Stralsund: Schlauer Rentner bei Quiz mit Jörg Pilawa

In einem ist sich Knut Hammann sicher: „Wir haben schon immer verrückte Sachen gemacht“, sagt der 82-Jährige mit Blick auf seine Frau. Dass er aber einmal bei der NDR-Quizsendung „Leuchte des Nordens“ mitmachen würde, hat er allein entschieden. Die sonntägliche Wissensrunde, die der Norddeutsche Rundfunk seit Dezember 2000 ausstrahlt, gehört zu den Lieblingssendungen des Paares, das im vergangenen Jahr Diamantene Hochzeit gefeiert hat. Er habe das erst mal allein entscheiden müssen, weil er ja nicht wissen konnte, ob er angenommen wird, sagt Hammann. Es habe ihn gereizt, da einmal mitzumachen, denn: „Wenn wir da so vor dem Fernseher sitzen und die Fragen hören, dann habe ich so bei mir gedacht, das könnte ich doch auch beantworten.“ Schon mal im DDR-Fernsehen gequizzt: Knut Hammann ist durchaus quiz- und fernseherfahren. „Mein Mann hat 1985 schon einmal bei ‚Asse im Spiel‘ mitgemacht“, sagt Hanna Hammann. Das war einst im DDR-Fernsehen ein Sport-Quiz mit dem beliebten Moderator Chris Wallasch. Sport hat für das Paar immer eine große Rolle gespielt. Beide haben sich beim Handball kennengelernt. Sie spielte damals für Lok Stralsund, er für Motor. Nun also 35 Jahre später ein neuer Anlauf in einem Quiz, das schon über die Kandidaten norddeutsch geprägt ist, da diese die fünf Bundesländern an der Küste repräsentieren. Knut Hammann hat sich stillschweigend beworben, bevor im März der erste Corona-Lockdown ausgerufen wurde. Frau auf Pflege von Knut Hammann angewiesen: „Erst im September habe ich wieder etwas vom NDR gehört, als mich eine Casting-Agentur anrief.“ Jetzt hieß es Farbe bekennen und Knut Hammann beichtete seiner Frau, was er vorhatte. „Ihr Verständnis hat es mir überhaupt erst ermöglicht, mich auf eine Teilnahme am Quiz zu konzentrieren“, sagt er. Denn Knut Hammann pflegt seine Frau, die seit einem Schicksalsschlag auf den Rollstuhl angewiesen ist. Also wurde gemeinsam eine Pflegevertretung organisiert und der Quiz-Fan konnte zum Casting des MV-Kandidaten nach Wismar fahren, um seine Fernsehtauglichkeit und einen Querschnitt seines Allgemeinwissens testen zu lassen. Noch mit 78 Jahren voll im Berufsleben: An beidem konnte eigentlich kein Zweifel bestehen. Wer mit Knut Hammann ins Gespräch kommt, wünscht sich selbst einmal, mit über 80 Jahren so umgänglich, fit und geistig beweglich zu sein. Er selbst führt das darauf zurück, dass er noch bis zum Alter von 78 Jahren voll im Berufsleben stand. 1957 hat er das Abitur an der damaligen EOS Hansa in Stralsund abgelegt. Später hat er sein Ökonomiestudium mit Diplom abgeschlossen und auf der Volkswerft Stralsund sowie für Kühlautomat Berlin gearbeitet, bis der Schiffbau im Zuge der Wende seine besten Leute entließ. „Ich habe versucht, mir immer neue Ziele zu stecken“, sagt Knut Hammann, schulte auf den Rat eines Freundes hin auf Versicherungsfachmann um und arbeitete sich in seinem Unternehmen bis in die Leitungsebene vor. Kein Wunder also, dass einer wie er, der gut mit Menschen kann, erst so spät loslassen konnte von einer Arbeit und einer Firma, die ihm ans Herz gewachsen waren. Alle Mitbewerber waren viel jünger als ich: Eigenschaften, die auch beim Castingteam Eindruck hinterlassen haben. Im Oktober kam die Einladung zur Aufzeichnung der Sendung in den NDR-Fernsehstudios in Hamburg-Lokstedt. Der Stralsunder fand eine lockere Atmosphäre vor, trotz der Corona-Bedingungen. Es wurde auf Abstand geachtet, Fieber gemessen und es waren nur 20 Zuschauer zur Show zugelassen. Jeder Kandidat hatte seine eigene Garderobe. „Alle Mitbewerber waren viel jünger als ich“, erzählt Hammann. Es gab einen Probestart. Das Quiz deckt viele Lebensbereiche ab. „Wir wurden behutsam an die Sendung herangeführt“, so Hammann, der schnell merkte, dass es etwas anderes ist, dabei zu sein, als sich das vom Fernsehsessel aus anzuschauen. „Obwohl ich mich vorbereitet und vorher noch viel nachgelesen hatte, trat bei manchen Quizfragen immer mal ein Blackout auf.“ Wer war von 2003 bis 2010 Ministerpräsident in Niedersachsen? Das war so eine Frage. „Zu Hause hätte ich Christian Wulff sofort gewusst. Doch vor laufender Kamera …“ Als Leierkastenmann von Japanerinnen umgarnt: Moderator Jörg Pilawa war offenbar schnell auf den gewitzten Senior aufmerksam geworden. „Dir steckt doch der Schalk im Nacken“, stellte der Fernsehmann fest. Das lag bestimmt auch an jener Episode, die jeder der Kandidaten zum Besten geben musste. Knut Hammann erzählte davon, wie er vor dem Brandenburger Tor in Berlin einen Drehorgelspieler abgelöst hatte, damit der eine Zigarettenpause machen konnte. Für einen Obolus von zwei Euro durfte er nicht nur Musik machen, sondern auch die Melone des Leierkastenmannes aufsetzen. „Und wie ich da so fleißig an der Kurbel drehte, fuhr ein Bus mit Japanerinnen vor, die mich und den Leierkasten für eine Attraktion hielten.“ Jede Frau stellte sich einzeln neben Knut Hammann auf, warf artig Geld ins Schälchen auf dem Kasten und ließ sich fotografieren, während dem Mann an der Orgel langsam warm wurde. Die Pointe: „Als alle japanischen Damen wieder im Bus saßen, kam das Berliner Original mit Blick auf die volle Kasse hocherfreut auf mich zu und meine Frau sah auch wieder glücklich aus.“ Sendung wird im nächsten Herbst ausgestrahlt: Knut Hammann ist tatsächlich für „verrückte Sachen“ zu haben. Aber hat er denn nun die Leuchte des Nordens gewonnen? „Das darf ich nicht verraten, da die Sendung erst im Herbst 2021 ausgestrahlt wird. Dazu mussten sich alle Kandidaten verpflichten“, sagt Hammann und schiebt mit verschmitztem Lächeln hinterher: „Es hat auf alle Fälle großen Spaß gemacht.“ Die OZ wird mit Hilfe des NDR den Ausstrahlungstermin der „Leuchte des Nordens“ mit Knut Hammann im nächsten Jahr rechtzeitig bekannt geben. Lesen Sie auch: Wismarer ist „Leuchte des Nordens“ Junge Stralsunderin bei Show mit Jörg Pilawa Von Jörg Mattern