Stralsund: Online-Petition gegen Wald-Abholzung in Andershof

Das ging schnell: Erst seit wenigen Tagen ist eine Petition gegen die geplante Rodung des Waldstücks in Andershof neben der Greifswalder Chaussee online, schon wurde das Ziel von 500 Unterschriften erreicht. Zudem unterschreiben weiterhin Menschen, die nicht wollen, dass auf der circa 1,2 Hektar große Fläche Bäume gefällt werden, damit Investor Fred Muhsal dort zwei Wohnhäuser, eine Kita und einen Supermarkt samt Parkplatz errichten lassen kann. Am Montagmittag waren es bereits 560 Unterschriften. Wer sich ebenfalls beteiligen möchte: www.openpetition.de/petition/statistik/abholzung-von-wald-in-andershof-verhindern „Ich bin überwältigt“, sagt Bjarne Ole Griebsch (20). Der Stralsunder IT-Student hat die Petition auf die Beine gestellt. Er habe davon gelesen, dass der Wald abgeholzt werden soll und dass sich Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) in die Sache eingemischt. Er kassierte eine Stellungnahme des örtlichen Forstamtes gegen die Rodung, und hat später selbst die Fällung befürwortet. „Da habe ich gedacht, ich muss etwas tun“, meint Griebsch, dem es vor allem um das Thema Klimaschutz geht. „Wald darf nicht Profitgedanken zum Opfer fallen“: Vielen Unterzeichnern ebenfalls, wie in den Kommentaren dazu zu lesen ist: „Artenschutz und Naturschutz sind wichtiger, als Bauland zu schaffen!“, steht dort. Oder: „Der natürlich gewachsene Wald darf nicht einem Profitgedanken zum Opfer fallen, sondern muss als Lebensraum für Flora und Fauna erhalten bleiben.“ Der Streit um den Wald hat eine lange Vorgeschichte. Im Kern geht es darum, ob es sich bei dem Bewuchs der Fläche um schützenswerten Küstenwald handelt, wie das Forstamt Schuenhagen meint, oder ob es eher als zufälliger Wildwuchs bezeichnet werden kann, wie Backhaus und die Landesforstbehörde es später taten. Ausgleichspflanzungen dafür gibt es auf der Insel Ummanz. Lesen Sie auch Schulstart in Stralsund: Zurück zum geregelten Unterricht Mehr Beachtung für die Residenz der Greifenherzöge in Franzburg Grundstücks-Verkäufe und Waldrodung: Haben Stralsunds OB und Minister Backhaus einen Deal gemacht? „Die Sache wirft Fragen auf“: Zuletzt hatte Jürgen Suhr, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Stralsunder Bürgerschaft, vermutet, dass Backhaus’ Einmischung im Zusammenhang mit der Beilegung eines jahrelangen Grundstücksstreits auf Hiddensee steht. Auch dort brachte sich der Minister ein und sorgte dafür, dass Wiesengrundstücke in Neuendorf, die sich in Stralsunder Besitz befinden, von den Pächtern weit unter Wert gekauft werden können. Da die Stadt in der Sache nachgab und Backhaus die hiesige Waldfläche kurze Zeit später zur Rodung freigab, zog Suhr einen möglichen Deal im Rathaus in Betracht: „Die Sache wirft Fragen auf.“ Stralsunds OB Alexander Badrow (CDU) und Minister Backhaus wiesen dies zurück. Die Stralsunder Bürgerschaft wird am 4. März wieder über das Waldstück Andershof diskutieren. Petitionseinbringer Griebsch will die Unterschriften im Vorfeld übergeben. „Ich hoffe, dass die Bürgerschaftsmitglieder auf die Bürger hören.“ Von Kai Lachmann