Stralsunder „Weihnachtsteiche“: Geschmückte Boote auf dem Knieperteich

Mit einer kreativen Idee haben die Macher des Stralsunder Bürgergartens angefangen, den Knieperteich zu gestalten. Kleine, weihnachtlich geschmückte Boote zieren das Gewässer an der Altstadt. Ziel der Aktion: „Wir wollen Mut und Hoffnung machen und die Leute auch in den Wintermonaten zu einem Spaziergang an der frischen Luft animieren“, sagt Bert Linke, Pächter vom Stralsunder Bootsverleih. Mit den „Weihnachtsteichen“ will er eine gemeinschaftliche Plattform mit hanseatischer Note schaffen. „Nicht nur an Weihnachten, sondern über den Winter hinweg. Denn es wird noch dauern, bis wir Corona besiegt haben.“ Inspiriert von Stralsunder Steinschlange: Die maritimen Weihnachtsvorboten erfreuen nicht nur Spaziergänger. Auch in sozialen Medien tauchen die illuminierten Boote immer wieder auf. „Wir wollen die Kinder der Hansestadt erfreuen“, so Linke. Sie könnten sich über ihre Familien, Vereine oder auch Firmen einbringen, Boote selbst dekorieren – oder Utensilien zum Dekorieren beim Bürgergarten abgeben. Wer mitmachen will, soll einfach eine Mail an info@buergergarten-stralsund.de schicken. „Gemeinsam können wir die Boote dann verankern“, sagt Linke. Er greift mit den Weihnachtsteichen eine Idee auf, die viele Stralsunder durch den ersten Lockdown geholfen hat: die Stralsunder Steinschlange. Im April hatte Initiatorin Sandra Mauritz den bunten Stein am Frankenteich angelegt. Mehrere tausend Kunstwerke kamen bis Mitte November hinzu. Mit positiven Sprüchen und Botschaften wie „Bleibt gesund!“ und „Zusammenhalt, Gemeinschaft, Freundschaft, Liebe“ wurde die Schlange zu einer Open-Air-Galerie, die viele, nicht nur Stralsunder, an den Frankenteich lockte. Bürgergarten könnte auch im Winter öffnen: Ein ähnliches soziales Kunstwerk schwebt Linke auch vor, aber mit Böotchen und nicht am, sondern auf dem Teich. „Lichtblicke sind wichtig“, sagt er. „Ein kleiner Spaziergang um den Teich kann Freiräume erschaffen. Um Neues zu entdecken, sich um sein „Quietscheentchen“ zu kümmern oder um einfach mal aus der Bude zu kommen.“ Die Lockdown-Zeit sei besonders für jene schwer, die derzeit keine intakte Familie haben – und in einer beengten Stadtwohnung leben müssen. „Viele Stralsunder haben keinen Garten“, sagt Linke. Genau für diese sei der Bürgergarten im Sommer da, mit seinen Grillplätzen und dem Bootsverleih. Dieses Angebot will Linke perspektivisch auf die kalte Jahreszeit ausweiten – als Weihnachts- bzw. Wintergarten. Dafür hat das Team die Fläche am See umgestaltet. Entstanden sind drei Glühweinhütten, so dass es auf dem Gelände mit Bootshaus und Veranda nun fünf Veranstaltungsorte gibt, die für Familientreffen angemietet werden können – sobald Corona dies wieder zulässt. „Unser Ziel ist eine legale Begegnungsstätte für Familien“, sagt Linke. Bürgergarten hofft auf Öffnungsmöglichkeit im Frühjahr 2021: Über den Sommer 2020 hinweg hätte das Konzept gut funktioniert. „Man bucht online die Location. So wissen wir, wer kommt, und die Familien können Getränke und Essen auch selbst mitbringen“, sagt Linke. Derzeit lässt die aktuelle Gesetzeslage dieses Konzept nicht zu. Dennoch: „Sollten klare Strömungen in Hinblick auf eine mögliche Öffnung vor April erkennbar sein, so werden wir diese auch wahrnehmen“, verkünde er über Facebook. Also wäre ein „Wintergarten“ auch nach Weihnachten noch denkbar. Linkes Konzept ließe sich auch erweitern, so dass auch eine Art „Weihnachtsmarkt“ auf dem Bürgergarten-Gelände nachgeholt werden könnte. „Wenn die Coronazahlen stimmen“, so Linke – und wenn die Stadtwerke als eigentlicher Ausrichter auf eine Kooperation ebenfalls Lust hätten. „Wir sind da total offen“, signalisiert Linke. Ruhige, aber wirtschaftlich gute Saison für Bürgergarten: Für das Re-Opening wird sonst Ostern 2021 angepeilt. Dann will der Bürgergarten an die gute Vorsaison anknüpfen. „Ich betreibe den Laden hier jetzt seit 2013. Zum ersten Mal können wir von schwarzen Zahlen sprechen“, sagt Linke für 2020. Nach 2019 musste er den Bürgergarten neu ausrichten. Dadurch fielen auch Aktionen wie die „Montagstreter“ (kostenloses Tretbootfahren für Kinder am Montag) weg. Die Neuausrichtung brachte mehr Ruhe an den Knieperteich. Während 2019 Nachbarn des Bürgergartens während eines Konzerts noch die Polizei auf den Plan riefen, verlief 2020 ruhiger – allein schon wegen Corona. „Heute kann ich sagen, dass wir uns vielleicht nicht in jeder Situationen richtig verhalten haben“, sagt Linke. „Aber man wird älter und lernt dazu.“ Mit den Weihnachtsteichen möchte er daher nun auch ein versöhnliches Zeichen setzen. Von Kay Steinke