Die Lütten aus dem „Storchenparadies“

14 bunte Luftballons stiegen gestern Morgen in den Franzburger Himmel. Die Lütten aus der Kita hatten jeden Ballon mit einem Buchstaben ihres neuen Namens versehen: „Storchenparadies“ konnte man da lesen, bevor der Wind die bunte Fracht gen Richtenberg trieb. Und dazu stimmten die Mädchen und Jungen „Heut ist ein wunderschöner Tag“ an. Doch auch am Haus werden jetzt alle Besucher gleich am Eingang mit einem neuen Schild begrüßt. Das zu enthüllen, war Aufgabe der Kita-Chefin Anja Schwekbe und Storchennest-Geschäftsführerin Anke Ehrecke. Und die Lütten feuerten mit einem kräftigen Zählen an. Bereits in den 60er-Jahren wurde das Haus am Franzburger Kirchplatz als Kindergarten genutzt. „Früher muss hier eine Glaserei oder Glasfabrik gewesen sein, denn bei den Bauarbeiten 2003 haben wir hier ganz viel Glas gefunden“, sagt Anke Ehrecke, die mit dem Verein Storchennest in den 90er-Jahren die einst städtische Kita übernahm. 670000 Euro wurden 2003 in die Sanierung gesteckt. Geld, das gut angelegt ist, denn die Einrichtung ist fast ausgelastet. 122 Kinder werden hier von elf Erziehern betreut: 14 in der Krippe (hier ist noch Platz), 64 im Kindergarten und 44 im Hort. Nur mit dem Namen haderten Eltern und Erzieher. „Olga Benario“ stand da in den Unterlagen. Wann genau der Kindergarten nach der deutschen Kommunistin benannt wurde, lässt sich heute gar nicht mehr nachvollziehen. „Wir wollten einfach einen kindgerechten Namen, und deshalb haben wir Eltern und Kinder aufgefordert, ihre Vorschläge zu unterbreiten. Die meisten Stimmen hat das ,Storchenparadies‘ bekommen“, so Kita-Chefin Anja Schwebke. Natürlich wird so ein Namenstag auch ordentlich gefeiert. Der Mitmach-Zirkus Renz sorgte da für Stimmung auf dem Hof. Und nicht nur die Kinder durften auf die Bühne und kleine Kunststücke zeigen. So musste sich Pastor Axel Prüfer, der den Kindern zuvor zum neuen Namen gratulierte und Parallelen zum Paradies mit Adam und Eva zog, beim Handstand auf dem Stuhl ausprobieren. Naja, Clown Beppo hat etwas mitgeholfen... Und Brigitte Karallus, Leiterin des Ordnungsamtes in Franzburg, zeigte mit dem Hula-Hopp-Reifen, dass sie noch ordentlich Schwung in der Hüfte hat. Auch Ines Hube aus Behrenwalde, die sich als Vertreterin der Eltern das Fest nicht entgehen lassen wollte, bekam Applaus für ihre sportliche Einlage mit gleich fünf Reifen. Der bisherige Name Olga Benario (geboren am 12. Februar 1908 in München, gestorben am 23. April 1942 in der „Euthanasie“-Anstalt in Bernburg) war jüngstes Kind einer jüdisch-sozialdemokratischen Anwaltsfamilie und wurde deutsche Kommunistin. In der DDR wurden Schulen, Kindergärten und Straßen nach Olga Benario benannt. Zusammen mit Hilde Coppi und Liselotte Herrmann wurde sie Symbol für die von den Nazis ermordeten Mütter, die ihre Kinder im Frauengefängnis Barnimstraße zur Welt gebracht hatten. Die Tochter lebt heute in Brasilien. Kita-Haus am Kirchplatz beherbergt schon über 50 Jahre die Lütten Die Kita Franzburg wurde in den 60er-Jahren eröffnet. Zuvor befand sich hier eine Glasfabrik. Zunächst war die Stadt Träger der Einrichtung, 1993 übernahm der Storchennestverein das Haus. 2003 wurde die Kita umfassend saniert. 200 Tage dauerten die Bauarbeiten. Im Dezember 2003 wurde Einzug gefeiert. 670000 Euro kostete der Umbau damals, das Gros waren Mittel aus der Städtebauförderung, den Rest teilten sich Stadt und Verein. Neue Fenster, Türen, das neu eingedeckte Dach und sogar eine Fußbodenheizung wurden eingebaut. 122 Kinder werden heute von elf Erziehern betreut. 14 Krippen- und 64 Kindergartenknirpse sind im Haupthaus am Franzburger Kirchplatz untergebracht. Dort wurde gestern auch der Name enthüllt. 44 Hortkinder haben ihr Domizil in einem Flachbau an der Schule. Dort findet auch die Vorschule statt. Die Erzieher arbeiten in der Kita nach dem situationsorientierten Ansatz mit kreativer Ausrichtung. Zu den Angeboten gehören musikalische Früherziehung, darstellendes Spiel, kreatives Gestalten, Projektarbeit und natürlich Feste und Feiern, Sport und die Vor- schule. Freie Plätze gibt es im Moment nur noch im Krippenbereich. Infos unter ☎ 038322/705. Ines Sommer

Franzburg - Die Lütten aus dem „Storchenparadies“