Kreiselmäher im Schutzgebiet?

Eine Mahd an der Trebel zwischen Tribsees und Carlsthal sorgt für Ärger. Denn sie habe in einem geschützten Gebiet stattgefunden, schildert Michael Wunner am OZ-Telefon. Bei der Aktion, die laut seinen Angaben mit Kreiselmäher erfolgte, seien mehrere hundert Ballen gepresst worden. Verantwortlich für die Flächen ist das Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU). Im Bereich des mittleren Trebeltales zwischen Tangrim und Tribsees seien in den 1990er-Jahren EU-Life-Projekte und Moorschutzprojekte umgesetzt worden, heißt es dort auf Nachfrage der OZ. „Ziele der Life-Projekte waren die Moorrenaturierung und Maßnahmen des Artenschutzes. Im Zuge der Umsetzung der Life-Projekte wurden ehemalige Polderflächen durch das Land erworben“, erläutert Frank Tessendorf vom StALU. Trotz umfangreicher Maßnahmen der Wasserrückhaltung konnten nicht alle Projektflächen ausreichend vernässt werden, fügt er hinzu. „Auf einem Teil dieser zwischen Eichental und Tangrim gelegenen Flächen werden in diesem Jahr Pflegemaßnahmen durchgeführt, die das Angebot an Nahrungsflächen für den Schreiadler verbessern sollen“, begründet er die Mahd. Der Schreiadler würde Flächen mit niedriger Vegetation benötigen, vier Schreiadlerreviere stehen in engem Zusammenhang mit den Flächen. Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises hat von der Mahd erst durch den Anruf einer Bürgerin erfahren. Wobei die Naturschützer des Kreises auf einen besonderen Konflikt aufmerksam machen: Nicht nur Schreiadler haben dort ihren Lebensraum, sondern auch die sehr seltene Rohrdommel. Und beide Tierarten hätten grundverschiedene Ansprüche. Für Schreiadler braucht es niedrige Vegetation. Die Rohrdommel dagegen liebt große und zusammenhängende Schilfflächen. „Maßnahmen, die der einen Art helfen, entziehen der anderen die Lebensgrundlage“, so die Naturschützer vom Kreis. Wie geht‘s nun weiter an der Trebel? Von den Pflegeverträgen sind laut Landratsamt rund 130 Hektar nahe Tangrim betroffen. „Mit dem Landkreis wird es in Kürze eine Beratung geben, auf der weitere Details der Pflegemaßnahme besprochen werden“, teilt Frank Tessendorf für das StALU mit. Im Landratsamt sieht man eine gemeinsame Beratung als zwingend notwendig an. Denn für den Kreis wäre das Ganze fast peinlich geworden. „Wir wussten nichts von der Maßnahme und hätten dem vor Ort wirtschaftenden Landwirt fast eine Anhörung wegen mutmaßlicher Zerstörung von geschützten Schilfflächen zugestellt.“ Die vorhandene Fläche sehen die Experten beim Landkreis übrigens als groß genug an, um sowohl Schreiadler als auch Rohrdommel gerecht zu werden. „So würde eine Pflege in Randbereichen des Trebeltals dem Schreiadlerschutz nützen, ohne die für die Rohrdommel bedeutsamen Schilfflächen im Kernbereich der Fläche zu zerschneiden.“ Peter Schlag

Tribsees/Carlsthal - Kreiselmäher im Schutzgebiet?