Leiter von Stralsunds „Plattdütsch Späldal“gestorben: Erinnerungen an Karl Peplow

„Karl war für mich ein ganz Großer“, sagt Antje Emmerich. Mit diesem Satz spricht die Stralsunderin vielen Wegbegleitern Karl Peplows, der mit 74 Jahren gestorben ist, aus dem Herzen. Groß war Karl Peplow nicht nur im wörtlichen Sinne. Eine Seele von Mensch, der in sich ruhte und dessen große Leidenschaft der niederdeutschen Sprache und der Heimatgeschichte gehörte und der große Spuren in Stralsund hinterlässt. Er liebte die plattdeutsche Sprache: Geboren auf Ummanz wuchs Karl Peplow mit der niederdeutschen Sprache auf – und er liebte sie. „Er hat sich so intensiv mit ihr beschäftigt, man konnte ihn alles fragen, und er wusste immer eine Antwort“, sagt Uli Bumann, der viele gemeinsame Jahre mit Karl Peplow bei der niederdeutschen Bühne „Plattdütsch Späldäl“ verbrachte, wie übrigens auch Antje Emmerich. Für die Laienspielgruppe hatte Karl Peplow eigene Stücke geschrieben, unter anderem „Den’n Düwel siene Schwester“. „Für uns ist das ein schwerer Schlag“, sagt Uli Bumann. Wenn er sich an Karl Peplow erinnert, dann ist es vor allem, dass „seine Ruhe den einen oder anderen manchmal aus der Fasson gebracht hat, aber ihn hat diese Ruhe getragen. Und manchmal war es gut, dass er einige Dinge ausgesessen hat“, sagt er mit einem leisen Lachen und auch Antje Emmerich bestätigt, dass Karl Peplow durch und durch ein Rüganer war, immer „ruhig und gelassen. Wie oft hat er zu uns gesagt: ‚Lot man, dat wat schon‘?“ Lesen Sie auch: Rügener Nachruf op Platt für Karl Peplow: „Bi emm wür Platt ümmer grot schräwen“ Die Bühne, das war sein Ding: Auf der Bühne zu stehen, sei für Karl Peplow das Größte gewesen. „Das war sein Ding, das hat ihm Spaß gemacht und da waren dann auch alle Wehwehchen vergessen“, erinnert sich Heidemarie Suckow, die 15 Jahre lang mit Peplow im Kulturamt Schreibtisch an Schreibtisch gesessen hat. „Er war ein toller Schauspieler, hat sich auf der Bühne wohlgefühlt und da konnte man sich auch 100-prozentig auf ihn verlassen“, ergänzt Uli Bumann. „Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals seinen Text vergessen hat.“ Auf Ummanz aufgewachsen, erlernte Karl Peplow zunächst den Beruf des Maschinenbauers auf der Stralsunder Volkswerft, bevor er Ausbilder und schließlich Programmierer bei Robotron wurde. Im Jahr 1985 wechselte er dann zur Kulturabteilung. „Das war die beste berufliche Zusammenarbeit, die ich hatte“, schaut Heidemarie Suckow zurück. „Er ging immer ein bisschen demütig durch das Haus“, sagt sie und muss dabei lächeln. „Das hatte aber damit zu tun, dass Karl so groß war und die Decken so niedrig.“ Seine Ruhe habe sie immer besonders beeindruckt. „Ich habe es nur zweimal erlebt, dass er überhaupt aus der Haut gefahren ist. Aber da haben sich dann die Balken gebogen, wenn er laut wurde.“ Lesen Sie auch: Stralsunder Karl Peplow bringt Buch über streitbare Schwestern auf Plattdeutsch heraus Der beste Weihnachtsmann: Gern erinnert sie sich an die Zeit, als Karl Peplow Chef-Weihnachtsmann auf dem Stralsunder Weihnachtsmarkt war. „Die Kinder haben ihn geliebt und es war einfach schön, das zu sehen, wenn ich ihn mal begleitet habe.“ Chef-Weihnachtsmann war der Familienvater von drei Söhnen übrigens seit 1992. Doch das ist längst nicht alles, woran man sich beim Namen Karl Peplow erinnern wird. „Karl hatte viele Ideen“, sagt Uli Bumann. So war er maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Plattdütsch Späldäl nach der Wende wieder das Wallensteinspiel zu den Festtagen auf die Bühne brachte. „Das haben wir zehn Jahre lang gemacht“, sagt Uli Bumann. Auch die legendären Ratssitzungen unter anderem bei der „Langen Nacht des offenen Denkmals“ gehen sozusagen auf seine Kappe. „Das hat ihm immer viel Spaß gemacht, weil man da auch ein paar Spitzen gegen die jeweils aktuelle Stadtpolitik loswerden konnte“, erinnert sich Heidemarie Suckow. „Er war ein angenehmer Gesprächspartner“: Außerdem war Karl Peplow einige Jahre Leiter des niederdeutschen Bühnenverbandes und hat nach seinem eigentlichen Berufsleben noch stundenweise im Stadtarchiv gearbeitet. „Er war ein angenehmer Gesprächspartner, dessen Herz für das Plattdeutsche und seine Heimat schlug“, sagt der heutige Direktor des Archivs, Dr. Dirk Schleinert. Er nimmt noch heute gern den Beitrag Peplows für die Festschrift des Greifswalder Professors Horst Wernicke aus dem Jahr 2016 in die Hand. „Der Beitrag ist komplett auf Plattdeutsch geschrieben und trägt den vielsagenden Titel ‚Ummanz – wur de Welt tau End is?‘“ Denn mak dat man gaut, Korl! Von Miriam Weber

Stralsund: Plattdütsch Späldäl-Leiter tot - Erinnerungen an Karl Peplow