Stralsunder Paar erfüllt sich großen Traum mit PhysioFit

Während im Coronajahr für viele Menschen eine Welt zusammengebrochen ist, haben sich die Stralsunder Modedesignerin Nektaria Theocharidou und ihr Mann Michail Ntamotsidis eine neue aufgebaut: Sie ist 200 Quadratmeter groß, hell, geschmackvoll eingerichtet und in der Stralsunder Frankenstraße 81 zu finden. Der Name – PhysioFit. Das Programm – vom Arzt verschriebene Therapie-Einheiten und Massagen, die er abdeckt, und Yoga-Kurse für Erwachsene und Kinder, die sie anbietet. Also Sonnengruß und Lotussitz anstatt Abendkleider und Modenschauen? Nicht ganz. Neue Kollektionen entwirft und näht Nektaria nun zwar nicht mehr. „Das ist sehr kostspielig. Außerdem kann man sie nicht präsentieren, weil wegen Corona alle Modeschauen ausfallen“, beschreibt die 28-Jährige die Situation. Trotzdem arbeitet sie weiter an neuen Kleidern, wenn Kundinnen sie bei ihr anfragen. Auch Brautmode war schon dabei. „Ich kann einfach nicht ruhig sitzen und liebe das Nähen zu sehr. Es wird immer zu mir gehören.“ Models zeigten der Designerin Yoga: Zwei Jahre lang arbeitete sie als freiberufliche Modedesignerin in Berlin. Doch das Leben war stressig. „Wir lieben Stralsund sehr und wollten unbedingt wieder zurückkommen. Hier ist meine Familie“, erzählt sie. Ihre Eltern betreiben in der Hansestadt das griechische Restaurant Poseidon. Im vergangenen Jahr ging es von der Hauptstadt zurück nach Norden. In Berlin habe sie viele Models als Freundinnen. Berufsbedingt achten die Damen sehr auf ihre Figur, leben gesund. Sie zeigten ihr Yoga. „Das hat mir richtig viel Spaß gemacht und ich habe gemerkt, dass mir so etwas in meinem Leben gefehlt hat“, erzählt Nektaria, die ursprünglich aus Thessaloniki kommt, der zweitgrößten Stadt Griechenlands. 2001 kam sie nach Deutschland. Lesen Sie auch Stralsunds Plan für Ende des Lockdowns: Erster Schritt am Montag Stralsunder Dirigent hört immer häufiger „Mmmh“ Geocaching in Stralsund: Die Hansestadt spielerisch neu entdecken Die Praxis trägt ihre Handschrift: Ihr fiel auf, dass die Übungen, die ihr Mann, Physiotherapeut und ebenfalls aus Thessaloniki, mit seinen Patienten macht, gar nicht so weit entfernt sind von dem, worauf es im Yoga ankommt. So entstand der Traum, beides zu verbinden und gemeinsam etwas aufzubauen. Ihren Mann und ihre Familie vom Yoga zu überzeugen, dauerte nicht lange. „Sie haben zuerst gedacht, dass es so schwer nicht sein kann. Aber als ich mit ihnen eine halbe Stunde lang Übungen gemacht habe, haben sie gemerkt, dass mehr dahintersteckt“, erzählt sie. Seitdem ihre Eltern das Restaurant wegen des Lockdowns schließen mussten, machen auch sie nun Yoga. Und ihr Mann habe sie schon immer in dem unterstützt, was sie tat. Aus zwei Geschäften wurde eins: Nektarias Plan lautete fortan: Yogalehrerin werden. Sie absolvierte im vergangenen Jahr eine Weiterbildung, 200 Stunden. Zweieinhalb Wochen lernte sie in Portugal. „Das war erfrischend und entspannt“, blickt sie zurück. Denn währenddessen wurde in Stralsund fleißig gewerkelt. Mit Unterstützung der Familie baute Michail die Praxis aus. „Vorher waren hier zwei Ladengeschäfte. Die haben wir zusammengelegt“, erzählt der 31-Jährige. Sie verlegten einen schicken Fußboden, zogen neue Wände und bauten einen großzügigen Fitnessraum aus. Die Deko trägt Nektarias Handschrift. Als alles fertig war, hat nur noch die große Einweihungsfeier gefehlt. Doch die musste wegen der Coronabestimmungen ausfallen. Immerhin konnte die Praxis aber seit der Öffnung im vergangenen November durchgehend offenbleiben: Sie ist eine medizinische Einrichtung und war deshalb vom Lockdown nicht betroffen. Kurse sollen klein bleiben: Nektaria ist nun ausgebildete Yogalehrerin, auch für Kinder. Zudem hat sie eine Zusatzqualifikation: Yoga für Schwangere. Der erste Kurs für Kinder begann in der vergangenen Woche, Erwachsene müssen aufgrund der Coronabestimmungen noch warten. Kontaktloser Sport in geschlossenen Räumen könnte aber in Vorpommern-Rügen in absehbarer Zeit wieder möglich sein. Im Fitnessraum der Praxis sind dafür 70 Quadratmeter zur Verfügung. Die Größe der Kurse soll acht Personen nicht übersteigen. „Dann bekommt jeder die Aufmerksamkeit, die er verdient“, sagt die frisch gebackene Lehrerin. Ein bis zwei Kurse am Tag, jeweils eine Stunde lang, das ist ihr nächstes Ziel. Und auch er hat weitere Pläne: „Ich will Personal Trainer werden und den Bereich Krafttraining ausbauen.“ Das Paar beweist: Die Stadt wechseln, einen neuen Beruf lernen, mit Mut und Ideen ein Projekt anfangen, in Größenordnung investieren, ein Unternehmen gründen, sich etwas aufbauen: All das ist auch mitten in der Krise möglich. Von Kai Lachmann