Gegenwind für die Windenergie

Alternative Energiegewinnung — vor allem wenn sie in Form von Windkraftanlagen erfolgt — stößt immer öfter auf Widerstand. Das zeigte sich jetzt im Franzburger Vereinshaus der Volkssolidarität. Das Aktionsbündnis gegen unkontrollierten Windkraftausbau hatte zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, und die Stühle im Saal reichten kaum aus — so groß war das Interesse der Bürger. Mitstreiter der Initiative „Freier Horizont“ warben bereits am Eingang um Unterschriften für zwei Volksbegehren gegen die „Verspargelung“ ganzer Landstriche mit Windrädern und sammelten dafür Unterschriften. Das Aktionsbündnis versteht sich als Plattform für mittlerweile 40 Bürgerinitiativen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern, die gegen die Energiepolitik der Landesregierung Sturm laufen. Nach Auffassung der Mitstreiter von „Freier Horizont“ schade der unkontrollierte Windkraftanlagenausbau dem Image des Tourismuslandes, das mit unverbauten Landschaften und intakten Naturräumen wirbt. „Wir kritisieren die fehlende Transparenz zu geplanten Windkraft-Projekten im Land und werfen den Planungsverbänden vor, dass sie eine Pseudo-Aufklärungspolitik betreiben“, monierte Gilbert Schulz vom Aktionsbündnis. Der in Altentreptow West lebende Vermessungsingenieur ist selbst ein Betroffener, dessen Haus sozusagen im Windschatten einer „verspargelten“ Landschaft mitten in der Mecklenburgischen Seenplatte steht. In dieser Region ist die Dichte von Windparks hoch, und Schulz wirft den Planungsverbänden beispielsweise vor, dass ganz bewusst in der Ferienzeit Pläne für Windkraftanlagen öffentlich gemacht werden. Der Grund liegt für ihn auf der Hand: „Planungsverbände legen keinen Wert auf Gegenwind und hoffen, dass in der Urlaubszeit kaum jemand Notiz von den Vorhaben nimmt. Im Kern beider Volksbegehren geht es den Windkraftgegnern zum einen um die Änderung der Landesbauordnung, die derzeit zulässt, dass der Abstand zwischen Wohngebieten und Windkraftanlagen 800 bis 1000 Meter beträgt. Das Aktionsbündnis fordert eine 10-H-Regelung. Danach soll der Abstand das Zehnfache der Höhe des Windrades betragen. Bei geplanten Windradhöhen von 200 Metern müsste der Abstand also mindestens 2000 Meter betragen. Andererseits geht es den Windkraftgegnern um die Anpassung des Landesplanungsgesetzes, damit der Mindestabstand zwischen Offshore-Windkraftanlagen auf See bis zur Küste mindestens 20 Kilometer betragen solle. Vielen Anwesenden im Saal kamen die gesundheitsschädigenden Folgen von Windkraftanlagen zu kurz. Dänemark habe etwa den Ausbau weiterer Windkraftanlagen bis 2017 gestoppt, weil es bisher noch keine Studien über gesundheitsschädigende Auswirkungen von Infraschall auf den Menschen gibt, informierte das Aktionsbündnis. Infraschall ist ein Schall unter 20 Hertz, der von Windkrafträdern ausgeht und als tiefes Brummen wahrgenommen wird. Am 28. Oktober hält Ministerpräsident Sellering eine Bürgersprechstunde in Tribsees ab, und die Freier-Horizont-Aktivisten forderten dazu auf, diesen Termin wahrzunehmen. • www.freier-horizont.de Christian Rödel

Franzburg - Gegenwind für die Windenergie