Dornröschen in Altstadt aus dem Schlaf erweckt

Die Häuser der Tribseer Straße 13, Langenstraße 23/24, Heilgeiststraße 89 und das Quartier 17 können sich künftig mit dem Koggensiegel schmücken. Am Montag erhielten die Bauherren dieser Gebäude die vom Bürgerkomitee Rettet die Altstadt vergebene Ehrung aus den Händen des Vorsitzenden des Komitees, Dieter Bartels. Damit zeichnet das Komitee alljährlich besonders gelungene Sanierungen in der Altstadt Stralsunds aus. „Es ist erfreulich, dass die Liste der zu sanierenden Häuser immer kürzer wird“, sagte Dieter Bartels vor den zahlreichen Gästen in der ehemaligen Berufsschule in der Bleistraße. Bartels erklärte zudem, dass die Vergabe des Koggensiegels an das lange umstrittene Quartier 17 auch im Komitee selbst viel diskutiert wurde. „Wir wissen, dass das aus dem Rahmen fällt. Doch letztlich gab es zwei entscheidende Punkte, die uns dafür stimmen ließen. Die Bevölkerung war in den Entwicklungsprozess mit eingebunden, und wir können erkennen, dass sich das Gesamtprojekt für die Altstadt nachhaltig bemerkbar macht.“ Mehr wurde an diesem Abend zu dem Ensemble aus 24 Einzelfassaden nicht gesagt. „Dafür wird es im Frühjahr eine gesonderte Veranstaltung geben.“ Ein Koggensiegel bekamen die beiden Häuser in der Langenstraße 23/24. „Als ich das Haus das erste Mal sah, dachte ich ,Oh Gott!‘, aber ich war auch fest entschlossen, dieses Dornröschen aus seinem Schlaf zu erwecken“, erinnerte sich Bauherr Dirk Heidenreich. Im Jahr 2011 hatten die Bauarbeiten an der Nummer 23 begonnen. Bei dem ehemaligen zweigeschossigen Giebelhaus mit Volutengiebeln fanden sich Reste mittelalterlichen Mauerwerks. Ob alte Balken mit Akanthus-Malerei, Kacheln oder Kanonenkugeln — für die Bauhistoriker, Archäologen und Restauratoren war die Langenstraße 23 eine wahre Fundgrube. Unter der Leitung von Architekt Markus Reimann entstand wieder ein Wohnhaus, in dem Alt und Neu miteinander harmonieren. Dazu passt auch der Neubau auf dem angrenzenden Grundstück Nummer 24. „Was wir dort gebaut haben, hat etwas von Lego-System“, sagte Markus Reimann, während er die Fotos zeigte. Alles wirkt licht und offen. Einige Elemente der 23 finden sich im Neubau wieder, um die Zusammengehörigkeit darzustellen. Beide Häuser verbindet ein gemeinsamer Innenhof. Für Markus Reimann war es ein erfolgreicher Abend, denn auch bei der Heilgeiststraße 89 hatte er als Architekt die Fäden in der Hand. „Das hat gut geklappt“, erklärte Bauherrin Friederike Fechner. Das Haus war lange ein Schandfleck in der Heilgeiststraße. Doch die Ruine hatte einen großen Vorteil. „Der Schwamm, den es in vielen alten Häusern in Balken oder Mauerwerk gibt, hatte in dem relativ offenen Gebäude hatte in den relativ offenen keine Chance“, erklärte Markus Reimann. „Wir fanden eine eigentlich gesunde Grundstruktur vor.“ Zu den Schmuckstücken des dreigeschossigen barocken Putzbaus, der aus dem 17. Jahrhundert stammt, zählen ein Lastenrad, das in der Wohnung im Dachgeschoss sichtbar ist, und die schwere Eingangstür, die wieder aufgearbeitet wurde. Außerdem sind florale Malereien in den Gewerbeeinheiten im Erdgeschoss sichtbar. Über das letzte Haus im Bunde der Geehrten berichtete der verantwortliche Bauingenieur Jens Stuhr. Fünf Wohnungen befinden sich nach der Sanierung in der Tribseer Straße 13, deren Neubau aus dem Jahr 1879 stammt. „Wir haben uns eng am Originalentwurf mit dreieinhalb Geschossen orientiert.“ Doch Bauherr Jens Pstrong erhielt die Erlaubnis, auf dem Hof den Kemladen und ein Hofgebäude zum teil abzubrechen. „Deren Zustand war zu schlecht“, erinnerte sich Jens Stuhr. Im Haus selbst wurden alte Treppenhausfenster mit Originalglas und einige Wohnungseingangs- und Innentüren wieder aufgearbeitet. Im Hausflur sind zudem einige alte Kacheln zu sehen. Das Bürgerkomitee Das Koggensiegel wird vom Bürgerkomitee Rettet die Altstadt alljährlich für besonders gelungene Sanierungen vergeben. In diesem Jahr erhielten vier Objekte die Ehrung, darunter auch das viel umstrittene Quartier 17. 1989 bildete sich unter Vorsitz von Prof. Herbert Ewe die Bürgerinitiatve „Rettet die Altstadt Stralsund“. 1993 wurde daraus das Bürgerkomitee. Die Interessenvertretung möchte kulturhistorisch bedeutende Denkmale erhalten und somit die mittelalterliche Struktur der Stadt bewahren. Miriam Weber

Stralsund - Dornröschen in Altstadt aus dem Schlaf erweckt