Rockpoet mit alten und neuen Liedern

Vergesst doch mal die Radio-Charts — hört doch viel lieber mal wieder alte oder neue Zöllner-Lieder! Diesem Motto fühlte sich die hiesige treue Jüngerschar des Berliner Rockpoeten Dirk Zöllner offenbar verbunden und pilgerte am Freitagabend zu seinem sommerlichen „Tourlaubs“-Konzert in den Gustav-Adolf-Saal der Jakobikirche. Mit im Reisegepäck war neben altem und neuem Songmaterial selbstverständlich auch wieder sein grandioser Tastenmann André Gensicke, der mit ihm seit Jahren das Duo infernale bildet. „Auf der Reise“ war dann auch das passende erste Lied zum Auftakt des Konzertabends, es folgten „Alles oder nichts“ und der Song vom „Heiligenschein aus Phosphor“, bei dem der Saal schon nach wenigen Takten mitsang. Mit einem Hasslied namens „Meine Königin“ arbeitete sich Zöllner an einer gescheiterten Liebe ab und schaute mit einigem Bedauern auf eine Frau, die nun allabendlich mit einer Tüte Chips vor der Glotze sitzt. So kann es enden mit der einstmals Angehimmelten! Aus der Feder des Silly-Texters Werner Karma stammte der nächste Song mit dem Titel „Wo ist der Hund?“, dessen Inhalt mehrdeutige Interpretationen (also nicht nur, wo der Hund begraben liegt) zuließen. Dass Zöllner auch mit seinen 52 Jahren noch albern sein kann, stellte er mit der Zeilen „Hänschen Klein ging allein, und sein Fell war wuschelweich“ unter Beweis. Gleichzeitig wollte er noch „Die Kanzlerin von der Kanzel jagen und nach Athen tragen“. Aber was wollte Zöllner uns damit sagen? Richtig ernst kann Zöllner natürlich auch noch sein und schreit seine „Idylle im Krieg“ stimmgewaltig von der Bühnenrampe. Als Zugabe gab es noch einen weiteren textlichen Meilenstein aus seinem Repertoire, den „Käfer auf‘m Blatt“, der emotional immer noch tief reinhaut, ohne gekünstelte Sentimentalität. Christian Rödel

Stralsund - Rockpoet mit alten und neuen Liedern