Stralsunder Unternehmer berichtet: So hat es mit der Soforthilfe geklappt

Die Nachfrage nach dem Soforthilfeprogramm reißt nicht ab, hieß es in einer Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums. Bei den Zahlungen handele es sich um nicht-rückzahlbare Zuschüsse. Circa 27 000 Anträge seien beim Landesförderinstitut eingegangen. 153 000 Mal sei das Antragsformular bis Anfang April heruntergeladen worden. Zu diesen Antragstellern gehörte auch Dirk Möller, Inhaber von Teaboutique und Tea Room in der Heilgeiststraße der Stralsunder Altstadt. Bei ihm ist die finanzielle Hilfe bereits angekommen. Darüber sprachen wir mit ihm. Herr Möller, mit welchen Einbußen müssen Sie seit der durch die Politik angeordneten Maßnahmen zurechtkommen? Ich hatte schon rechtzeitig im März meinen Teeraum geschlossen. Er war zwar sehr gut gebucht, aber einige Gästen hatten von sich aus storniert, den restlichen hatte ich abgesagt. Eine Woche später musste ich den Teeraum dann sowieso schließen. Das ist jetzt alles 6 Wochen her. Und Ihr Tee-Geschäft? Da gab es erstmal große Unsicherheit, was man darf und was nicht. Keiner wusste , was jetzt passiert. Alle mussten schließen, nur systemrelevante Geschäfte durften öffnen. Also machte ich erstmal zu. Dann suchte ich übers Wochenende im Internet nach Antworten und öffnete am folgenden Dienstag wieder, da zu Lebensmitteln auch Genussmittel gehören. Das Ordnungsamt kam die ersten drei Tage zur Kontrolle und gab mir Sicherheit, dass so alles in Ordnung sei. Sind Ihnen noch mehr Standbeine weggebrochen? Ja, ich beliefere auch Hotels, Gaststätten, Cafés oder Friseursalons mit Tee. Das ist natürlich komplett weggebrochen. Außerdem gehört zu meinem Sortiment auch Geschirr, dass gerne von Touristen gekauft wird. Die fehlen natürlich. Der Kundenstrom ist abgerissen, so dass auch das ganze Ostergeschäft hinfällig war. Meine online-Bestellungen haben zwar zugenommen, aber hier bestellen vor allem Kunden, die sonst ins Geschäft kommen. Ich muss allerdings sagen, dass ich froh bin, viele Stammkunden zu haben, die trotzdem noch in die Teeboutique kommen. Da bin ich sehr dankbar, denn das ist nicht selbstverständlich. Welche Verbindlichkeiten standen dem gegenüber? Natürlich muss ich Miete zahlen. Mein Vermieter hatte mich freundlicherweise angesprochen, dass ich mir keine Gedanken machen müsse. Die Krankenversicherung hätte ich für zwei Monate stunden können. Und mein Teelieferant Ronnefeldt hatte mir mitgeteilt, dass ich erstmal Rechnungen nur so begleichen solle, wie ich es kann. Und dann hat die Landesregierung finanzielle Hilfen in Aussicht gestellt. Ja, am 24. März hat die Ministerpräsidentin darüber informiert. Ich habe dann per Mail einen Antrag gestellt. Daraufhin habe ich eine automatische Mail zurückbekommen, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich den Antrag per Post zusenden muss, weil er nur dann bearbeitet wird. Das habe ich dann auch gemacht. War die Antragstellung tatsächlich unkompliziert? Ja, das Ausfüllen des Antrags war einfach. Der schwierigste Punkt waren die Kosten. Was diese betrifft habe ich die Monate des Vorjahres zugrunde gelegt. Es galt aber zu berücksichtigen, wie viel Umsatz ich jetzt überhaupt noch mache. Wie lange hat die Bearbeitung gedauert? Erstmal muss ich sagen, war das doch eine sehr ungewisse Zeit. Die Frage, bekomme ich eine Unterstützung oder nicht, beschäftigt einen rund um die Uhr. Ich wusste, ich darf den Antrag nur einmal stellen, und zwischendurch anrufen und nachfragen bringt auch nichts. Eigentlich hieß es: Abwarten und Tee trinken, was ja in meinem Fall passt! Von einigen Unternehmern wusste ich, dass sie nach acht Tagen bereits die Unterstützung erhalten hatten. Am 13. Tag nach Antragsabgabe habe ich dann den Bewilligungsbescheid im Briefkasten gehabt. Das Geld war dann einen Tag später auf dem Konto. So konnte ich meine Verbindlichkeiten bedienen. Ihr Fazit? Ich denke, wichtig ist, trotz aller Probleme Ruhe zu bewahren und sachlich an das Thema heran zu gehen. Vielleicht hilft das, diese schwere Zeit überstehen. Letztlich stellt die Corona-Krise eine große Herausforderung an uns alle, bei der man nicht weiß, wo die Reise hingeht. Zwar dürfen die ersten Geschäfte anderer Branchen jetzt wieder öffnen, aber Normalität haben wir noch lange nicht erreicht. Vor allem, wenn ich an die Hotel- und Gaststättenbranche denke, geht mir das aufgrund meiner 30-jährigen Berufszugehörigkeit sehr nahe. Mehr lesen: So gehen Stralsunder Lungenärzte mit dem Coronavirus um 38 Jahre vor Corona: Als Vorpommern schon einmal eine Sperrzone war Minimanufaktur aus Parow kocht für Kitakinder in der Notbetreuung Von Elke Rüster