So maritim waren die Hafentage

Wer wissen will, wie maritim die runderneuerten Hafentage in diesem Jahr wirklich waren, der spricht am besten mit jemandem, der seine Liebe zum Meer jeden Tag auslebt. Roland Hunscha ist der Kapitän des Segelschulschiffs „Greif“ und mit seiner Crew das zweite Mal bei den Hafentagen dabei gewesen. „Hier kommen viele Schiffe zusammen, natürlich ist das maritim“, sagte der 57-Jährige. Neben der „Greif“ konnten Gäste auch auf dem Schaufelraddampfer „River Star“ sowie weiteren Traditionsschiffen in See stechen. „Wir sind in Richtung Hiddensee gefahren und haben auch die Segel gesetzt“, berichtete Roland Hunscha. Und der Rummel mit den vielen Fahrgeschäften, gehört der zu einem maritimen Volksfest dazu? „Wenn man den abschafft, werden weniger Leute kommen, denke ich. Gerade Kinder langweilen sich dann schnell“, sagte der Seemann. 2019 soll es auch wieder ein Hafenfest in Stralsund geben. Es wird voraussichtlich am ersten Juni-Wochenende stattfinden. Ob die Hansestadt wieder zu den Veranstaltern gehören wird, ist noch nicht abschließend entschieden. Zunächst muss die Finanzierung für die kommenden Jahre geklärt werden. Mehrere Tausend Besucher kamen in diesem Jahr von Donnerstag bis Sonntag zu den Stralsunder Hafentagen. Erstmals saß die Stadtverwaltung selbst mit im Boot der Veranstalter. Anlass war die harsche Kritik an der kommerziellen Ausrichtung und dem mangelnden kulturellen Angebot des Hafenfestes in den vergangenen Jahren. „Wir wollten wieder ein Fest für die Stralsunder machen und das ist uns gelungen“, meint Jeannine Wolle vom Amt für Kultur und Öffentlichkeit in der Stadtverwaltung. In diesem Jahr seien wieder mehr Gäste als in den Vorjahren gekommen. Zentrum des maritimen Flairs war die Steinerne Fischbrücke. Auf der Bühne dort sind Shantychöre und Bands aufgetreten, darunter auch die „Mönchguter Fischköpp“ mit Sänger Olaf Zunk. Der muss wissen, wie die maritime Seele tickt – die Musiker sind schließlich auf der ganzen Welt unterwegs, weil sie verkörpern, was sich Amerikaner und Chinesen unter Norddeutschland vorstellen. „Es ist wunderschön hier, die Kulisse in Stralsund ist für ein solches Fest einmalig“, sagte Olaf Zunk. Er zeigte auf die „Greif“, die wenige Meter entfernt im Hafen lag. „Als junger Mann habe ich den Beruf des Matrosen gelernt. Auf dem Segelschiff haben wir unsere Abschlussfahrt gemacht“, erzählte er. Und nervt der Rummel? „Der gehört meiner Meinung nach nicht zu einem maritimen Fest. Aber irgendwie muss das alles finanziert werden – so ist das mit Kultur.“ Wer die Steinerne Fischbrücke in Richtung „Gorch Fock“ verließ, war tatsächlich mittendrin in der Bambule: Riesenrad, Autoscooter, Händler, die wackelnde Plüschhunde verkauften. Auch dafür gibt es offenbar ein Publikum. Wer jedoch am Restaurant „Fischermann’s“ um die Ecke bog, landete plötzlich in einer Oase der Ruhe. In einem Rondell aus Holzbuden plätscherte ein Brunnen, drum herum lagen Menschen in Liegestühlen und schlürften Cocktails. Erstmals gab es mit diesem „Küstenkosmoz“ ein ganz neues Areal bei den Hafentagen. Dort konnten sich die Gäste auch auf einem großen Bild verewigen, das später zu Gunsten der Jugendkunstschule versteigert werden soll. „Ich habe lange Zeit niemanden mehr zum Hafenfest geschickt. In diesem Jahr ist das anders“, meinte Marcel Klehm (36) von der Galerie „Wallstreet“. Im „Küstenkosmoz“ sei es oft richtig voll gewesen. „Die Leute sind lange geblieben – und das ist doch ein gutes Zeichen“, sagte Marcel Klehm. Alexander Müller

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