Nur wenige Eltern müssen Kita-Notbetreuung in Stralsund nutzen

Das hat es in Stralsund und Umgebung noch nicht gegeben: Alle Kitas sind geschlossen, und das für fünf Wochen. Bei Schneechaos gab es es mal vereinzelte Schließungen, und das auch nur kurzzeitig. Doch jetzt Coronavirus-Krise. Und die führt zu drastischen Maßnahmen. Die rund 170 Kitas in Vorpommern-Rügen sind geschlossen – und doch offen, nämlich für eine Betreuung der Kinder, deren Eltern in Krankenhäusern, Polizeirevieren, Feuerwehrwachen, Wasserwerken oder Lebensmittelmärkten arbeiten. Awo: Harte Vorschriften für die Notfallbetreuung: „Die Vorschriften sind streng. Nur wenn beide Elternteile in den besagten Berufen arbeiten, darf das Kind in die Kita kommen. Da lässt uns die Verordnung wenig Spielraum. Ansonsten müssen die Eltern die Betreuung selbst organisieren. Aber die meisten Familien haben das gut hinbekommen“, sagt Dorita Schulz. Sie ist bei der Arbeiterwohlfahrt in Stralsund für den Bereich Kita verantwortlich. So müssen nur wenige Eltern die Notbetreuung in Anspruch nehmen. „In unserer Klausdorfer Moosmutzel-Einrichtung sind es nur zwei Kinder. In unserer größten Kita, der ‚Spielkiste‘, haben wir sonst 364 Kinder, nur acht bis neun kommen jetzt in das Haus am Frankenwall. Im ‚Zwergenhaus‘ sind neun von 159 Kindern da“, sagt Dorita Schulz und ist froh, dass schon ab Tag zwei alles so reibungslos läuft. IB setzt auf Betreuung in jeder Einrichtung: „Wir haben vier bis 20 Kinder in all unseren Kitas zu betreuen. Die Meisten sind es im ‚Lütt Matten‘“, sagt Martin Pollmann, Geschäftsführer des Internationalen Bundes in Stralsund. Als großer Träger hätte man locker all diese „Notfälle“ in einem Haus unterbringen können. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden. Wir wollen, dass die Kinder ihre Bezugserzieher behalten. Es ist schon schlimm genug, dass das Haus so leer ist, wir wollen sie nicht noch mehr verängstigen.“ Die Kollegen, die nicht wegen des eigenen Nachwuchses zu Hause bleiben müssen, sichern die Dienste in der jeweiligen Kita ab. „Erstens bilden wir kleine Gruppen mit etwa fünf Kindern, brauchen also das Personal, auch um räumlich die nötigen Abstände zu wahren. Und zweitens können die Kollegen auch mal Sachen erledigen, die sonst liegenbleiben“, sieht Martin IB-Chef Martin Pollmann in der Krise auch positive Aspekte. KDW hat guten Fahrplan: Ähnlich erklärt uns Anett Kindler, Chefin der Kita „Eden“ im Diebsteig die Situation. „Wir haben um die zehn Kinder in der Betreuung und decken das mit vier Kollegen ab. Alle anderen haben selbst Kinder und bleiben natürlich zu Hause. Aber auch sie haben sich Dokumentation und Portfolio mit nach Hause genommen, um Dinge aufzuarbeiten, zu denen man im Alltagsstress kaum kommt.“ Man habe gemeinsam mit der Bereichsleitung beim Kreisdiakonischen Werk (KDW) einen guten Fahrplan erarbeitet. Und auch Anett Kindler lobt die Eltern: „Die haben alle ganz, ganz verständnisvoll reagiert. Hut ab.“ Harte Wochen für die Eltern: Dabei wird die Bewährungsprobe für die Eltern in der häuslichen Betreuung noch hart werden. Fünf Wochen sind kein Urlaub, denn in dem könnte man in Zoo, Kino oder Museum gehen, Eis essen gehen, Boot fahren … Doch jetzt ist nicht mal mehr der Spielplatz erlaubt. Und das, obwohl das Wetter gerade so mild und schön war. „Irgendwie surreal. Wenn im Winter Schneechaos war, haben die Kinder gesehen, was lost ist. Aber jetzt können sie nicht begreifen, warum das draußen so gefährlich sein soll“, hat Kita-Chefin Anet Kindler für die Lütten vollstes Verständnis. Die Stralsunderin Wiebke Strandt zählt zu denen, die sich um eine Betreuung für ihre kleine Klara kümmern musste. „Mein Mann und ich müssen arbeiten, wir gehören aber nicht zu den Berufsgruppen, für die der Notfall greift. Also mussten wir uns etwas überlegen. Haben wir auch. So können wir zu Hause die Betreuung unser Zweijährigen absichern. Zum Glück haben wir hinterm Haus einen Garten, in dem die Kleine spielen kann. Und der Sandkasten muss jetzt reichen, denn die Spielplätze in der Stadt sind ja bereits abgesperrt.“ Lesen Sie auch: Coronavirus löst Existenzangst unter Stralsunder Händlern aus Corona in Stralsund: Die Gegenmaßnahmen der Stadt im Überblick Coronavirus in Stralsund: Das sagt eine Rewe-Verkäuferin zu Hamsterkäufen Letzte Hoffnung Fähre nach Klaipeda: Polizei geleitet 30 Autos über Rügen Mehr zur Autorin Von Ines Sommer