Stralsunder Adventskalender Tür 8: Wenn der OB ins Hinterzimmer lädt

Im Adventskalender der Stralsunder OZ öffnen wir jeden Tag eine Tür in der Stadt und erzählen die Geschichten, die sich damit verbinden oder dahinter verbergen. Türchen Nummer acht befindet sich in der ersten Etage des Stralsunder Rathauses und führt uns in den ehrwürdigen und recht spärlich möblierten Senatorenraum. „Hier war früher ein Teil der Ratsbibliothek untergebracht“, sagt Gunnar Möller, Leiter der städtischen Denkmalpflege. Heute werden hier gelegentlich Hinterzimmergespräche geführt. Klischees, die man aus Filmen kennt, lassen sich aber nicht bestätigen. Dicke Schwaden glühender Zigarren? Im gesamten Rathaus ist das Rauchen verboten. Die Atmosphäre ist dank großer Fenster mit kleinem Balkon zur Fußgängerzone hin und hellem Licht zudem alles andere als schummrig. Einige Porträts alter Stadtoberhäupter hängen an den ansonsten strahlend weißen Wänden. Lesen Sie auch: Stralsunder Adventskalender Tür 7: Das ist hinter der schönsten Tür Stralsunder Adventskalender Tür 6: In dieser Brücke riecht es nach U-Boot Stralsunder Adventskalender Tür 5: So sieht es im Inneren der Stralsunder Rügenbrücke aus Stralsunder Adventskalender Tür 4: Der Tapentensaal – Raum voller Rätsel Stralsunder Adventskalender Tür 3: Tür auf zu Stralsunds ältestem Schiff: die „Aken“ Stralsunder Adventskalender Tür 2: Eine der ältesten Türen ist wieder schick Stralsunder Adventskalender Tür 1: Keller erzählt Storys von Bier, Bush und Störtebeker „Pressepause“ im kleinen Kreis: Dann hätten wir noch das wichtigste Klischee: Die Öffentlichkeit soll nichts von dem Besprochenen erfahren. Nun, Stralsunds Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) lädt die Journalisten sogar hierher ein. In der „Pressepause“ der Bürgerschaftssitzungen können Medienvertreter mit ihm und weiteren Mitarbeitern aus der Verwaltung im kleinen Kreis Beschlüsse besprechen und offene Fragen klären. Warum ist das überhaupt nötig? Nicht-Gewählte dürfen sich in der Bürgerschaft nur zu Wort melden im Tagesordnungspunkt „Einwohnerfragestunde“. Sie dauert übrigens nie eine ganze Stunde, sondern ist meist nach wenigen Minuten beendet, je nachdem, wie viele Bürger ein Anliegen haben. Weiterhin wird noch Experten zu verschiedenen Tagesordnungspunkten Rederecht erteilt oder Verwaltungsmitarbeiter geben Auskunft. Ansonsten reden ausschließlich die Politiker. O-Töne zu offenen Fragen: Das bedeutet: Für die Medien ist es nicht möglich, offengebliebene Fragen während der Sitzung zu klären. In der „Pressepause“ aber kann der OB in aller Ruhe Erklärungen und Einschätzungen abgeben. Die Journalisten bekommen ihre O-Töne und ein paar Schnittchen serviert. Zumindest war das bis Corona so. Seit Ausbruch der Pandemie fällt das Gespräch im Senatorenraum aus. Auch die kulinarische Verpflegung der Bürgerschaftsabgeordneten wurde eingestellt. Geblieben sind die dienstlichen Besprechungen der Senatoren in diesem Raum. Gunnar Möller weiß noch ein interessantes Detail: „Früher hatte Stralsund mal 16 Senatoren. Heute sind es nur noch zwei.“ Der Senatorenraum heißt übrigens so, weil er etwa in der Mitte zwischen ihren Büros liegt. Von Kai Lachmann