So kommt der Stralsunder Zoo durch die Corona-Krise

Der Zoo ist leer. Keine Besucher auf den Wegen, keine Kinder auf den Spielplätzen. Doch der Betrieb läuft selbstverständlich weiter, denn die etwa 1000 Tiere, die auf dem 16 Hektar großen Gelände leben, interessiert es nicht, dass sich die Menschen weltweit mit einer Coronaepidemie auseinandersetzen müssen. Sie wollen gefüttert und gepflegt und einige auch bespaßt werden – doch der Alltag der Zoomitarbeiter hat sich verändert. Arbeit in zwei Schichten: „Unsere 18-köpfige Belegschaft arbeitet derzeit in zwei Schichten“, erklärt Zoodirektor Dr. Christoph Langner. „Neun Leute sind in einer Schicht und wir wechseln wöchentlich.“ Dazu zählen nicht nur die Tierpfleger, sondern auch Kraftfahrer oder Mitarbeiter der Werkstatt. Ziel ist es, den Kontakt zwischen den Schichten zu unterbinden und so das Risiko einer Ansteckung zu minimieren, falls sich ein Mitarbeiter mit dem Virus infizieren sollte. Und selbstverständlich sind alle Mitarbeiter angehalten, sich noch strenger an die Hygienevorschriften zu halten. „Allerdings gehört der Hautschutz bei uns in der Tierpflege zum Standard“, sagt Christoph Langner. „Wir hatten bereits mehrfach Einschränkungen, wenn ich in die Vergangenheit schaue, ob nun Geflügelpest oder die Maul- und Klauenseuche. Allerdings sind die Dimensionen der derzeitigen Einschränkungen einzigartig.“ Langeweile bei den Tieren: Neben den täglichen Aufgaben wie die Pflege der Tiere, die medizinische Versorgung und das Sauber- und Instandhalten der Ställe und Gehege, haben sich nun neue Herausforderungen hinzugesellt. „Unseren Tieren ist langweilig“, sagt Christoph Langner. „Schimpansen, Löwen oder Wölfe – den Tieren fehlt das Publikum.“ Das merke man deutlich am Verhalten. Da heißt es für die Mitarbeiter zu improvisieren. „Unsere Esel zum Beispiel sind gerade auf die Kamelkoppel umgezogen, damit sie nun eine neue Umgebung und damit Veränderung haben. Wir versuchen, etwas Bewegung in den Alltag der Zoobewohner zu bringen.“ Dazu zählt auch, dass das Training für die Tiere für die verschiedenen beliebten Shows weiterläuft. „Und wir mussten uns bei den Huftieren etwas umstellen, denn die wurden sonst von den Besuchern mitgefüttert. Das gleichen wir nun selbstverständlich aus.“ Die besucherfreie Zeit wird von den Zoomitarbeitern nun genutzt, um zu reparieren, zu erweitern und zu bauen. „Gerade werden Kabelgräben gezogen und unsere Arbeiten am Südamerikahaus laufen bisher planmäßig“, sagt der Zoodirektor und hofft, dass das so bleibt. Im Moment ist der Dachdecker am Werken. Auch die Erweiterung des Bistros „Delikater“, das derzeit für die Öffentlichkeit geschlossen ist, laufe. Paarungszeit im Frühling: Bei den Tieren selbst ist eine Menge los, schließlich ist Frühling und damit beginnt die Paarungszeit oder ist bei einigen der 150 Arten schon in vollem Gange. „Bei den Wölfen können wir das beobachten und hoffen sehr auf Nachwuchs.“ Genauso wie bei den Adlern, die ihre Eier bereits gelegt haben. „Bei den Greifvögeln gibt es nicht so oft Erfolg.“ Bei den Waldkäuzen steht der Schlupf unmittelbar bevor und auch die Ozelote befinden sich nach längerer Zeit einmal wieder in Paarungslaune. Hühner, Enten, Gänse – überall wird kräftig gebrütet und die Nachfrage von Privatpersonen nach den Tieren ist nach wie vor hoch. Ähnlich sieht es bei den Schafen und Ziegen aus, wo die Lämmer und Zicklein bereits durchs Gehege hopsen. „Auch sie würden wir an Privatpersonen abgeben, aber da müssen wir noch nach einem Weg schauen.“ Dicht am Geschehen bleiben: Um den Stralsundern, die einen Besuch im Zoo vermissen, die Zeit etwas zu verkürzen, tüfteln die Mitarbeiter gerade an Ideen. „Wir haben zum Beispiel überlegt, dass wir mit unseren Reittieren einen Spaziergang durch den Zoo zu machen und den in Bildern oder Filmen festzuhalten. So können wir unsere Besucher über Social-Media-Kanäle am Geschehen teilhaben lassen“, sagt Christoph Langner. Mehr zum Thema: Wegen Corona von 5000 auf 800 Essen: IB-Großküche in Stralsund muss umdenken Corona-Lage in MV: Das ist die Situation am Dienstag Coronavirus-Infektionen in MV überschreiten 200er-Marke Von Miriam Weber