Stralsund: Erster Advent im Lockdown

In besonderen Zeiten ist auch der erste Advent vielleicht ein bisschen anders – oder doch nicht? Die OZ hat sich umgehört, wie Stralsunder den Adventssonntag im Lockdown verbracht haben. Abgesehen von Spaziergängen und einem Rundgang durch das weihnachtlich erleuchtete Stralsund stand der Adventskaffee hoch im Kurs. Leuchtende Kinderaugen gab es in der Knieper Vorstadt: Die fünfjährige Alina Zerson konnte es kaum erwarten, dass ihre Mama Anja-Serina das erste Kerzenlicht auf dem Adventskranz anzündet. Mutter und Tochter haben zuvor noch einen glitzernden Weihnachtsstern aus Pappe gebastelt. „Meine Mama hat den Stern ausgeschnitten, und ich habe ihn mit glitzernden Farben angemalt“, sagt Alina stolz. Während die beiden Hansestädterinnen ihren Basteltätigkeiten nachgingen, hat Alinas Papa Maik schon mal den Weihnachtsbaum im Wohnzimmer aufgerichtet. „Das hat bei uns Tradition, den Weihnachtsbaum schon am ersten Adventssonntag aufzustellen, weil wir über die Weihnachtsfeiertage für gewöhnlich außerhalb von Stralsund im Urlaub sind und wir uns dann in der gesamten Adventszeit am beleuchteten Tannenbaum erfreuen können“, erklärt Vater Maik Zerson. Advent mit der Oma: Zum Kaffee am ersten Adventswochenende haben die Zersons Alinas Oma Helga Bluhm zu sich eingeladen, um gemeinsam ein kleines vorweihnachtliches Fest ganz in Familie zu feiern. Der berühmte Märchenfilm „Das singende, klingende Bäumchen“ stand ebenfalls auf dem Programm der Stralsunder Familie. Adventskaffee war auch an einem anderen Ort in der Hansestadt angesagt, bei Hanni Höppner, der Wirtin von Stralsunds ältester Kneipe „Zur Fähre“. „Aber an diesem Sonntag nur in ganz kleiner Runde mit meinem Partner Adrian Butler“, verrät sie. Und auch nicht lange, denn dann zog es Hanni Höppner zu ihrer „Fähre“. Die hat sie nun coronabedingt kurzerhand zu einem kleinen Laden umfunktioniert. Und der öffnet ab sofort täglich von 17 bis 19 Uhr die Türen. „Das ist auch gar nicht so abwegig“, erklärt sie. Denn immerhin sei die Kneipe von 1771 etwa 100 Jahre lang ein Laden gewesen, Tuchhandel und Kaufmannsladen. Den Duft des Meeres in Flaschen: Kleinigkeiten bietet Hanni Höppner nun zum Verkauf, ganz klar mit Bezug zur „Fähre“. Neben dem berühmten Kümmel „Stralsunder Fährwasser“ und dem dazu passenden Gießer, kann das Buch zur Geschichte der „Fähre“ erworben werden. Kreativ sind die Gutscheine unter dem Motto „Es gibt immer ein Danach“. Die sind dann sozusagen für die Zeit, wenn die „Fähre“ wieder ihre Türen als Kneipe öffnet. Und der Clou: Das Eau de Toilette „1332“. „Auf die Idee hat mich Karl Huck, von der Seebühne auf Hiddensee gebracht“, sagt Hanni Höppner und zwei weitere Stammgäste haben bei der Umsetzung geholfen. Nun gibt es also ein Parfum, dessen Inhalte unter anderem Kräuter, Pfeffer und „der Duft des Meeres“ sind, wie die Wirtin verrät. Der Name kommt übrigens nicht von ungefähr, denn im Jahr 1332 ist die „Fähre“ eröffnet worden. Aber auf eine Sache mit Hanni Höppner noch aufmerksam: „Bitte einen Beutel mitbringen, denn zum Verpacken habe ich nichts hier. Mit Mama backen, ist das Beste: Auf eine besinnliche Adventszeit setzt auch Kristina Kujehl (30). Ihr kleiner Sohn Felix ist ganz aufgeregt. Am Sonntagvormittag hat der Dreijährige noch mit seiner Mama Plätzchen gebacken. Diese gibt es in besinnlicher Runde am Nachmittag. „Wenn nicht gebacken wird, gehen wir raus oder es wird gemeinsam gespielt“, sagt Kristina Kujehl, die mit Sohn und Mann in Altefähr auf Rügen lebt. „Kaffee und Kuchen gibt es bei uns am Sonntag immer, in der Adventszeit dann aber mit passendem Gebäck dazu.“ Besonders beliebt bei Felix: „Weihnachtsbrownies“, sagt die Stralsunder Bankkauffrau. Auch beim Backen packt der kleine Mann schon mit an. Er rollt den Teig aus und sticht mit weihnachtlichen Förmchen Tannenbäume und Nikoläuse aus. Kindern eine Freude machen: Trotz des Lockdowns in Weihnachtsstimmung zu kommen, sei gar nicht so leicht. Aber mit den richtigen Aktivitäten schaffe man das. „Dafür lesen wir uns Weihnachtsgeschichten vor und hören Weihnachtsmusik“, verrät sie und schmunzelt. Denn Felix freut sich schon jetzt auf die Bescherung. „Jedes Mal, wenn der Postbote klingelt, denkt er, der Weihnachtsmann ist da“, sagt Kujehl. Doch bis dahin sind es ja bekanntlich noch etwa 26 Tage. Lesen Sie auch: Stralsund: Stiefelaktion am Nikolaustag in St. Nikolai Vorpommerns tollste Adventskalender Damit auch andere Kinder trotz des Lockdowns in Weihnachtsstimmung kommen, hat die 30-Jährige zahlreiche Kindersachen gespendet. So hat die ehemalige Tagesmutti von Sohn Felix, Moni Bremer von der Tageseinrichtung „Kleine Zappelfinger“, gleich vier Kisten mit Spielzeug und Kuscheltieren entgegen genommen. „Mit einer kleinen Spende kann jeder helfen“, sagt Kristina Kujehl – und hofft auf Nachahmer in dieser schwierigen Zeit. Denn nicht jedes Kind hat die Voraussetzungen für eine besinnliche Weihnachtszeit. Von Miriam Weber, Christian Rödel und Kay Steinke