Stralsund: Arzt spritzte Impf-Überdosis: "Fühle mich schuldig"

Acht Stralsunder Pflegekräfte haben am Sonntag zum Start der Impfungen gegen das Coronavirus eine Überdosis des Wirkstoffs verabreicht bekommen. Die OZ hat mit dem Arzt gesprochen, der die Spritzen gesetzt hat, die ihm eine Schwester angereicht hat. Sein Name ist der Redaktion bekannt, der Mediziner möchte aber nicht, dass er veröffentlicht wird. „Ich fühle mich schuldig, dass ich die Schwester nicht kontrolliert habe. Dass das passieren konnte, macht mich tieftraurig“, sagt der Arzt. Er hat jahrzehntelange Erfahrungen und genießt einen guten Ruf. Tausende Personen habe er bereits geimpft – ohne Komplikationen. Die „Sterberei“ soll ein Ende haben: Als Mediziner ist er in einem der Teams tätig, die derzeit im ganzen Land unterwegs sind, um Senioren in Pflegeheimen sowie Pflegekräfte gegen das Coronavirus zu impfen. „Meine Motivation war, dass die Sterberei endlich ein Ende hat. Nun ist mein persönliches Ego zerstört“, sagt der Vorpommer. „Ich bin da hingefahren in der Annahme, dass ich eingewiesen werde.“ Stattdessen habe es nur einen Zettel mit Informationen gegeben. Aktueller Beitrag zu diesem Thema: Impf-Überdosis in Stralsunder Pflegeheim: Wie konnte das passieren? „Es war alles gut organisiert soweit“, so seine Einschätzung. „Kern der Problematik war, dass der Impfstoff für mich wie auch für die Schwester ein Novum ist.“ Die Teammitglieder seien sich untereinander fremd gewesen, nicht mal den Namen vom anderen habe man gewusst. Bei seiner Schwester in der Praxis sei er sich stets sicher, dass die Impfstoffe richtig aufgezogen werden. „Sie wissen, dass ich da auch sehr genau bin.“ Spritzen sollen zu groß gewesen sein: Die kleinen Fläschchen, die so oft auf Pressefotos oder im Fernsehen gezeigt werden, enthalten fünf Dosen à 30 Mikrogramm des Wirkstoffs (BNT162b2-RNA). Dieser ist mit einer Kochsalzlösung aufzumischen und dann auf fünf Spritzen aufzuteilen. Das ist versäumt worden. Aufgefallen war die zu hohe Dosierung, als plötzlich für zwei Mitarbeiter kein Impfstoff mehr da war. „Da begann dann die Hysterie“, blickt der Arzt zurück. Die Spritzen zum Aufziehen des Serums seien zudem viel zu groß gewesen. „Damit spritzt man eigentlich solch eine Menge nicht“, meint er. Lesen Sie auch: Schwesig über Corona in MV: „Habe Sorge, dass wir nicht immer genügend Impfstoff haben“ Er ist froh, dass es den Geimpften gut geht. Zwei hätten keine Beschwerden, zwei hätten Beschwerden an der Einstichstelle und eine geimpfte Person hätte Fieber bekommen. „Das sind auch die bisher bekannten Nebenwirkungen, die die Entwicklerfirmen Biontech und Pfizer nennen“, sagt er. Bei den Personen habe er sich bereits entschuldigt. Mit dem Amtsarzt stehe er in Kontakt, um informiert zu werden, wie es den Betroffenen nach der Überdosis geht. „Es tut mir unheimlich weh, dass das passiert ist. Und es ist mir natürlich auch sehr peinlich.“ Von Stefanie Adomeit