Stralsunderin bekommt erneut deutschen Buchhandlungspreis

Aller guten Dinge sind drei? Zumindest vorerst. Uta Reichel, Inhaberin der Buchhandlung +Buch, erhält zum dritten Mal den Buchhandlungspreis. „Ich freue mich riesig“, sagt Uta Reichel. „Da ich den Preis bereits zweimal gewinnen konnte, habe ich diesmal wirklich nicht damit gerechnet, unter den Nominierten zu sein.“ Gemeinsam mit +Buch haben es nur noch vier weitere inhabergeführte Buchhandlungen aus Mecklenburg-Vorpommern unter die Nominierten geschafft. Mit dem Preis werden Buchhandlungen ausgezeichnet, die „ein literarisches Sortiment oder ein kulturelles Veranstaltungsprogramm anbieten, die innovative Geschäftsmodelle verfolgen oder sich im Bereich der Lese- und Literaturförderung engagieren“, heißt es auf der Seite der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Bei Uta Reichel trifft alles ein bisschen zu. Ein Leben für Literatur: „Die Bewerbung hatte es schon in sich“, erklärt sie. So müsse man relativ diffizil das Verlagsprogramm aufschlüsseln, das man im Laden anbietet. Außerdem gehe es um das Engagement der Buchhändler. Sowohl auf allgemein kultureller Ebene als auch der Leseförderung. „Nach wie vor gehe ich unter dem Motto ,Geschichte(n) gegen das Vergessen’ in Schulen und lese dort nicht nur an den Schulen, sondern auch mit den Schülern“, sagt die Stralsunderin, die ihren kleinen Laden in der Fährstraße seit über 20 Jahren für die Kunden öffnet. Zwei Fliegen würden mit dem Projekt mit einer Klappe geschlagen werden: „Ich hoffe, die Kinder und Jugendlichen nicht nur für Geschichte, insbesondere die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg, zu sensibilisieren, sondern sie auch für Literatur zu begeistern.“ Die Idee: Bücher to go: Für die Erwachsenen greift sie da auf andere Formate zurück. Seit vielen Jahren lädt Uta Reichel regelmäßig zu Lesungen und Buchvorstellungen ein – in den vergangenen Monaten so, wie es die Situation erlaubte. Das ist ein weiterer Punkt, der in diesem Jahr bei der Bewerbung ebenfalls eine Rolle spielte: Was haben die Buchhändler in der Zeit des Lockdowns gemacht und wie gehen sie mit der Corona-Pandemie um? Als das gesellschaftliche Leben quasi ruhte, habe sie sich etwas einfallen lassen müssen, erklärt Uta Reichel. In ihrem Fall waren es gleich mehrere Dinge. Zum einen: „Bücher to go“, sagt sie mit einem Lachen. Die Kunden konnten telefonisch Bücher bestellen und Uta Reichel legte sie dann zum Abholen beim Außer-Haus-Verkauf bereit. „Und wenn die Kunden nicht in die Stadt kommen konnten, dann habe ich am Abend eine Runde gedreht und habe die Bücher geliefert“, sagt sie. Das sei eine besondere, aber auch schöne Situation gewesen. Zum anderen hat sie in dieser Zeit einen Kanal auf der Plattform Telegram eingerichtet, auf dem sie Buchneuheiten postete und auch rezensierte. Diesen Kanal gibt es übrigens nach wie vor. Daumen drücken bis November: Nun also wieder der Preis. „Auch wenn es in diesem Jahr keine Preisverleihung wie sonst geben wird, bin ich aufgeregt“, gesteht Uta Reichel. Der Deutsche Buchhandlungspreis wird in drei Kategorien vergeben, die sich durch die Dotierung unterscheiden. Ob es also 7000, 15 000 oder 25 000 Euro werden, ist noch ungewiss. Wer welchen Preis erhält, entscheidet übrigens eine Jury. Wie diese Entscheidung ausfällt, wird im November bekannt gegeben. Bis dahin heißt es: Daumen drücken für Stralsund und Uta Reichel! Lesen Sie auch Geschichte(n) gegen das Vergessen Tribsees und Richtenberg: Landflucht bereitet Städten Probleme Bühnenbildnerin Eva Humburg entwirft die Kulissen am Theater Vorpommern Von Miriam Weber