Tourismuschef: Die Stadt ist ausgebucht

Wer in diesen Tagen am Tresen der Tourismuszentrale steht und kurzfristig nach einer Übernachtung in Stralsund sucht, ist sehr mutig. „Die Ferienunterkünfte sind wie leergefegt“, sagt der Chef der Stralsunder Tourismuszentrale, André Kretzschmar (40). Es sei sehr schwer, noch etwas zu finden. Dieser Zustand halte seit Mitte Juli an und wird wohl mindestens noch eine Woche dauern. Denn bis auf Nordrhein-Westfalen haben alle noch Ferien. „Die Urlauber müssen sich dann damit arrangieren, dass wir sie im Hinterland unterbringen oder gar bis in den Raum Neubrandenburg schicken“, schildert Kretzschmar. Bereits die Vorsaison ließ — einmal völlig vom Wetter unabhängig gesehen — auf ein Tourismushoch hoffen. Denn übers Jahr gesehen muss Stralsund in der Nebensaison die Zahlen steigern, wenn die Hansestadt aus Sicht von Kretzschmar die Traummarke — 500 000 Übernachtungen im Jahr — erreichen will. Denn im Sommer laufe es ohnehin in der Regel gut. „Wir müssen die Zuwächse in den anderen Monaten schaffen“, erklärt der Tourismuschef. Die Statistik weist bis 31. Mai 150 000 Übernachtungen am Sund aus. Das entspricht einem Plus von fünf Prozent zum Vorjahr. Im gesamten Jahr 2014 wurden 460800 Übernachtungen in Stralsund gezählt. Kretzschmar geht davon aus, dass am Ende in diesem Jahr noch einmal locker 10000 Übernachtungen hinzukommen. Was die Zahlen angeht, ist es aber eigentlich nur die halbe Wahrheit. Denn in die Statistik der Tourismuszentrale gehen generell nur alle Übernachtungen in Hotels, Pensionen und Ferienanlagen ab zehn Betten ein. Dabei handelt es sich in Stralsund um knapp 3000 Betten in 36 Objekten. Die vielen kleinen Ferienwohnungen sind da also noch nicht einmal mit dabei. Dass die Zahlen für Juli und August noch nicht vorliegen, liegt an einem bürokratischen Prozedere. Die Betreiber der Einrichtungen müssen ihre Angabe erst an das statistische Landesamt in Schwerin melden. Und von dort kommen die Zahlen dann zwei Monate später zurück. Die aktuellen Juni-Zahlen gibt es am 20. August. Im September/Oktober liegt dann die Abrechnung für den Sommer vor, wenn Kretzschmar schon an das nächste Jahr denkt. Die Ostseebäder seien besser dran, was die Statistik betrifft, denn durch den Verkauf der Kurkarten lässt sich die genaue Touristenzahl praktisch tagesaktuell abrufen. Zudem hat man weitere konkrete Angaben, woher die Leute kommen und wie lange sie bleiben. Was die Urlauber nach Stralsund treibt, das bekommt die Tourismuszentrale hingegen nur über Gästebefragungen heraus. Und da zeichne sich eins immer mehr ab: Die Besucher bleiben länger und nutzen Stralsund vor allem als „Basisstation“ für weitere Erkundungen der Umgebung. „Wir machen uns da nichts vor, für reine Bade- oder Ostseeurlauber sind wir kein Ort. Da wäre es auch vermessen, sich mit den großen Seebädern zu messen“, sagt Kretzschmar. Aber wer die Annehmlichkeiten und Lebensqualität der Stadt auf der einen Seite genießen und zum anderen die tolle Anbindung zu den Ausflugszielen an der Ostsee nutzen möchte, für den sei Stralsund eben genau der richtige Anlaufpunkt. So wirbt die Tourismusinformation in allen Katalogen. Und das würden auch die Urlauber schätzen, die mehr als Städtetourismus wollen. Was die Gästezahl betrifft, belegt Stralsund unter 86 Orten in ganz Mecklenburg-Vorpommern, die verglichen werden, den 7. Platz. Hinter den Kaiserbädern und bekannten Urlaubsorten wie Binz, Warnemünde, Rostock, Kühlungsborn und Schwerin. Aber immer noch vor beliebten Seebädern wie Zinnowitz, Boltenhagen, Sellin, Zingst und Graal Müritz. Bei den Übernachtungszahlen liegt die Hansestadt auf Platz 12. Auch die Vorbuchungen für die nächsten Wochen bis hin zum September laufen offenbar gut. „Das Buchungsgeschäft ist in jedem Monat höher als im Vorjahr“, bestätigt Kretzschmar. Gästebefragung Die Tourismuszentrale sucht noch Interessenten, die Gästebefragungen in Stralsund durchführen. Rund 400 Besucher sollen Auskunft geben, warum sie in die Hansestadt reisen und wie es ihnen hier gefällt. Wer sich als Interviewer im Auftrag des Landestourismusverbandes beteiligen möchte — es gibt eine Vergütung nach Mindestlohn — kann sich bei der Tourismuszentrale unter ☎ 03831/24690 melden. Mehr als dreimal so viel Touristen wie Einwohner zählt die Hansestadt in einem Jahr. Bei den Übernachtungszahlen liegt Stralsund auf Platz 12 unter 86 gezählten Orten im Land. Marlies Walther

Stralsund - Tourismuschef: Die Stadt ist ausgebucht