Neuer Aussichtspunkt für Kranich-Gucker im Bau

Was macht eigentlich das Kranich-Informationszentrum im Sommer, wenn gar keine Glücksvögel in der Nähe sind? Bei so einer Frage kann sich Karsten Peter ein Lächeln nicht verkneifen. „Es sind derzeit mindestens 50 bis 100 Kraniche in kleinen Trupps in der Region unterwegs“, sagt der Mitarbeiter des in Groß Mohrdorf beheimateten Informationszentrums. Es sind vor allem Jungvögel, so genannte Nichtbrüter, die nicht mit zu den Nistplätzen gen Norden geflogen sind. „Derzeit können aufmerksame Beobachter diese Vögel auf abgeernteten Gerstenfeldern nach Futter suchen sehen“, erläutert der Kranichschützer. Dazu kommen noch einmal gut 200 Brutpaare, die ihren Nachwuchs in Vorpommern und auf Rügen aufziehen. Natürlich beziehen die fünf Mitarbeiter des Kranich-Informationszentrums die über Sommer hier lebenden Vögel des Glücks mit in ihre Schutzmaßnahmen ein. „Genauso wie zur Rastzeit im Herbst, geht es darum, die Touristenströme so zu lenken, dass die Tiere nicht gestört werden oder Konflikte mit Landwirten im Interesse der Vögel auszugleichen“, sagt Karsten Peter und verweist auf die Organisation von Ablenkfütterungen, die die Vögel vom Saatgut frisch bestellter Ackerflächen fernhalten sollen. Zudem stehen bei den hier brütenden Kranichen regelmäßige Brutplatzkontrollen mit auf dem Plan. Da wird dann schon danach geschaut, ob Brutplätze durch Entwässerung in Gefahr geraten sind und wieder vernässt werden müssen. „Der Kranich liebt feuchtes Gelände rund um sein Nest“, erläutert Karsten Peter. Das gehört gewissermaßen zum Arbeitsalltag des 53-Jährigen, seiner Kollegen und der Helfer aus Freiwilligen ökologischem Jahr sowie Bundesfreiwilligendienst. Der Neubau einer Kranichbeobachtungsplattform ist dagegen immer etwas Besonderes. „Unser bisheriger Ausguck am Günzer See reicht für den Ansturm der Kranichfreunde im Herbst kaum noch aus“, berichtet Peter. Also wird neu gebaut. Auf der gegenüberliegenden Seite der gleichen Fläche bei Günz. Gegenwärtig wird dafür an der Gründung der Plattform gearbeitet, und auch der Bau eines Parkplatzes hat begonnen. Die Kranichschützer hoffen, dass die Arbeiten bis zum Herbst rechtzeitig fertig werden. Die feierliche Übergabe ist jedenfalls schon mal für den 15. Oktober geplant. Parallel läuft dazu die Forschungsarbeit des Kranich-Informationszentrums weiter. Als Einrichtung der gemeinnützigen Kranichschutz gGmbH mit dem Nabu und dem WWF als Gesellschaftern und der Lufthansa Umweltförderung als Unterstützer, widmet sich das Groß Mohrdorfer Infozentrum der Koordination und Durchführung zahlreicher nationaler und internationaler Schutz- und Forschungsprojekte. „Der Kranich ist schließlich weltweit unterwegs“, verweist Karsten Peter darauf, dass zum Schutz des Vogels auch zahlreiche internationale Kontakte notwendig sind. So waren unter anderem in diesem Jahr Vogelschützer aus der Türkei in Vorpommern, die sich anschauten, wie die Beringung der hier geschlüpften Jungkraniche organisiert wird. Zudem werden von Groß Mohrdorf aus studentische Praktikanten eingesetzt sowie Bachelor- und Masterarbeiten betreut. Nicht zu vergessen auch die 15000 Gäste, die pro Jahr im Kranich-Informationszentrum vorbeischauen. 10000 davon kommen zur Kranichrast. Der Rest verteilt sich über die Sommermonate. „Viele Touristen nutzen inzwischen die Gelegenheit, hier im Informationszentrum vorbeizuschauen, wenn kein Strandwetter ist“, hat Karsten Peter beobachtet. Die Ausstellung in Groß Mohrdorf ist schließlich ganzjährig geöffnet. Festwoche zur Vogelrast 200 Brutpaare der Vögel des Glücks bleiben auch den Sommer über in Vorpommern. Im Alter von fünf bis acht Wochen werden hier geschlüpfte Kraniche beringt, weil da sie noch nicht flugfähig sind. Der Beginn der Rastzeit wird vom 20. bis 27. September mit der 17. Festwoche des Kranichs regional begangen. Die Bildershow „Mit Kranichen ziehen“ ist am 11. August, 20 Uhr, im Info-Zentrum Groß Mohrdorf zu erleben. Das Kranich-Informationszentrum wird getragen vom Naturschutzbund (Nabu) und dem World Wide Fund for Nature (wwf) sowie unterstützt durch die Lufthansa Umweltförderung. • www.kraniche.de Jörg Mattern

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