MakerPort Stralsund: IT-Start-ups netzwerken jetzt verstärkt online

Wer in Zeiten der Corona-Krise mit ihren Kontaktverboten und den Aufforderungen, das Haus nicht zu verlassen, für seinen Job hauptsächlich eine Steckdose und einen Internetanschluss braucht, hat gewissermaßen einen virusfreien Hauptgewinn gezogen. Für den MakerPort in der Stralsunder Wasserstraße zahlt es sich jetzt aus, dass die Hansestadt frühzeitig die Weichen für ein IT-Zentrum gestellt hat. Das Arbeits- und Aufgabenspektrum dieses „Macher-Hafens“ ist vielfältig. Hier finden sowohl Treffs für Stralsunder statt, die an allem interessiert sind, was Informationstechnologie heute ausmacht, werden Beratungs- und Schulungsangebote für junge Start-ups in der IT-Branche organisiert, treffen sich Studenten und Schüler aus Stralsunder Schulen, um sich mit Programmierung zu beschäftigen. Beratung und Schulung ins Internet verlegt: „Das alles – die Treffs, Beratungen und Schulungen – finden jetzt in Corona-Zeiten nicht mehr persönlich hier vor Ort statt, sondern digital im Internet“, sagt Christian Wulf, Coach für Gründer und Gründungsinteressierte, im MakerPort. So laufen Beratungen jetzt per Videokonferenz und übers Telefon. Für Schulungen werden sogenannte Webinare genutzt. „Aktuell läuft gerade ein solches Internetseminar zum Thema 3D-Design und Modellierung“, sagt Wulf. Hansestadt kam schnell aus den Startlöchern: Rückblick: Auf die von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) ins Spiel gebrachten Gründerzentren für technologieorientierte Start-up-Unternehmen an den Hochschulstandorten des Landes, kam die Hansestadt Stralsund vor knapp drei Jahren ungewöhnlich schnell aus den Startlöchern. Hier gab es mit der Fakultät für Elektrotechnik und Informatik der Hochschule Stralsund (HOST) ein großes wissenschaftliches Potenzial, mit den im Verein IT-Lagune zusammengeschlossenen Start-ups eine junge Technologie-Szene und mit Unternehmen wie Adesso und Boreus Firmen, die Fachkräftebedarf an IT-Spezialisten haben. Vorhut des Wissenschafts- und Wirtschaftscampus: Und so schlossen sich Hansestadt, HOST, IT-Lagune und Wirtschaftsförderung zusammen und präsentierten die Idee vom Wissenschafts- und Wirtschaftscampus Stralsund (WWS), der im engen Verbund von Forschung und Wirtschaft die Informationstechnologie am Sund vorantreiben und so Arbeitsplätze schaffen will. Und da solche Projekt von der Idee bis zur Umsetzung immer etwas Zeit brauchen, wurde der MakerPort schon mal als kleine Vorhut des WWS in den Räumen der einstigen Kinderbibliothek ins Leben gerufen. Fördermittel vom Land und der EU: Ganz ohne Geld kommt auch so eine kleine Variante nicht ins Rollen. Und so unterstützte Infrastruktur- und Digitalminister Christian Pegel (SPD) das Vorhaben im Rahmen der Initiative MV-Digital mit einer Drei-Jahresförderung von 300 000 Euro. Harry Glawes (CDU) Wirtschaftsministerium steuerte Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für Personalkosten bei. Und auch die Hansestadt investiert zu 90 Prozent geförderte 200 000 Euro in das Vorhaben. „Mit dieser Förderung bekommen wir den MakerPort ins Rollen“, sagt Christian Wulf. Auf 120 Quadratmetern werden derzeit acht Coworking-Arbeitsplätze eingerichtet. Nicht ganz problemfrei in Corona-Zeiten, weil die spezielle Technik dazu, etwa für 3D-Drucker und Computer, noch aus China unterwegs ist. Infrastruktur zur Realisierung von Ideen: „Mit den Coworking-Stationen stellen wir unseren Projektteilnehmern Infrastruktur für die Umsetzung ihrer Ideen für ein Jahr kostenfrei zur Verfügung“, so Wulf. Dazu stehen Räumlichkeiten zur Verfügung für Teammeetings, oder Gespräche mit Investoren. Bedingung: Die Projekte müssen einen Geschäftshintergrund aus dem IT-Bereich haben. Guter Treffpunkt für IT-Affine: Hartmann Schleifer, Geschäftsführer von NautiTronics, gehört zu denen, die den MakerPort gerne nutzen. Zusammen mit Robert Garbe hat er auf Rügen vor einem Jahr ein innovatives Unternehmen gegründet, dass auf Schiffen bis zu 327 Messwerte elektronisch erfasst und die Daten an die Reederei übermittelt, die damit in der Lage ist, den Schiffsbetrieb zu optimieren Bei diesem Projekt ist die Weiße Flotte mit im Boot. „Für uns ist der MakerPort ein guter Treffpunkt für IT-Affine aus der Region. Es ist uns nicht nur wichtig, untereinander Kontakt zu halten, sondern vom Anderen zu lernen und selbst etwas zurückgeben“, beschreibt der Wahl-Rüganer mit österreichischen Wurzeln das Netzwerken im besten Sinne des Wortes. Lesen Sie auch: 185 000 Euro für „MakerPort“ in ehemaliger Stralsunder Kinder-Bibliothek Stralsund erhält IT-Campus für 30 Millionen Euro Greifswalder bauen Makerspace in Ladebow Von Jörg Mattern