Bauvorhaben bei den potenziellen Mietern bereits jetzt schon hoch. Hendrik Lastovka. „Wir bekommen Nachfragen in erheblichem Umfang.“ Von Jörg Mattern