Stralsund: Post und Postbank verkürzen Öffnungszeiten wegen Personalmangel

„Oh nein! Wie viel Pech kann man haben?“, fragt sich eine junge Frau, die offenbar im Stress ist. Sie hat ein Paket und mehrere große Umschläge erst in den Vorraum der Post am Neuen Markt hinein- und, nach dem Blick auf die Öffnungszeiten an der verschlossenen Tür im Inneren, enttäuscht wieder herausgetragen. „Ich bin nur kurz aus dem Büro raus und wollte das schnell erledigen“, sagt sie, während sie auf dem Smartphone nach der nächstgelegenen Möglichkeit sucht, ihre Sendungen aufgeben zu können. So wie ihr geht es zurzeit reihenweise Kunden der Deutschen Post. Zur Mittagszeit kommen sie im Minutentakt zur Filiale am Neuen Markt und gehen wieder unverrichteter Dinge. Der Grund: Vom 13. bis zum 30. November ist dort zwischen 13 und 14 Uhr geschlossen. Zudem blieben vorher bereits an mehreren Tagen die Türen zeitweise geschlossen, beispielsweise am Freitag, 6. November. Statt acht Stunden lang war nur von 11 bis 13 Uhr geöffnet, am Montag davor blieben die Türen gleich den ganzen Tag zu. Wer sein Paket abholen wollte, musste auch immer eine gewisse Portion Glück mitbringen. Wenn die Bank nicht öffnet, bleibt auch die Post zu: Schuld sind „krankheitsbedingte Personalengpässe“ bei der Postbank, wie Pressesprecher Hartmut Schlegel informiert. „Wir möchten uns bei unseren Kunden für die dadurch entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigen. Wir werden alles daran setzen, weitere Schließungen nach Möglichkeit zu vermeiden.“ Zum Hintergrund: Die Deutsche Post und die Postbank sind zwei verschiedene Unternehmen, kooperieren aber miteinander. So wie eine Post beispielsweise bei verschiedenen Einzelhändlern im Geschäft zu finden ist, werden am Neuen Markt die Brief- und Paket-Dienstleistungen eben bei der Postbank angeboten. Die „Hauptpost“, wie viele Stralsunder die Filiale noch immer nennen, ist also in erster Linie ein „Postbank Finanzcenter“. Und wenn die Bank nicht öffnet, kann auch die Post nicht betreten werden. Wartezeiten in der Vorweihnachtszeit sollen verkürzt werden: Schlegel weist darauf hin, dass die Kunden per Aushang und tagesaktuell auf www.postbank.de/filialen über die Öffnungszeiten informiert werden. Bevor schwere Pakete durch die Gegend getragen werden, ist ein Blick auf die Seite ratsam. Durch den Einsatz von „Springern“ konnte in der Vergangenheit manch ein Personalausfall aufgefangen werden, so der Pressesprecher. Jedoch: „Infolge von Corona musste der Transfer von Mitarbeiter/innen zwischen den Filialen stark eingeschränkt werden, um das Infektionsrisiko zu verringern.“ Ist auch mit Einschränkungen in der Vorweihnachtszeit zu rechnen? Ausgeschlossen ist das nicht. Laut Schlegel werden Vorbereitungen getroffen, um die Post am Neuen Markt in den paketreichen Wochen deutlich zu entlasten und die Wartezeit für die Kunden zu verkürzen. „Ein Großteil der Sendungen wird jetzt in umliegenden Partner-Filialen der Deutschen Post zur Abholung bereitgestellt. Wir erhoffen uns durch die Verlagerung verkürzte Wartezeiten für unsere Kunden. Sie werden von DHL benachrichtigt, wo und zu welchen Öffnungszeiten sie ihr Paket in Empfang nehmen können.“ „Ist das ein Päckchen oder schon ein Paket?“: Zwar stehen für Bank- und Post-Kunden im Vorraum mehrere Automaten, zum Beispiel fürs Kaufen von Briefmarken, zum Abgeben von Paketen und zum Geldabheben. Doch nicht allen Kunden ist damit geholfen. Die Pakete werden nur befördert, wenn sie ausreichend frankiert in den Automaten gelegt werden. „Ich weiß nicht, wie viel ich dafür bezahlen muss“, sagt eine ältere Dame, die einen hübsch verpackten Karton bei sich hat. „Ist das ein Päckchen oder schon ein Paket?“ Die Maße sind mit bloßem Auge schwer abzuschätzen und das Gewicht lässt sich auch nur raten. Ihre Lösung: „Dann gehe ich eben noch einmal zum Bäcker und warte, bis die Post wieder aufhat.“ Auch Gabriele und Ullrich Uhle tragen es mit Fassung. Nach anfänglicher Empörung über die verschlossenen Türen einigen sich die beiden Stralsunder darauf, noch eine Runde in der Stadt zu drehen und morgen zu einer anderen Uhrzeit wiederzukommen. Ullrich Uhle: „Im Grunde sind wir ja froh, dass es hier überhaupt noch eine Post gibt.“ Info: Post und Postbank haben montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet, am Sonnabend von 9 bis 12 Uhr. Die nächstgelegene DHL-Filiale ist in der Ossenreyerstraße 8, Postservice bietet auch Tabakwaren Kowalski, Frankendamm 23, an. Laut der Postbank hat sich in der Corona-Krise das Anlageverhalten der Deutschen geändert. Wichtig sei nun vor allem die schnelle Verfügbarkeit des Ersparten. Laut einer repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Kantar im Auftrag der Bank durchgeführt hat, parken 20 Prozent der Befragten ihr Geld nun vermehrt auf dem Girokonto. 13 Prozent kaufen mehr Aktien und Fondsanteile, fast genauso viele legen jetzt verstärkt Geld auf dem klassischen Sparkonto zurück, jeder Zehnte auf einem Tagesgeldkonto. Knapp acht Prozent der Befragten verwahren ihr Erspartes nun verstärkt zu Hause. Die Spareinlagen belaufen sich in Mecklenburg-Vorpommern im Durchschnitt auf 14 910 Euro pro Person, hat die Bank errechnet. MV liegt damit knapp vor Brandenburg auf dem vorletzten Platz aller Bundesländer. Die Liste wird angeführt von Hessen, wo das Sparguthaben pro Kopf bei 52 431 Euro liegt. Auf Platz zwei ist Berlin mit 32 029 Euro und auf Platz drei Hamburg mit 30 428 Euro. Lesen Sie auch: Kanzlerin Merkel rudert bei Konferenz mit Ministerpräsidenten zurück Cooles Video: Stralsunder Musikschüler basteln Clip aus vielen kleinen Stücken Pflegedienst in Tribsees trotzt Corona: Mitarbeiter umsorgen Patienten auf dem Land Von Kai Lachmann