OZ-Freizeittipp MV: Schaufensterbummel in Stralsund

Wie viele Bücher über Stralsund gibt es eigentlich? „Sachbücher, unzählige“, sagt Katharina Hanschel und fügt mit einem Lachen hinzu, dass es da bei der Belletristik schon etwas übersichtlicher werde und bei Kinderbüchern noch kniffliger. Macht auf die Türchen: Die Inhaberin des Abc-Antiquariats in der Badenstraße hat sich für die Vorweihnachtszeit etwas Besonderes einfallen lassen. Eigentlich ist es eine Aktion für ihre Facebookseite, doch im erleuchteten Schaufenster sieht man alle Türchen eines ganz speziellen Adventskalenders auf einen Blick. Hinter jedem Türchen befindet sich ein Buch, das einen Stralsund-Bezug hat. Doch das ist noch nicht alles, denn auch für die Türchen hat sich Katharina Hanschel etwas einfallen lassen. „Playmo“ wieder mit von der Partie: „Eigentlich ist es so etwas wie eine kleine Fortsetzung unserer Aktion, die wir im ersten Lockdown hatten“, erklärt die Stralsunderin. Damals hatte sie, ebenfalls auf Facebook, Bilderrätsel gestaltet, hinter denen sich jeweils ein Buchtitel verbarg. Diese Bilderrätsel selbst waren schon kleine Kunstwerke, in deren Mittelpunkt Playmobilfiguren eine wichtige Rolle spielten. „Das hatte schon riesigen Spaß gemacht und bei diesem Dezemberkalender war es genauso.“ Lesen Sie auch Stralsunder Feuerwehrboot wird versteigert Altmärker führt Vorpommern Rinderzucht an die Spitze Knobeln und mitraten: Stralsunder Antiquariat ist in Krise besonders kreativ geworden Ein Haus, eine Geschichte: Denn neben jedem Buch stehen Haus, Häuschen oder Gebäude, die Katharina Hanschel selbst gebastelt hat und „das sollte dann auch noch immer einen Bezug zum Buch haben, das war dann sozusagen die nächste Schwierigkeit“. Bei einigen Büchern lag das dazu passende Haus auf der Hand, wenn etwa das Buch „Die Hafenkneipe ‚Zur Fähre‘“ von Melle Steffen vorgestellt wird. Da leuchten dann logischerweise die Fenster in der Bastelei des geschichtsträchtigen Gebäudes in der Fährstraße. Aus der Reihe der Trompeterbücher des Kinderbuchverlages Berlin steht das Buch „Die Jungfrau von Stralsund und andere Sagen“ von Dr. Harry Trommer und Gisela Neumann ebenfalls im Schaufenster. Doch Sagen, die sich rund um die Hansestadt ranken, dürften nicht nur für Kinder etwas sein. Mecklenburg-Vorpommern ist ein Land zum Entdecken. Sie suchen Inspiration für Ihren nächsten Ausflug? Egal ob Spaziergänge, Radtouren oder Spielplatz-Rallys: Die OSTSEE-ZEITUNG sammelt die besten Freizeittipps für alle Aktiven im Land – für Einheimische und Urlauber – für Familien mit Kindern oder auch nur für Erwachsene. Schauen Sie einfach auf www.ostsee-zeitung.de/freizeittipps vorbei. Hier finden Sie Vorschläge untergliedert nach Regionen zwischen Grevesmühlen und Usedom. Neues und Älteres: Neuere Erscheinungen wie „Der Schatz der Wulflams“ von Katrin und Peter Hoffmann oder „Emilie und der Schnee von gestern“ von Regina B. Apitz, übrigens alles Stralsunder Autoren, stehen dort einträchtig nicht nur neben ihren Häusern, sondern auch neben Büchern älteren Datums. Etwa „Feuer am Sund“ von Wilhelmine Fleck. Im Fenster steht außerdem die Autobiografie von Johann Christian Müller (1720 bis 1772), der in Stralsund Pastor an der Heilgeistkirche war, als erster gebürtiger Stralsunder seit der Reformation. „Die Biografie ‚Meines Lebens Vorfälle und Neben-Umstände‘ ist deshalb so interessant, weil es aus dieser Zeit kaum so umfangreiche handschriftliche Zeugnisse gibt“, sagt Katharina Hanschel. „Müller war übrigens auch einer der Beichtväter Maria Flints.“ Was bei Katharina Hanschel nicht fehlen darf, ist ein Werk Carl Christian Brys (1892 bis 1926). „Diesen Stralsunder Schriftsteller rufe ich immer wieder gern in Erinnerung, weil er leider in seiner Geburtsstadt nicht so bekannt ist“, sagt die Buchhändlerin. Sein Buch „Verkappte Religionen“ sei in den 1920er-Jahren unglaublich weitsichtig gewesen, beschäftige sich unter anderem mit Verschwörungstheorien. Ach übrigens, auf die Playmobilfiguren hat Katharina Hanschel auch bei dieser Idee nicht verzichtet. „Ach, das hat wieder so viel Spaß gemacht. Ich überlege schon, was ich als nächstes mache“, sagt sie abschließend. Auf der Suche nach Überraschungen: Wer noch einmal alle Bücher auf einen Blick sehen möchte, kann das bei einem Blick in das Schaufenster machen. Und nebenbei einmal nach rechts und links schauen. Denn viele Händler der Altstadt haben ihre Auslagen kreativ und besonders dekoriert. Da fahren seit vielen Jahren Züge durch das Fenster einer Apotheke oder lassen sich die Mitarbeiter eines Brillenhauses direkt als Models für ihre Kunden ablichten. In Buchläden gibt es witzige Tipps für jedermann; in den vielen kleinen Läden kann man Unikate bei Klamotten oder Schmuck entdecken. Machen Sie sich auf die Suche und halten Sie schon mal Ausschau für die Zeit nach dem Lockdown. Von Miriam Weber