Abgebrüht: mit Anditschen und Auto-Salto

Das röhrt richtig: Wenn die Jungs vom P&E-Racingteam vor ihrer Werkstatt in Grün Kordshagen die hellblau lackierten Autos anschmeißen, bebt die Erde. Man ahnt die PS unter der Motorhaube — und spürt sie unter der Schuhsohle. Zwei Spezial-Golfs werden an diesem Abend verladen, startklar für das Stockcar-Rennen in der Basepohler PS-Hölle in Stavenhagen. Stockcars — das sind eigentlich Schrottautos, die für Freizeitrennen noch einmal aufgemöbelt werden. Mehrere Starter jagen um die Bahn — so wie im Grimmener Hexenkessel. Dabei sind Crashs und „Anditschen“ ausdrücklich erwünscht, um den Gegner auf der Piste auszuschalten. Was im Straßenverkehr das Schlimmste wäre, ist hier der Hingucker: ein Überschlag. Damit der Pilot so einen Auto-Salto gut verkraftet, ist der Wagen mit Spezialüberrollbügeln ausgestattet. Die Motorhaube wird extra stark befestigt, damit sie während der Fahrt nicht aufspringt oder durch die Gegend fliegt. Auch die Fahrer sind mit Helm und Nackenschutz gut gepolstert. Mit einem Golf I hat bei den Grün Kordshägern einst alles angefangen. „1997 sind wir die ersten Rennen gefahren, damals noch unter Berthker Flagge. 1998 hat uns die Gemeinde Jakobsdorf dann die alte Buswerkstatt in Grün Kordshagen zur Verfügung gestellt, und die können wir seitdem für unseren Motorsport nutzen“, erzählt René Möller. Der 36-Jährige war der Mann der ersten Stunde. Er erinnert sich noch gut an die große Crew, die damals als P&E-Racingteam bei keinem Stockc ar-Rennen fehlte. „Ob Appelshof, Stavenhagen oder Wendfeld — unsere hellblauen Autos haben überall abgesahnt“, sagt René Möller, von den Kumpels nur „Itze“ genannt. Über 300 Pokale in ihrem Klubraum zeugen von der erfolgreichen Ära. Die genaue Zahl der Siegtrophäen weiß keiner, denn irgendwann hört man auf zu zählen, so die Rennsportler. „Wir Älteren haben dann irgendwann Familie gegründet und uns etwas zurück gezogen. Da stand mit Martin und Mathias Meyer aber schon die nächste Garde bereit. Ein Glück. Ich bin echt froh, dass sie unsere Idee weitertragen und sich voll dahinter klemmen“, sagt „Itze“ voll des Lobes. Frank Grape, Johann Stoltenburg, Jan Linde sowie die Zwillinge Martin und Mathias Meyer jagen heute in den hellblauen Stockcars um die Pisten. Sie starten in den Klassen 60, 80 und 140 PS. „Am liebsten fahren wir Golf II, dafür kriegt man noch ganz gut Teile“, weiß Mathias Meyer und meint grinsend: „Natürlich erkennt man die Autos nicht mehr wieder, wenn wir sie in der Mache hatten. Aber 1500 Euro im Jahr steckt man schon rein in diesen Sport.“ Der 31-Jährige, der gerade Papa geworden ist, sattelt noch mal um und macht nun eine Ausbildung zum Straßenwärter. Was geht denn am häufigsten kaputt, wollen wir wissen. „Die Antriebssteuerung ist besonders anfällig“, sagt Zwillingsbruder Martin, der bei Raab Karcher arbeitet und mit Freundin und Kind in Steinhagen wohnt. Er betont, dass man sich in all den Jahren immer auf vier Partner verlassen konnte. „Paulsen & Eckhardt, Malermeister Arne Schlimper, das Motorradhaus Buchholz und die Schmiede Grape halten seit Jahren treu zur Stange.“ Zum Team gehören aber auch hellblaue Rennpappen. „Uwe Grape hat in Richtenberg seine eigene Tuning-Werkstatt für Trabant, baut seine eigenen Rennautos und heimst unter P&E-Flagge auch jede Menge Pokale ein“, sagt Holger Juhl, Rennfahrer „im Ruhestand“. Vom Rennen in der Basepohler PS-Hölle sind die P&E-Jungs übrigens mit drei Pokalen heimgekehrt. So hatte der Tross — da kommen schon mit Fans, Schraubern und Fahrerfrauen 20 Leute zusammen — wieder Grund zum Feiern. Da bleiben ja kaum noch Wünsche offen. „Doch“, sagt Martin Meyer. „Wir würden uns über Nachwuchs freuen. Aber die meisten jungen Leute denken nur ans Fahren. Dass da viele Stunden Arbeit dahinter stecken, sehen sie nicht, und wenn, kommen sie nicht mehr wieder. Schade, denn das ist ein tolles Hobby.“ So 1500 Euro stecken wir schon rein pro Jahr, um die Autos flott zu kriegen. Das ist also kein billiges Hobby.“Martin Meyer (31), P&E-Racingteam aus Grün Kordshagen Ines Sommer

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