Stralsunder Esel grasen für den Naturschutz

Esel im Einsatz als Naturschützer? Es ist ein Versuch, den der Stralsunder Zoo und die Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV auf einer einstmals von der NVA der DDR militärisch genutzten Liegenschaft am Ufer der Blinden Trebel bei Gersdin praktizieren. „Die Esel aus unserem Zoo sollen dabei helfen, den Aufwuchs unerwünschter Pflanzen kurz zuhalten“, sagt Stralsunds Tierparkchef Christoph Langner. Bereits im Jahr 2001 hatte die Stiftung das Gelände, auf dem sich nach der Wende eine Motocrossbahn befand, erworben. Dies geschah damals unter maßgeblicher Mitwirkung von Karl-Heinz Grießbach, Franzburger Naturschützer und Umweltpreisträger des Landtages MV. Er hatte sich für die Sicherung und den Schutz dieser Fläche eingesetzt, weil darauf zahlreiche seltene Pflanzen und Tierarten zu Hause waren, so unter anderem eine Trocken- und Magerrasenvegetation mit entsprechender Fauna. Zahlreiche Gutachten belegten dies. „Um diesen Bewuchs zu schützen und eine Verbuschung des Geländes zu verhindern ist ursprünglich ein Beweidungskonzept entwickelt worden“, weiß Langner. Das Gelände war verpachtet worden, damit Schafe und Ziegen die Strauchvegetation klein halten konnten. Das gelang auch anfangs. Doch das so genannte Land-Reitgras erwies sich gegenüber dem Appetit von Schafen und Ziegen als sehr widerstandsfähig. „Die Gefahr war da, dass diese Grasart andere Gräser und Vegetation verdrängt und so den ursprünglichen Charakter des Schutzgebietes veränderte“, berichtet der Zoo-Chef. Er weiß auch, dass gemeinsam mit Karl-Heinz Grießbach schon länger über die Idee nachgedacht wurde, die Anstrengungen der Schafe bei der Landschaftspflege mit Eseln zu unterstützen. „Der Trockenstandort kommt den ursprünglichen Lebensbedingungen der Esel in heißen Ländern nahe“, sagt Langner. Er spricht zudem noch über einen weiteren Effekt, den die Esel beim gemeinsamen Weiden mit Schafen erreichen könnten. „Noch sind in dieser Gegend keine Wölfe gesichtet worden“, sagt er und weiß, dass der Wolf in Deutschland auf dem Vormarsch ist. „Esel können sich durch Huftritte gegen einen Angriff der Raubtiere wehren und so auch die Schafe mit schützen“, hofft der Zoo-Chef. Seit Ende Juli stehen vier Eselhengste auf der Schutzfläche bei Gersdin. Die Stiftung Umwelt- und Naturschutz hat für die zwei weißen und zwei grauen Tiere einen Unterstand geschaffen und die Umzäunung verbessert. Gemeinsam mit dem Stralsunder Zoo soll der Einfluss der Beweidung durch Esel auf die Vegetation mit Hilfe von Studien begleitetet und dokumentiert werden. Während die Schafe jedoch ganzjährig in Gersdin aktiv sein werden, gehen die Esel über Winter wieder zurück in den Stralsunder Tierpark. Seltene weiße Tiere 20 weiße Esel umfasst die Herde der weißen Esel des Stralsunder Zoos. Nicht alle Tiere sind auch ständig in der Einrichtung am Stadtwald zu Hause, sondern sind als Leihgaben auch in Tiergärten Eberswalde, Klewe und St. Peter Ording zu sehen. Weiße Esel sind eine seltene Züchtung, deren Ursprünge in die Barockzeit zurückreichen. 4 Esel — zwei weiße, ein grauer und ein schwarzer — sind im Naturschutz bei Gersdin im Einsatz. Jörg Mattern

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