Lahmes Internet in Lüssow: Kunde bricht nach 30 Jahren mit Telekom

Wolfgang Umlauft aus Lüssow war 30 Jahre lang zufriedener Telekomkunde. Als er sich im Zuge des Breitbandnetz-Ausbaus im Landkreis und nach einer Beratung für das schnelle Internet VDSL entschieden hat, sollte es mit der Zufriedenheit bald vorbei sein. Der Vertrag sah noch nicht nach Problemen aus: Ab dem 15. März 2019 hatte der Lüssower die Freischaltung zu einem Vertrag „Magenta Zuhause L“ samt Magenta TV mit 100 MBit/s vertraglich vereinbart. „Damit fingen eigentlich die Probleme an“, sagt Wolfgang Umlauft. Obwohl es zunächst gar nicht danach aussah. „Nach der Papierform habe ich den neuen Vertrag mit einer Laufzeit über zwei Jahre so bekommen, wie er mündlich besprochen worden war“, sagt der 77-Jährige. Dazu gehörte ein neuer Receiver für 4,94 Euro monatlicher Kosten ab September 2019. Einen Router besaß der langjährige Telekomkunde bereits seit 2014. Ein Entgelt dafür war in dem neuen Vertrag nicht mehr festgehalten worden. Internetanschluss erwies sich als zu langsam: Natürlich wollte Wolfgang Umlauft jetzt auch wissen, wie viel Mbit/s denn nun bei ihm zu Hause aus der Internetdose kommen. Nach eigenen Messungen kam er dabei nie über 46 MBit/s hinaus. Doch Umlauft wollte vertragsgerecht beliefert werden und wandte sich an den Kundenservice der Telekom. Nach eigener Aussage hätten daraufhin nach und nach vier Techniker bei ihm vorbeigeschaut. „Alle haben bestätigt, dass die Leitung, die bei ihm anliegt, nicht über den Wert von 50 MBit/s hinauskommt und dieser technisch auch nicht ohne Weiteres auf 100 MBit/s zu bringen sei“, so Umlauft. Rechnung stimmte nicht mit Vertrag überein: Doch der Telekomkunde war nicht nur über die mangelnde Leistung auf seinem Anschluss verärgert, sondern auch über die Rechnungslegung, die ihn seit April 2019 erreichte. Diese entsprach nicht dem Vertragsabschluss. Auf der Rechnung war der Receiver vorerst ausgenullt, aber ein Entgelt für den Router mit 4,95 Euro aufgeführt, der nicht mehr Vertragsbestandteil war. Auch nach mehreren Telefonaten mit dem Kundendienst ließ sich das Rechnungsproblem offenbar nicht klären. Im Gegenteil: Ab September 2019 bezahlte der Rentner vertragsgemäß für den Receiver und der Router stand immer noch auf der Rechnung. Während dieser Zeit hat Wolfgang Umlauft die Entgelte für seinen Vertrag in vollem Umfang entrichtet, aber keine volle Internetleistung erhalten. Da sich die 100 MBit/s nicht herstellen ließen, unterbreitete die Telekom im Dezember 2019 ihrem Kunden das Angebot, auf einen Vertrag mit 50 MBit/s umzustellen. Auf dessen Frage, wie das Problem mit dem zu viel entrichteten Geld gelöst werden sollte, einigte man sich im Vertragsgespräch offenbar darauf, die Entgelte für den Receiver wegfallen zu lassen. Dem entsprach auch die Schriftform des neuen Vertrages vom Dezember 2019, nicht aber die folgende Rechnung, in der Receiver und Router wieder auftauchten. Verbraucherschlichtung angerufen: Die Telekom und ihr Kunde sind in dieser Sache auch 2020 nicht mehr zusammengekommen. Am 15. August des vergangenen Jahres war Wolfgang Umlauft mit seiner Geduld am Ende. Er kündigte seinen Vertrag mit der Telekom fristlos. Die Telekom reagierte darauf mit einer Kündigungsbestätigung für März 2020. Nach der Anrufung der Verbraucherschlichtungsstelle im September 2020 korrigierte das Unternehmen das Vertragsende auf März 2021. Einigung nach OZ-Anruf: Auf dem zu viel gezahlten Entgelt für nicht gelieferte 100 MBit/s blieb der Lüssower vorerst sitzen. Er wandte sich mit dem Problem an die OSTSEE-ZEITUNG. Auf eine entsprechende Anfrage reagierte die Telekom schnell. „Wir haben uns mit Herrn Umlauft in Verbindung gesetzt und zunächst noch einmal über einen neuen Vertrag mit 50 MBit/s gesprochen“, sagt Telekomsprecher Georg von Wagner. „Doch einen neuen Vertrag hat der Kunde abgelehnt“, so der Sprecher. Auch wenn die Telekom nach ihren Unterlagen den Einsatz von vier Technikern und auch die geringe Leistung des Internetanschlusses nicht nachvollziehen kann, gab es dennoch eine Einigung: „Herr Umlauft erhält das zu viel gezahlte Entgelt zurück“, sagt von Wagner. Für das Unternehmen wie für Wolfgang Umlauft ist das Problem damit erledigt. Der Lüssower sieht sich jetzt nach einem neuen Internetanbieter um. Im Festlandteil des Landkreises Vorpommern-Rügen sind mit Stand Januar 1593 Kilometer Tiefbautrasse für die Verlegung der Rohre für die Glasfaserleitungen erstellt worden. 6044 Kilometer Glasfaserkabel sind in die Verlegerohre eingeblasen und moniert worden. Bislang wurden 1193 der Nahverteilerkästen für das schnelle Internet aufgestellt. Von den 36 000 Haushalten im Baugebiet haben 74 Prozent einen Antrag auf Anschluss an das schnelle Internet VDSL gestellt. 23 035 Haushalte haben derzeit einen Kasten mit Glasfaseranschluss im Haus montiert. 15 716 davon können derzeit VDSL buchen. Nach den Unterlagen von Wolfram Roehl, Beauftragter für den Breitbandausbau im Landratsamt Vorpommern-Rügen, ist Lüssow tatsächlich noch nicht komplett für das schnelle Internet VDSL erschlossen. „Wer in den Gemeinden des Landkreises genauer wissen will, ob er VDSL schon buchen kann, bekommt auf der Internetseite der Telekom einen Überblick dazu“, sagt Roehl. „Immerhin ist der Ausbaustand im Landkreis weit fortgeschritten. „23 035 Haushalte von 36 000 sind bereits ans Glasfasernetz angeschlossen“, saht Roehl. Buchbar sind davon derzeit allerdings erst 15 716 dieser Anschlüsse. 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