Per SMS den Kranichen auf der Spur

Sie sind wieder da: Der Kranichzug ist in vollem Gange. Und das eigentlich sogar schon seit Januar, erklärt Günter Nowald, Leiter des Kranich-Informationszentrums in Groß Mohrdorf. „Das sind dann die Brutpaare, die grundsätzlich als erstes erscheinen, um sich ihre Reviere zu sichern.“ Die ersten regulären Rastvögel sind seit zwei Wochen hier. Mittlerweile schätzt Nowald die Anzahl auf etwa 700 Glücksbringer, die allein in Günz bei einem morgendlichen Besuch zu zählen sind. In der Region sind es bereits über 2000 Kraniche. Besonders gut können Vogelfreunde die eleganten Tiere etwa von den Aussichtsplattformen in Günz und Hohendorf aus sehen. Zur Beobachtung empfiehlt der Experte die frühen Morgenstunden. „Gerade dann sind sie besonders mitteilungsbedürftig und in Balzlaune“, sagt Nowald. Inzwischen finden sich auch die Touristen, die von den Kranichen begeistert sind, im Informationszentrum und an den Aussichtsplattformen ein. Am Günzer See sind auch die Kranich-Ranger mit dem Info-Mobil vor Ort, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „Der Kranich-Tourismus ist im Frühjahr noch nicht so stark wie im Herbst, was einfach daran liegt, dass das Wetter meist nicht so optimal und der Anflug daher schwerer planbar ist“, sagt Günter Nowald. Einen Besuch des Informationszentrums empfiehlt er aber allen interessierten Gästen, um sich vor der Kranichexpedition mit den wichtigsten Informationen und Hinweisen zu versorgen. Für Nowald selbst ist das ganze Jahr über Kranichzeit. Vor zwei Jahren wurde begonnen, einige Tiere mit GPS-Sendern auszurüsten, um so mehr über ihr Reiseverhalten erfahren zu können. Denn von den rund 70000 Tieren, die Anfang März in Frankreich aufgebrochen sind, verweilt der Großteil nur übergangsweise in Deutschland. Ihr Weg führt sie weiter nach Schweden und Finnland. Täglich werden die Koordinaten der ausgewählten Kraniche per SMS an das Informationszentrum gesendet. Richtig spannend wird es jedoch, wenn es gelingt, näher an diese Tiere heranzukommen. Dann können über 36000 Datensätze von den Geräten abgerufen werden, die neben den bloßen Koordinaten auch Flughöhe und Geschwindigkeit aufzeichnen. „Was die Technik uns hier ermöglicht, ist wahnsinnig spannend. Es ist ein Riesenfundus, der aber auch beweist, dass der Zugweg der Vögel wahrscheinlich doch gefährlicher ist, als angenommen“, berichtet Nowald. So konnten von einem derart ausgestattetem Tier nur noch Reste des Federkleides gefunden werden, woran möglicherweise ein Steinadler nicht ganz unschuldig war. Besorgniserregend ist jedoch die Erkenntnis aus den gesammelten Daten, dass die Kraniche die Hälfte ihres Fluges in nur 200 Metern Höhe verbringen. Denn dann beginnen die Windkraftanlagen für die Vögel gefährlich zu werden, befürchtet der Biologe. Bevor sie in den Norden reisen, werden noch Tausende Glücksbringer in unserer Region zu beobachten sein. Attraktion für Touristen 50 000 Kraniche gleichzeitig werden jährlich in der Bock-Rügen-Kirr-Region im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft in der Herbstzeit erwartet. Auch im Frühling gibt es für die Liebhaber der Vögel so manches schöne Fotomotiv zu entdecken. Auf ihrem Weg in den Norden machen die Vögel Station in unserer Region. Derzeit sind bereits 2000 Tiere zu beobachten. Das Kranichinformationszentrum in Groß Mohrdorf ist von März bis Mai täglich von 10 bis 16 Uhr geöffnet. • Informationen zu Veranstaltungen und Exkursionen: www.kraniche.de Wenke Büssow-Krämer

Groß Mohrdorf - Per SMS den Kranichen auf der Spur