Kirchen rund um Stralsund: So feiern sie Heiligabend

Das traditionelle Krippenspiel, wie es in vielen Kirchengemeinden zu Weihnachten aufgeführt wird, darf es in diesem Jahr wegen Corona wohl nicht geben. Und doch wirbeln Pastoren, Kantoren, Küster und Gemeindehelfer seit Wochen, um trotz Pandemie etwas auf die Beine zu stellen, was den Menschen Halt bietet, Trost spendet und Mut macht. Und das nicht nur in den großen Stralsunder Stadtkirchen, sondern auch in den kleineren Kirchen von Prohn bis Franzburg, von Steinhagen bis Mohrdorf. Prohn feiert Christvesper unter freiem Himmel: In Prohn hat Pastorin Mechthild Karopka die Christvesper für Heiligabend in weiser Voraussicht schon mal nach draußen verlegt. Fest steht schon mal: Um 15.30 Uhr geht’s los. „Ich die Kirche dürften nach Corona-Abstandsbedingungen nur 70 Leute. Das ist zu wenig. Jetzt treffen wir uns auf der Wiese vor dem Pfarrhaus. Da ist Platz für 225 Gottesdienstbesucher, zur Not könnten wir uns auch noch etwas ausbreiten“, sagt die Pastorin und erklärt: „Krippenspiel und Gemeindegesang finden nicht statt. Doch ganz ohne Musik – das wollen wir nicht. So können wir uns auf ein Bläserquintett der Prohner Blasmusiker und über einen Musiker, der auf einem elektrischen Klavier spielt, freuen.“ Viele sitzen mit im Boot, doch es kommt nicht voran: Das bedeute aber sehr großen bürokratischen Aufwand, so Mechthild Karopka. Ordnungsamt in Altenpleen, Corona-Abteilung im Landkreis und Gesundheitsamt – alle sitzen mit im Boot, wenngleich das im Moment nur so vor sich hin treibt und gar nicht vom Fleck kommt. Denn egal, was man jetzt beim Landkreis anmeldet, von dort kommt die Info, dass vor dem 20. Dezember gar nichts genehmigt wird. Mohrdorf überträgt Gottesdienst nach draußen: Die Prohner Pastorin, die auch für die Kirchengemeinde Groß Mohrdorf zuständig ist, lässt sich davon nicht entmutigen. „Für den Gottesdienst am Heiligabend in der Mohrdorfer Kirche, der um 17 Uhr beginnt, haben wir schon Sängerin und Orgelspieler vom Theater gewonnen.“ 55 Gläubige dürfen zum Gebet in die Kirche. „Ich will aber niemanden wegschicken, und deshalb kann jeder Zeit die Kirchentür weit aufgemacht werden. Per Mikro und Lautsprecher übertragen wir dann alles nach draußen.“ Gottesdienste mit je 250 Personen in Niepars und Pütte jedes Jahr am Heiligabend – das geht im Corona-Jahr natürlich nicht. „Deshalb haben wir frühzeitig überlegt, was wie möglich wäre. Wir brauchten dafür einen besonderen Ort und dachten an den Platz vor der Feuerwehr. Bürgermeisterin Bärbel Schilling hatte dann die Idee, 50 Meter weiter in den Park zu gehen. Dort gibt es ja sogar eine Bühne. Und wir haben genug Platz“, freut sich Pastor Stefan Busse und denkt, dass so auch Kurzentschlossene noch animiert werden. 17 Uhr geht’s los. Gottesdienst mit Lampions im Nieparser Park: Dass bei einem Freiluft-Gottesdienst auch an Licht und Beschallung gedacht werden muss, hatte der Kirchengemeinderat auf der Uhr. „Jetzt kümmert sich Familie Johst darum, die sorgte für ein gutes Konzept – vom Lautsprecher bis zum Fluchtweg ist an alles gedacht. Eine große Hilfe“, ist Stefan Busse stolz auf das Engagement in der Gemeinde. Um die Auflagen zu erfüllen, werden die Teilnehmer gebeten, bereits zu Hause Adress-Kärtchen auszufüllen, die dann beim Gottesdienst abgegeben werden. So bilden sich keine Schlangen an irgendwelchen Listen. Klapphocker könnten nützlich sein: „Übrigens haben wir nur wenige Sitzplätze. Wer nicht die ganze Zeit stehen will – der Gottesdienst geht über eine gute halbe Stunde – sollte vielleicht einen Klapphocker mitbringen“, so der Pastor. Und er hat noch einen Wunsch. „Es wäre toll, wenn die Kinder mit ihren Laternen für stimmungsvolles Licht sorgen könnten. Das ist doch viel schöner als Flutlichtmasten. Toll wäre, wenn die da Sterne und Monde zum Leuchten gebracht werden.“ Für die musikalische Umrahmung sorgt Chorleiterin Katharina Kühne-Schnittler, statt einer Orgel wird dafür ein E-Piano genutzt. Christnacht in Pütte und Christvesper in Velgast: „Wir wollen auch mit Maske singen, nicht schlimm, wenn es sich nicht so gut anhört. Dafür werden extra schön gestaltete Liederhefte gemacht, die jeder dann mit nach Hause nehmen kann. Und mal sehen was uns noch einfällt...“, will Stefan Busse offensichtlich noch nicht alles verraten. Wie seine Pastoren-Kollegen hofft er, dass Gottesdienste möglich sind und man nicht nur eine Videobotschaft verbreiten darf. Am späten Abend um 23 Uhr steht in der Pütter Kirche noch die Christnacht auf dem Programm. „Da kommen nur so um die 30 Leute, die kriegen wir in der beheizten Kirche trotz Abstandsregelung sehr gut unter“, so der Pastor im Gespräch mit der OZ. Bereits um 15 Uhr wird der Gottesdienst zum Heiligabend in Velgast gefeiert. Dort treffen sich Groß und Klein ebenfalls an der frischen Luft – im Pfarrhof zwischen Pfarrhaus und Arztpraxis. Auch dort ist vom Lautsprecher bis zum Licht alles vorbereitet, um den Menschen einen schönen Start in die Weihnachtstage zu ermöglichen. Anders als sonst, aber trotzdem besinnlich und fröhlich. Kirchen am Bodden bitten um Reservierung: In den Kirchen am Bodden stehen am Heiligen Abend Gottesdienste in allen drei Kirchen auf dem Programm. Christvesper wird um 14 Uhr in Flemendorf, 15.30 Uhr in Bodstedt und 17 Uhr in Kenz gefeiert. „Dafür haben wir uns ein Reservierungssystem ausgedacht, um die Plätze durch die Hausstandsregelung so effektiv wie möglich belegen zu können, Informationen dazu gibt es auf unserer Homepage unter www.kirchen-am-bodden.de,“ sagt Pastor Kai Steffen Völker. „Leider wird es kein klassisches Krippenspiel geben, eher eine angepasste Form mit Lesungen und teilweise Komparsen.“ Krippenspiel in Steinhagen und Franzburg: Die Kirchengemeinden Franzburg, Richtenberg und seit 1. Dezember auch Steinhagen werden von Pastor Stephan Eichner betreut. Er freut sich, dass die Kinderarbeit in der Kirche trotz Corona möglich bleibt, so dass die Mädchen und Jungen sowohl in Franzburg als auch in Steinhagen ein Krippenspiel aufführen können, und zwar am Heiligabend um 14 Uhr in Steinhagen in der Kirche. Um 15 Uhr startet das Spiel in Franzburg vor der Kirche. „Um das Ganze etwas zu entzerren, bieten wir dann um 17 Uhr jeweils noch Gottesdienste ohne Krippenspiel an, und zwar in den Kirchen Steinhagen und Richtenberg. Wir bitten für alle Angebote außer Krippenspiel in Franzburg um eine Anmeldung, dafür gibt es dann von uns kostenlose Eintrittskarten für die Kirchen“, sagt Stephan Eichner der OZ. Stille Nacht in Tribsees: Viel vorbereitet wird auch in der Gemeinde Tribsees. In der großen Thomaskirche sind am Heiligabend zwei Krippenspiele um 14 und um 15 Uhr geplant. Gemeindepädagogin Heike Teske und der Kinderkreis haben sich dafür einiges ausgedacht. 18 Uhr wird zur Christvesper eingeladen. Und wer den Abend in der Kirche ausklingen lassen möchte, ist um 22 Uhr zur „Stillen Nacht“ herzlich willkommen. Für alle vier Veranstaltungen in St. Thomas ist zuvor im Gemeindebüro eine Anmeldung nötig (Telefon 038320/309). Man erhält dann eine Eintrittskarte. Kirch Baggendorf: Wie Maria und Josef im Stall: In Kirch Baggendorf findet um 16 Uhr die Christvesper im offenen Stall des Landwirtes mit Pastor Detlef Huckfeldt statt. Allerdings ist eher ein moderner Stall mit Unterstand, aber mit ein bisschen Fantasie kann man sich vielleicht Maria und Josef vorstellen, die auf ihrer Suche auch in einem Stall Unterschlupf fanden... „Bitte am Schwimmbad parken und warm anziehen, auch die obligatorische Maske darf nicht fehlen. Bitte schreiben Sie Namen, Adresse und Telefonnummer der Teilnehmenden auf einen Zettel, den Sie bitte zu Beginn des Gottesdienstes abgeben“, bittet Pastor Huckfeldt. In Vorland wird um 14 Uhr eine Christvesper mit Pastor Rolf M. Kneißl gefeiert. Der Gottesdienst beginnt draußen vor der Kirche mit Weihnachtsliedern, wird dann drinnen fortgesetzt. Ticketverkauf in Stralsunder Kirchen läuft gut: „Die evangelischen Stralsunder Kirchgemeinden werden am Heiligabend nur die drei großen Stadtkirchen öffnen (die OZ berichtete). Dort wird es mehrere Gottesdienste über den ganzen Tag verteilt geben. Da die Anzahl der Besucher streng limitiert ist, wurde ein System zur Vergabe von Kostenlos-Tickets entwickelt. Wer einen Gottesdienst am 24. Dezember besuchen möchte, sollte schnell sein. „Für den Gottesdienst um 17 Uhr in der Marienkirche sind schon fast alle Karten ausgegeben“, sagt Pastor Christoph Lehnert. Damit sei der Auftakt gelungen. Die Karten können in den entsprechen Kirchen, also St. Nikolai (250 Plätze) und St. Marien (250 Plätze), abgeholt werden. Da die Jakobikirche (180 Plätze) als Kulturkirche jedoch im Dezember geschlossen ist, werden die Karten für die dortigen Christvespern jetzt über das Pfarramt Heilgeist-Voigdehagen ausgegeben. Diese Karten bekommt man dort mittwochs von 9 bis 16 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr. Neben den Christvespern in der Jakobikirche ist eine Christnachtfeier um 22 Uhr in Heilgeist geplant. In Voigdehagen wird zur Christvesper im Pfarrgarten um 17 Uhr eingeladen. Lesen Sie auch: MV Werften: Stralsunder beten für Schiffbauer – und bieten Kirchturm als Bürgschaft an Niepars: Glocken feierlich eingeweiht Von Ines Sommer und Kay Steinke