Stralsund: Vom Tonnenschlepper auf Dänholm zur Museumsattraktion

Wir haben geschlossen, steht auf einem Banner am Zaun des Nautineums auf dem Dänholm. Das heißt jedoch nicht, dass sich hinter dem Zaun nichts tut. Am Donnerstagvormittag sorgt ein kleiner Menschenauflauf für Bewegung auf dem Außengelände an der Kaikante. Mitarbeiter des Meeresmuseums, dessen Außenstelle das Nautineums ist, vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) und der Stralsunder Innovation Consult GmbH (SIC) sind dabei, ein neues Kooperationsprojekt zu starten. Im Mittelpunkt des gemeinsamen Vorhabens stehen drei alte Loks, die früher einmal im Einsatz auf dem Tonnenhof des WSA waren und nun als Exponate im Bestand des Nautineums sind. „Im Rahmen einer Arbeitsgelegenheit werden diese Loks von unseren Teilnehmern aufgearbeitet, damit sie als Ausstellungsstücke wieder glänzen“, sagt Stefan Bauschke, Leiter Personal- und Projektmanagement der SIC. Über die SIC ist die Hansestadt mit im Boot: Die Stralsunder Innovation Consult ist das kommunale Beschäftigungsunternehmen der Hansestadt. Hier werden unter anderem langzeitarbeitslose Menschen über Projekt wie dieses wieder fit gemacht für den Arbeitsmarkt. Fünf Mitarbeiter werden sich in den nächsten Wochen der alten Lokomotiven annehmen. Aktuell sind bei der SIC 130 Teilnehmer in 23 verschiedenen Maßnahmen beschäftigt. „Auf unserem Tonnenhof haben diese Zugmittel früher mal die Seezeichen, die zur Reparatur kamen, vom Schiff in die Werkstatt geschleppt“, sagt Stefan Grammann, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes. „Klar, dass wir diese Aktion mit unserer Transport- und Ladekapazität gerne unterstützen.“ Derweil sind seine Mitarbeiter Ulrich Müller und Ralf Dassler dabei, die erste Lok auf einen schweren Lkw zu hieven „Für uns ist es wichtig, dass wir in der Region die Aufgaben gemeinsam anpacken“, sagt Grammann. Andreas Tanschus, Kaufmännischer Direktor des Meeresmuseums, bestätigt das gerne. „Wir haben mit dem WSA und der SIC stets gut zusammengearbeitet.“ 1998 zog der Tonnenhof des WSA vom kleinen auf dem großen Dänholm gewissermaßen auf die gegenüberliegende Seite des Kanals um. Die Loks blieben stehen und wurden bald zu Ausstellungsstücken des Nautineums, das hier als Außenstelle des Deutschen Meeresmuseums eingerichtet wurde. Nautineum ist bei Besuchern beliebt: Thomas Förster, Kurator für maritimes Kulturgut und Fachbereichsleiter Ausstellungen und Außenstellen des Meeresmuseums, weiß, wie sehr die Ausstellungsstücke gerade auf dem Außengelände – wie etwa das riesige Unterwasserlabor „Helgoland“ und eben auch die kleinen Loks samt Seezeichen auf der Lore – die Besucher in ihren Bann ziehen. „Immerhin kamen letztes Jahr gut 10 000 Gäste ins Nautineum“, sagt Förster und freut sich über das gemeinsame Projekt mit der SIC, dass mit den kleinen Loks aus ein Stück maritimer Technikgeschichte aufgearbeitet wird. Und dann gibt es da auch noch ein Stück Hoffnung, dass zumindest die einzige dieselgetriebene Lokomotive des Trios wieder fahrbar gemacht werden kann. „Diese hat einst auf dem Bock vor der Halbinsel Zingst Loren mit Sand und Erdmassen bewegt“, weiß Förster. Torsten Holz, Projektleiter bei der SIC, will es jedenfalls versuchen, dem einst als Feldbahnlok gebauten alten Lorenschlepper wieder neues Leben einzuhauchen. „Schließlich sind alte Diesel eigentlich nicht totzukriegen“, sagt Holz optimistisch. Dauereinsatz von Feldbahnen in Vorpommern: Feldbahnen, ähnlich wie diese, waren vor und nach dem Krieg in Vorpommern weit verbreitet. Sie schleppten in den 1920er Jahren Ernteerzeugnisse auf dem Rittergut Lanckensburg auf Rügen und sogar noch 1989 Ziegel in Grimmen oder Kreide in Sassnitz. Neugierige Technikfans werden sich jedoch noch etwas gedulden müssen, bis sie die aufgearbeiteten Loks in Augenschein nehmen können. Das Nautineum bleibt vorerst geschlossen. Andreas Tanschus: „Wir haben nach dem Lockdown die Mitarbeiter von zum Meeresmuseum und Ozeaneum abziehen müssen, um hier die gewachsenen Aufgaben seit der Wiedereröffnung unter Corona-Bedingungen absichern zu können.“ Lesen Sie auch Kino in Stralsund: Warten auf die Blockbuster Vorpommern-Rügen: Telekom treibt LTE-Ausbau im Landkreis voran Fichten in MV stark geschädigt – Holzpreise fallen extrem Von Jörg Mattern