Maskenbildnerin am Theater Vorpommern feiert 30-jähriges Jubiläum

Riesige Spiegel, unzählige Pinsel und Schwämmchen, Paletten voller Farben, in den Schränken und Schubladen Perücken über Perücken und Haarteile: Willkommen in der Maske des Theaters Vorpommern. Hier verwandeln sich die Künstler in ihre Rollen. Handwerk trifft Kunst: „Ich liebe meinen Beruf“, erklärt Carolina Barwitzki. Sie ist Chefmaskenbildnerin am Theater Vorpommern und feiert am 1. September ihr 30-jähriges Dienstjubiläum. „Der Beruf der Maskenbildnerin vereint so vieles: Handwerk, Kreativität und Kunst“, zählt sie auf. Die Bandbreite dessen, was die insgesamt sieben Mitarbeiterinnen, drei in Greifswald und vier in Stralsund, leisten, ist weit gefächert. „Wir sind die Ersten, die hier sind, und die Letzten, die gehen“, umschreibt es Carolina Barwitzki. Mit Haut und Haar: Für alles, was mit Haut und Haar zu tun hat, sind die Maskenbildnerinnen verantwortlich. Also Körperschminke und Körperbehaarung. Perücken, Bärte, Toupets, alles wird selbst gemacht. Gesichtsteile werden angefertigt und auch, wenn auf der Bühne Blut spritzt, ist es das Werk der Maske. Und natürlich gehört alles dazu, was mit dem Schminken selbst zu tun hat. Man brauche zudem Wissen darüber, wie die Menschen in einzelnen Epochen frisiert oder geschminkt waren. „Ich denke, dass sich unser Beruf aufteilt in 50 Prozent Handwerkliches und 50 Prozent Künstlerisches.“ Doch genau das sei auch das Schöne, sagt Carolina Barwitzki. „Man kann viel Eigenes mit einbringen.“ Die 49-Jährige hat ihre Wurzeln im Friseurhandwerk. „Das wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt“, verrät sie, denn der Großvater und die Mutter der gebürtigen Wolgasterin haben in einem Friseursalon gearbeitet. „Aber irgendwann merkte ich, dass mir das nicht reicht“, erinnert sie sich. Und da Carolina Barwitzki kein Mensch ist, der lange zögert, sondern „einfach mal macht“, bewarb sie sich nach ihrer Ausbildung am Theater in Stralsund. „Und das hat auch sofort geklappt.“ Dort lernte sie das Handwerk sozusagen autodidaktisch, denn eine Ausbildung gab es noch nicht. Das kam erst später und so nutzte sie Anfang der 90er-Jahre die Möglichkeit der Ausbildung. Nach der Fusion der Theater Stralsund, Greifswald und Putbus und ihrer erfolgreichen Prüfung wurde Carolina Barwitzki 1999 stellvertretende Chefmaskenbildnerin, bis sie 2008 schließlich Chefin wurde. Jeder Tag ist anders: „Das Besondere ist, dass es nie langweilig wird.“ Es gebe immer neue Produktionen und neue Regisseure und Kostümbildner, die alle eine andere Vorstellung haben. „Das macht es so spannend.“ Wenn eine neue Produktion ansteht, dann bekommt das Team der Maske sogenannte Figurinen. Das sind Zeichnungen von den Rollen, bereits mit Kostümen. „Da schauen wir dann gemeinsam, was an Material gebraucht wird, was neu angeschafft werden muss oder vielleicht noch im Fundus ist.“ Die Arbeit mit ihren Kolleginnen mache ihr viel Spaß, weil „alle so individuell sind und wir gern gemeinsam tüfteln und etwas entwickeln.“ Einer der Vorzüge dieses Berufs sei außerdem, dass man an den Leuten ganz dicht dran sei. „Sänger, Schauspieler, Tänzer – alle kommen in unsere Maske.“ Und das ist auch so etwas wie ein geschützter Raum, denn „manchmal sind wir auch Kummerkasten oder Seelentröster. Das gehört dazu“, sagt die Stralsunderin. Die optische Verwandlung der Darsteller ist für Carolina Barwitzki ebenfalls ein wichtiger Punkt, warum sie keinen anderen Beruf ausüben möchte. „Wir unterstützen dabei, dass sie in ihre Rollen schlüpfen können und machen sie damit glücklich. Denn am Ende sehen sie immer gut aus, selbst wenn sie Monster oder Hexen sind“, sagt sie mit einem Lachen. „Es ist ein gutes Gefühl, dass wir einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Aufführung leisten können.“ Auch bei den Vorstellungen selbst sind die Maskenbildnerinnen manchmal gefragt, wenn etwa schnelle Kostümwechsel einzelner Darsteller anstehen. Und schließlich sei man manchmal auch behilflich, wenn es ans Abschminken geht oder darum, Gesichts- oder Haarteile wieder zu entfernen. Ein Leben fürs Theater: „Dieser Beruf setzt eine verständnisvolle Familie voraus“, sagt Carolina Barwitzki. Sechs-Tage-Wochen, unregelmäßige Arbeitszeiten und diese oftmals in den Abendstunden und an Feiertagen. Doch bei ihrem Mann und den beiden Kindern habe sie dieses Verständnis zum Glück gefunden. Vielleicht auch deshalb verbringt sie in ihrer Freizeit gern die Stunden mit der Familie. „Wenn ich nicht gerade mit Fotografieren beschäftigt bin, das ist mein eigentliches Hobby. Am liebsten mache ich Landschafts- oder Porträtaufnahmen.“ Für Letztere hat sie sich einmal Modells gesucht, diese geschminkt und Schmuck an ihnen drapiert und dann fotografiert. „Das war Schmuck der Goldschmiede Stabenow und die Fotos haben nachher als Plakate im Schaufenster gehangen.“ Auf die Frage, was sie sich für ihre Zukunft wünscht, hat Carolina Barwitzki schnell eine Antwort: „Ich möchte meinen Beruf weiter mit so viel Leidenschaft ausüben wie bisher.“ Lesen Sie auch OZ-Eisdielentest in Stralsund: So schmeckt es beim Kurhaus Devin Premiere in Stralsund: So gut ist „Dido and Aeneas“ Corona in Franzburg: Ab Montag wieder normaler Schulbetrieb Von Miriam Weber