OZ-Weihnachtsaktion: Stralsunder Tafel braucht dringend einen Kühltransporter

Manfred Both unterstützt die Stralsunder Tafel ehrenamtlich als Fahrer. „Seit 2015 bin ich dabei, habe erst über den Bundesfreiwilligendienst hier angefangen und bin danach dabei geblieben“, sagt der 57-Jährige, der aktuell arbeitslos ist. Um 6.30 Uhr dreht er im Kühltransporter den Zündschlüssel um. Und wenn der alte Ford mitspielt, dann geht es auf Tour. 33 Märkte, Discounter und Bäckereien in Stralsund und Umgebung, etwa in Martensdorf, werden angefahren und dort Lebensmittelspenden aufgeladen. Kurzstrecke ist Gift für den Diesel: Der Transporter hat zwar erst 119 000 Kilometer auf dem Tacho, doch Both weiß: „Die vielen Kurzstrecken von Markt zu Markt sind Gift für den Diesel.“ Deshalb muss er der Maschine bei jedem Start gut zureden, damit sie auch anspringt. „Der Motor verbrennt viel Öl“, sagt der Fahrer. „Bei jedem Tankstopp muss auch das Schmiermittel aufgefüllt werden.“ Zweifel, ob es für den nächsten TÜV noch reicht: 2020 war kein gutes Jahr für den Transporter. Er musste etliche Boxenstopps in der Werkstatt einlegen. „Wir haben einen großen Aufwand betrieben, um das Autos diesmal noch durch den TÜV zu bekommen“, sagt Burkhard Päschke vom DRK Kreisverband Rügen-Stralsund, dem Träger der Tafel in der Hansestadt. Manfred Both als Fahrer hat Zweifel, ob der Ford den nächsten TÜV noch mal überleben wird. Lebensmittel nur gekühlt sicher transportierbar: Sein Auto ist eins von zwei Kühltransportern der Tafel. Der altersschwache Ford ist zudem das größere der beiden Fahrzeuge. „Gut 600 Kilo Lebensmittel gehen in den gekühlten Laderaum“, sagt Manfred Both. Fällt der Ford ganz aus, hat die Tafel ein Transportproblem, denn nur gut gekühlt erreichen die Lebensmittelspenden sicher ihre Empfänger. Hier können Sie spenden: Spendenkonto bei der Sparkasse Vorpommern: IBAN: DE54 1505 0500 0112 2476 01 Verwendungszweck: „Helfen bringt Freude“ – ein Auto für die Tafel sowie Anschrift für Spendenquittung. „Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter warten auf die pünktliche Anlieferung der Lebensmittelspenden. Jede Verzögerung bedeutet für die fleißigen Helfer zusätzlichen Stress, da bis zur Ausgabe um 12.45 Uhr alle Waren sortiert in den Regalen liegen müssen“, sagt Tafelleiterin Kornelia Uschmann. Bis zu 800 Menschen sind monatlich auf die Unterstützung durch unsere Tafel angewiesen, darunter viele Familien mit derzeit 150 Kindern. Es gibt eine Warteliste, die in den letzten Jahren auf 200 Bedürftige angewachsen war. Diese wird Schritt für Schritt abgearbeitet. Corona macht die Lage nicht leichter: Es ist schwieriger geworden, für so viel Bedürftige ausreichend Ware zu beschaffen. „Die Märkte kalkulieren genauer oder bieten Lebensmittel kurz vor dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verbilligt an“, sagt die Tafelchefin. Die Corona-Pandemie und die Hamsterkäufe machten die Lage für die karitative Einrichtung nicht leichter. „Im ersten Lockdown im Frühjahr mussten wir zwei Tage schließen“, sagt Kornelia Uschmann. Für ihre Kundschaft, die sich aus Hartz IV-Empfängern und Rentnern in der Grundsicherung zusammensetzt, war das eine harte Zeit. Neue Organisation vermeidet Wartetschlangen: Die Zeit wurde genutzt, um die Räume einmal durchzumalern und die Organisation den neuen Bedingungen anzupassen. Die Tafelkundschaft wurde in zwei Gruppen aufgeteilt, die jeweils 14-tägig ihre Lebensmitteltüten erhalten. Es gibt für jeden Kunden einen Abholtermin mit Datum und Uhrzeit. Schlangen vor dem Tafelgebäude werden dadurch vermieden. Alle Jahre wieder: In der Adventszeit unterstützt die OSTSEE-ZEITUNG gemeinsam mit ihren Lesern Menschen in der Nachbarschaft. In der Aktion „Helfen bringt Freude“ sammeln die zehn Lokalredaktionen für verschiedene Projekte in der Region. Einen Überblick gibt es hier. Besserer Schutz für Risikogruppen: „Wir müssen auch unsere 23 Ehrenamtler schützen, weil viele unter ihnen bereits zur Risikogruppe gehören“, sagt die Leiterin. Das wird erreicht, indem die Kundschaft die Tafelräume nicht mehr betritt und ihre Lebensmittelspenden selbst einsammelt. Vielmehr erhalten sie ihre gepackten Tüten an einem Ausgabetisch am Eingang, der durch eine Plastikwand Kundschaft und Mitarbeiter vor virenhaltigen Aerosolen schützt. Finanzielles Defizit mit Hilfe von Spenden ausgleichen: Ein Erwachsener bezahlt für eine große und volle Lebensmitteltüte einen Obolus von zwei Euro, für Kinder wird ein Euro fällig. Schutzgebühr heißt das bei der Tafel. Doch diese reicht bei weitem nicht, alle Kosten zu decken, die anfallen. „Wir kommen bei der Tafel im Durchschnitt jährlich auf ein Minus von etwa 30 000 Euro, die wir als DRK versuchen, unter anderem über das Einwerben von Spenden auszugleichen“, sagt Burkhard Päschke. Lesen Sie auch: Stralsund: Sieben Meter große Sterne leuchten in der ganzen Stadt Bank spendet 30 000 Euro für Krebsprojekte in Vorpommern-Rügen Hansestadt stellt Tafelgebäude kostenfrei zur Verfügung: Sein Chef André Waßnick, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Rügen-Stralsund, weist auf die Unterstützung hin, die das das DRK erhält. „So wäre etwa ohne das hohe Engagement der Hansestadt Stralsund, welche die Immobilie kostenfrei zur Verfügung stellt, die Tafel nicht zu betreiben“, sagt Waßnick. Gleichzeitig macht er aber auch deutlich: „Das DRK steht zu seiner satzungsgemäßen Aufgabe und gleicht das finanzielle Defizit der Tafel auch über Zuschüsse aus.“ Auf Unterstützung vieler Menschen angewiesen: Nun kommt also noch ein Kühltransporter dazu, der 40 000 Euro kosten wird. Eine Investition, deren Notwenigkeit außer Frage steht, bei der die Stralsunder Tafel und das DRK jedoch auf die Hilfe vieler Menschen angewiesen sind. Eine Unterstützung, wie sie die OZ-Leser über die Weihnachtsaktion „Helfen bringt Freude“ alljährlich für Hilfsaktprojekte vor Ort beeindruckend unter Beweis stellen. Von Jörg Mattern