Stralsunder IGS Grünthal: Diese fünf Länder erwarten die Schüler

Sie haben es schon wieder getan! Jana Piotraschke und Ines Hollatz, Lehrerinnen an der Integrierten Gesamtschule Grünthal in Stralsund, haben erneut ein von der Europäischen Union gefördertes Erasmus+-Projekt an Land gezogen. Das bedeutet konkret, dass Zehnt- und Elftklässler der IGS und Lehrer in den kommenden zwei Jahren mit Partnern aus fünf anderen europäischen Schulen zusammenarbeiten werden. Diesmal sind es Schulen aus Selfoss (Island), Lajes do Pico (Pico Island auf den Azoren, Portugal), Le Lamentin (Martinique, Frankreich), Kuopio (Finnland) und Saint Pierre Cedex (La Reunion, Frankreich). Die Fäden laufen in Stralsund zusammen: „Diesmal“, weil sich die beiden Lehrerinnen seit vielen Jahren für den internationalen Austausch engagieren und seit mindestens fünf Jahren regelmäßig an Erasmus+-Projekten teilnehmen. „Und zum dritten Mal in Folge haben wir den Zuschlag als koordinierende Schule bekommen“, sagt Jana Piotraschke. Auch das ist keine Selbstverständlichkeit. „Etwa 220 englischsprachige Antragseiten, viele Wochen intensive Arbeit in der Freizeit und ein detailliert ausgearbeiteter Arbeitsplan waren nötig, um die EU letztlich davon zu überzeugen, dem Projekt ‚Bridges‘ den Höchstbetrag der diesjährigen Förderung zukommen zu lassen. Das ist schon irgendwie eine Sensation. In Zeiten von coronabedingten Finanzkürzungen sind wir sehr stolz darauf“, erklärt Ines Hollatz. Digitale Postkarten verschicken: Bei den Erasmus-Projekten geht es in erster Linie darum, sich mit anderen europäischen Schulen auszutauschen. Diesmal steht alles unter dem großen Thema „Bridges“ (Brücken). Im Fokus sind dabei nicht nur Kompetenzschulungen und der Gebrauch Neuer Medien, sondern auch eine gesunde Lebensweise und Sport. Und das immer im Austausch mit den anderen Partnern. Klar seien die gegenseitigen Besuche so etwas wie das Salz in der Erasmus+-Suppe, aber bei Weitem nicht alles. „Derzeit starten wir mit verschiedenen Aktionen, die sich dann ausschließlich auf der Plattform eTwinning abspielen“, erklärt Jana Piotraschke. Diese Plattform ist ein geschützter, virtueller Raum, auf dem sich nur die Teilnehmer bewegen können. „Dort kann gechattet werden, finden Videokonferenzen statt und dort präsentieren wir auch Ergebnisse unserer Arbeiten oder können Materialien austauschen.“ Im Moment arbeiten die 15- bis 17-Jährigen an digitalen Postkarten, wie Jana Piotraschke es nennt. „Sie erstellen zwei Videoclips. In dem einen präsentieren sie unsere Schule und unsere Region und in dem anderen geht es um unsere Weihnachtstraditionen. Und das machen die anderen Schulen auch und die Clips sind dann bei eTwinning zu sehen.“ Außerdem wird an einer digitalen Schatzsuche gearbeitet, die jede Schule für die anderen Teilnehmer erstellt. Darin müssen Aufgaben oder Rätsel gelöst werden und nebenbei wird mit den Klischees über die einzelnen Länder und Kulturen aufgeräumt, die es gibt. Authentischeres Lernen ist kaum möglich: „Es gibt kaum eine abwechslungsreichere und authentischere Möglichkeit als diese, um etwas über die europäischen Nachbarn zu erfahren“, sagt Jana Piotraschke. Für ihre Kollegin und sie sind diese Projekte mittlerweile eine Angelegenheit, in die sie nicht nur viel Kraft und Zeit, sondern auch Herzblut investieren. Doch das jedes Mal auch mit Leidenschaft. „Es ist einfach faszinierend“, versucht Jana Piotraschke zu erklären. „Ich bin davon überzeugt, dass in jedem Individuum der Wunsch steckt, lernen zu wollen.“ Und mit solchen Projekten könne sich dieser entfalten. „Unsere teilnehmenden Schüler sind plötzlich ganz heiß darauf, zu lernen. Sie arbeiten freiwillig in ihrer Freizeit und in englischer Sprache und sind davon begeistert“, sagt sie mit einem Lachen. Genau das sei das Schöne daran. „Es eröffnen sich so viele Grundlagen für Kommunikation.“ Und auch für die Lehrer selbst sei das Projekt immer mit Mehrwert und Nachhaltigkeit verbunden. „Durch den Austausch können wir nicht nur von den Erfahrungen der anderen profitieren oder unsere Erfahrungen teilen, sondern wir sehen auch, dass Kollegen und Schüler in anderen Ländern mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie wir“, sagt Ines Hollatz. Zeit, um mit dem „Brückenbau“ zu beginnen: Gerade in der jetzigen Situation, auch die IGS Grünthal hatte mit den Auswirkungen von Corona-Infektionen zu kämpfen, sei es schön, dass es auch mal wieder etwas Positives zu berichten gibt. „Wir freuen uns um so mehr, dass wir das Projekt erneut koordinieren dürfen, weil es in dieser Form eines der letzten sein wird“, schaut Jana Piotraschke voraus. Doch jetzt stehen erst einmal alle Zeichen auf Anfang, um Brücken in alle Richtungen Europas zu bauen. Lesen Sie auch: Theater Vorpommern: Hänsel und Gretel wollen unbedingt auf die Bühne Landkreis Vorpommern-Rügen will mehr Geld von Städten und Gemeinden Von Miriam Weber