Muss das Franzburger Freibad schließen?

Heike Thiers und Carmen Böhnke haben alle Hände voll zu tun. Beide Frauen sind Kassiererinnen im Franzburger Freibad, wo sich mittlerweile regelrechte Schlangen bilden. Bereits am Sonntag gab es hier einen Besucherrekord, denn 189 Menschen strömten in die Naherholungsstätte. „Montag wurde diese Zahl mit 190 sogar noch übertroffen“, sagte gestern Chefin Ute Ollenberg. Da für die nächsten Tage ebenfalls Sonne satt angekündigt ist, wird dieser Trend wohl anhalten, so dass möglicherweise auch noch die 200-erMarke geknackt wird. „Sonst haben wir im Schnitt 90 bis maximal 100 Besucher am Tag“, sagt Heike Thiers. Angesichts des tollen Wetters würde eine Schließung des Freibades eine Katastrophe sein. Doch diese steht möglicherweise bevor, denn Fakt ist, dass dann kein Rettungsschwimmer mehr zur Verfügung steht. Sandy Zolondek aus Stralsund, die derzeit noch am Beckenrand über die Sicherheit der Besucher wacht, hört auf. „Ich muss wieder arbeiten“, sagt sie. Sandy befindet sich in der Ausbildung zur Physiotherapeutin. Ein Rettungsschwimmer aus Zandershagen, der den Franzburgern in dieser Saison ebenfalls schon zur Seite stand, macht Urlaub auf Mallorca, kommt erst in der zweiten Augusthälfte wieder. „Es sieht nicht gut aus“ , sagt Ute Ollenburg, die schon im vergangenen Jahr den Saisonbetrieb im Freibad leitete. Findet sich in den nächsten Tagen niemand, wird das Bad wohl schließen müssen. „Noch werfen wir aber die Flinte nicht ins Korn“, ist Franzburgs Bürgermeister Mathias Blümel (SPD) bemüht, Optimismus zu verbreiten. „Wir sind noch am Rödeln“, sagt er. Definitiv abgesagt hat aber die Grimmener Ortsgruppe der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft), die sowohl in diesem als auch im letzten Sommern immer mal mit einem Mädchen oder einem Jungen ausgeholfen hat. Erschwerend hinzu kommt angesichts der vielen Badetoten an der Ostsee die Diskussion, ob denn unsere Strände ausreichend bewacht seien. „Unter diesen Umständen ist es natürlich schwer, noch jemanden abzuziehen“, meint Blümel. „Als erstes haben wird den Aufruf über Facebook gepostet“, informiert Ute Ollenburg. Das passierte schon letzte Woche. Sonnabend war bereits eine SOS-Meldung in der OSTSEE-ZEITUNG erschienen. Gemeldet hat sich aber noch niemand. Dabei wird die Sache auch vergütet. Pro Tag gibt es 20 Euro, und auch die Fahrtkosten kann man im Amt absetzen. Das Amt Franzburg-Richtenberg hat sich bis jetzt noch nicht gemeldet. Die zuständige Amtsleiterin ist im Urlaub. Ihr Telefon ist aber umgestellt, so dass mögliche Bewerbungen nicht verlorengehen. Und was sagen nun die Nutzer zu der Aussicht, dass ihr Bad möglicherweise in wenigen Tagen zumachen muss? „Das wäre sehr traurig“, meint Danny Schmietendorf (12). Der Franzburger Schüler kommt jeden Tag um 10 Uhr — auch wenn die Sonne nicht scheint. Er nutzt die Zeit bis zum Abend, um zu schwimmen oder zu tauchen und auch mal die Mädchen zu ärgern, wie er zugibt. Der 15-jährige Felix Woller ist seit Sonnabend täglich hier. „Das wäre nicht schön, wenn hier plötzlich zu ist“, sagt auch er. Max Brüdgam (12) stimmt ihm zu, ebenso Moritz Tiergart (7). Das Bangen um einen Rettungsschwimmer ist in Franzburg leider nicht neu. Vor zwei Jahren war buchstäblich bis zum letzten Tag unklar, ob die Einrichtung überhaupt in der Saison öffnen kann, weil ein Rettungsschwimmer fehlte. Die Stadt hat in den letzten Jahren erhebliche Fördermittel erhalten, um das über 40 Jahre alte Bad zu erneuern. Weitere Investitionen sind noch geplant. Meldungen: ☎ 038322 / 7 78. Reinhard Amler

Franzburg - Muss das Franzburger Freibad schließen?