Straßenlärm: Fliesen reißen, Gläser klirren

So hatten sich die Anwohner der Stralsunder Straße in Schmedshagen das Ergebnis der neuen Ortsdurchfahrt nicht vorgestellt. Seitdem im letzten Sommer die Baufahrzeuge abgezogen sind und die Kreisstraße 11 in Schmedshagen neuen Asphalt bekam, nahm der Ärger täglich zu, und das liegt an den gepflasterten Ausweichstellen. „Die Autos hämmern hier durch und müssen bei Laster-Gegenverkehr die Ausweichstellen nutzen. Da wackeln bei mir jedes Mal die Gläser im Schrank“, schimpft Waltraud Zabel. Die 75-Jährige wohnt seit 1974 in Schmedshagen, aber sowas habe sie noch nicht erlebt. Da sei ja die alte Straße noch besser gewesen, weil da der Verkehr nicht so schnell floss. „Das war ja auch Teer, nicht wie jetzt grober Asphalt“, weiß Gerd Stephan (56) und ergänzt: „Das, was hier als Verkehrsberuhigung gedacht war, geht voll nach hinten los.“ Jürgen Vicent hat extra den Monteuer kommen lassen, um zu prüfen, ob der Lärm nicht auf seine undichten Fenster zurückzuführen ist. Aber Fehlanzeige. Nun bräuchte er Schallschutzfenster. „Aber wer soll die bezahlen“, fragt sich der 65-Jährige. Auch Silke Ihlau (47) ist mehr als bedient. „Bei mir sind im Bad, im Flur und in der oberen Etage die Fliesen gerissen. Das ist doch nicht normal. Ich möchte die Verantwortlichen mal sehen, wenn ihre Häuser betroffen sind“, empört sich die Tagesmutti. Schon morgens um 5.30 Uhr jagen die Laster durchs Dorf. Da sei zwar noch nicht soviel Verkehr, dafür wird aber gerast. Und wenn die Räder der Fahrzeuge dann über die Pflastersteine holpern, gibt das ein lautes Dröhnen, so das bei manch einem nicht nur die Gläser klirren, sondern auch das Bett wackelt. „Die Häuser nehmen Schaden, aber das will keiner hören“, ärgert sich Hans-Peter Eger. Der 74-Jährige fordert wie seine Nachbarn in der Stralsunder Straße, dass in die Ausweichbuchten ein so genanntes Leisepflaster eingebaut wird. Dabei handelt es sich um großes Rechteckpflaster — so wie es ein Anwohner am anderen Ende der Straße nach Einschalten eines Rechtsanwalts bekommen hat. Und deshalb hatte zum Beispiel Ursula Kahmann (63) schon im Mai 2012 einen Antrag beim Kreis gestellt, genau dieses Pflaster zu bekommen. Im Juni 2012 kam die Ablehnung. Auch heute bleibt der Kreis als Bauherr bei seiner Meinung: Die Ausweichstellen, die nötig waren, um trotz neuer Straßendecke die Alleebäume zu schützen, bleiben so gepflastert, wie sie sind. „Um den dörflichen Charakter zu erhalten und die Geschwindigkeit innerhalb der langgestreckten Ortsdurchfahrt zu reduzieren, wurden die Ausweichstellen in Natursteinpflaster hergestellt. Eine Berechnung der zu erwartenden Schallbelastung durch Verkehrsgeräusche belegte, dass die Grenzwerte eingehalten werden“, heißt es nach OZ-Anfrage aus der Kreisverwaltung. Es sei zu vermuten, dass die auftretenden Lärmbelästigungen durch Kraftfahrzeuge verursacht werden, die mit einer höheren Geschwindigkeit als der zulässigen 50 km/h die Ortslage durchfahren. „Eine Änderung des vorhandenen Ausbauzustandes muss aus wirtschaftlichen Gründen abgelehnt werden. Vielmehr sollte auf die zu schnell fahrenden Fahrzeuge Einfluss genommen werden.“ Guter Tipp! Aber wie sollen denn die Einwohner bewirken, dass die Autos nicht so durchs Dorf hämmern? „Das ist eine Frechheit. Wir können uns ja jetzt alle ein Blitzgerät zulegen. Oder wie stellt sich das der Kreis vor“, schimpft Gerd Stephan und sagt: „Das ist eine Kreisstraße, also ist das Sache des Kreises, die Geschwindigkeit zu prüfen.“ Bürgermeister Menhard Feldmann (SPD) kennt natürlich die Probleme, hatte auch schon ein Gespräch im Bauamt des Kreises. „Ich habe die Verwaltung über unsere Unterschriftensammlung informiert. Eigentlich sollte ich noch diese Woche erfahren, wie mit den Sorgen der Anwohner weiter verfahren wird. Auf jeden Fall wollte das Bauamt noch einmal mit dem Planungsbüro Kontakt aufnehmen. Ines Sommer

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