Protest siegt: Windpark Zandershagen gestrichen

Der Gegenwind, der teilweise doch recht stürmisch blies, hat die Windparkplanungen umgehauen: Nachdem vor einem Jahr bereits Steinhagen und Krummenhagen gestrichen wurden, ist jetzt auch die Eignungsfläche zwischen Richtenberg und Zandershagen verschwunden. Der Protest der Einwohner und Naturschützer hat sich gelohnt. „Dem Amt Niepars wurde mündlich mitgeteilt, dass die Windeignungsflächen rund um Zandershagen aus dem Entwurf zur zweiten Änderung des Raumordnungsprogramms herausgenommen wurden. Die Gründe kennen wir nicht, aber ich nehme an, dass hier naturschutzrechtliche Argumente angeführt werden“, sagt die Jakobsdorfer Bürgermeisterin Iris Basinski (CDU) und meint: „Egal, was dann in der Begründung steht — für uns ist das ein Erfolg. Sowohl die Gemeinde als auch einige Einwohner hatten ihre Einwände formuliert.“ Große Freude herrscht auch im Hause Schopf in Grün Kordshagen. Der Ort der Gemeinde Jaobsdorf grenzt an das Windfeld Zandershagen, aber auch an die einst geplante Testfläche von Avantis. „Wir hätten die Windräder viel zu dicht vor unserer Nase gehabt. Außerdem sind Windräder ein Vogelkiller — gerade hier, wo der Schreiadler zu finden ist“, sagt Reiner Schopf. „Die Naturschützer haben hier zwar keinen Adler-Horst gefunden, dafür wurden Jungtiere gesichtet. Es wäre ja auch ein Wahnsinn, wenn man auf der einen Seite neun Millionen für den Schutz des Schreiadlers ausgibt und auf der anderen Seite alles mit Windrädern zupflastert“, so der 77-Jährige, der sich seit 40 Jahren um den Vogelschutz kümmert und sich zudem im Dorfverein Steinhagen-Krummenhagen-Negast engagiert. Doch für Reiner Schopf geht der Kampf weiter. „Die Windpark-Kritiker im Land haben mit ,Freier Horizont‘ einen Dachverband gegründet. Und der strebt ein Volksbegehren an. Da geht es erstens um die Änderung der Baugesetze, damit Windfelder jetziger Größe mindestens zwei Kilometer von der Wohnbebauung entfernt sind.“ Zweitens wolle man auf See einen Abstand von 20 Kilometern zur Küste durchboxen. Im Dorfverein sorgt die Nachricht vom Aus des Windparks bei Zandershagen für Erleichterung. „Unser Verein war ja Initiator des Protestes gegen die Windräder in unmittelbarer Nähe unserer Dörfer. Insofern freuen wir uns, wenn die Flächen gestrichen werden sollten. Genauso gut ist die Nachricht, dass hier viel Geld in die Region fließt, den Schreiadler zu schützen. Und diese Maßnahme schließt ja wohl eine massive Windenergie-Nutzung aus“, findet Michael Masson-Wawer. Der 42-Jährige ist Vorsitzender des Dorfvereins Steinhagen-Krummenhagen-Negast. Bereits im April 2014 waren die Eignungsgebiete rund um Steinhagen aus dem Raumordnungs-Entwurf gestrichen worden. Weil die Planungsbehörde das Gehöft von Heinrich Ewert aus Krummenhagen übersah (absolutes Ausschlusskriterium für Windparks) und ein zweites Grundstück im 800-Meter-Umkreis „entdeckt“ wurde, schrumpfte das Windfeld von 35 auf 16 Hektar. „Die Fläche ist zu klein für Windkraftanlagen“, hatte Christiane Falck-Steffens, Leiterin des Planungsverbandes Vorpommern, damals auf einer Einwohnerversammlung das Aus begründet. Steinhagen Süd war zuvor schon wegen zu geringer Abstände ausgeschlossen worden, denn hier frisst der 500-Meter-Puffer zu den Naturschutzgebieten fast die ganze Fläche auf. Damit sind alle vier in die Kritik geratenen Windpark-Ideen wohl vom Tisch. Die Protestler bleiben aber skeptisch: Sie wollen das erst schwarz auf weiß sehen. Aus vier mach null Ursprünglich gab es zu den bereits existierenden Windparks (zum Beispiel in Tribsees, Gremersdorf, Lüssow oder Schmedshagen) keine weiteren Eignungsgebiete für Windräder, so sehr sich manch ein Investor wegen des lukrativen Geschäftes auch bemühte. Doch dann wurde der Regionale Planungsverband Vorpommern vom Land beauftragt, Voraussetzungen für die Energiewende zu schaffen. Flächen mussten her. Und so wurden die einst super strengen Ausschlusskriterien in puncto Naturschutz plötzlich anders interpretiert. Und deshalb wurde die 2. Änderung des Regionalen Raumordnungsprogramms für Vorpommern angeschoben. 4 Windparkflächen kamen in die Diskussion. Steinhagen Süd ging vor drei Jahren als Testfeld für Avantis ins Rennen — hinfällig, weil der Investor andere Ideen hatte. Zwei Flächen in Krummenhagen wurden wegen der nahen Bebauung gestrichen. Und nun ist mit Zandershagen auch das letzte Gebiet vom Tisch. iso Ines Sommer

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