Trotz Corona: Richtenberger bringen eigene Sage auf die Bühne

Noch wird in Rekordzeit gehämmert, geprobt und genäht – Zeit bleibt jedoch kaum mehr. Am Freitag, dem 11. September, wollen die Kinder und Jugendlichen vom „Kulturtreff“ Richtenberg bereits ihr neues Stück über den Helden „Helmerich“ aufführen. In diesem Jahr schreiben die Nachwuchsschauspieler das 14. Kapitel ihrer von der Richtenberger Sage abgewandelten Geschichte. Den Zuschauer erwarten Spannung und Zauber. Das diesjährige Stück heißt „Johannes Traum“. Johannes (Simon Vandenberg), der Sohn von Helmerich (Max Schade), begegnet in seinem Traum der „Weißen Frau“ (Ria Nelke). Sie sagt voraus, dass sein Vater in Gefahr steckte, denn jemand wolle seinen Tod. Der Junge befürchtet Schlimmes und auch der Held Helmerich möchte dem auf den Grund gehen. Die Weiße Frau verriet dem Kind, dass sein Vater die „Windhaucher“ fragen müsse, wenn er mehr wissen möchte. Ab diesem Zeitpunkt begibt sich der Richtenberger Held auf seine Reise. Schauspiel mit Tradition in Richtenberg: Die Idee dazu entstand vor zwanzig Jahren. Ausschlaggebend war der Fund von Heidemarie Sasse: „Ich habe die Sage in alten Zeitschriften gefunden, als ich damals zur Heimatgeschichte recherchiert habe“, sagt sie. Geschrieben habe diese der Heimatdichter Heinrich Bandlow, wie die Frau erklärt. Ohne eine genaue Vorstellung habe sie sich damals an ihre heutige Kollegin Angelika Meier gewandt, die im Verein aktiv war: „Ich wusste, dass man daraus etwas machen muss. Angelika Meier hatte dann die Idee, die Sage als ein Theaterstück auszuführen.“ Zwei Jahrzehnte später studieren die Frauen das Stück noch immer mit Kindern und Jugendlichen ein. Heidemarie Sasse ist die Erzählerin der Geschichte, Angelika Meier führt die Regie und leitet die Proben. Dass die Sage einmal zum festen Programmpunkt des Vereins werden würde, hätte die Erzählerin nicht gedacht: „Ich dachte, das wäre eine Eintagsfliege. Doch irgendwann beschlossen wir, die Geschichte weiter abzuwandeln.“ Verein erzählt Sage weiter: Die Mitglieder des Vereins erzählen jedes Jahr eine neue Geschichte, die sich immer wieder von der alten Richtenberger Sage ableitet. Figuren, wie der Sohn Johannes, kamen in den letzten Jahren immer wieder vor, aber auch neue Rollen werden erfunden. Neben den 25 Kindern und Jugendlichen, die die Rollen besetzen, sind auch zahlreiche erwachsene Mitglieder mit der Vorbereitung beschäftigt. Egal ob Technik, Kulissen, Kostüme oder Texte – die kreativen Köpfe des „Kulturtreffs“ Richtenberg laufen während der Vorbereitungen auf Hochtouren. Auch die Kleinsten geben ihr Bestes und proben, was das Zeug hält. Christine Rudolph freut das sehr: „Es ist natürlich toll, zu sehen, wie die Kinder sich hier austauschen können. Sie lernen, sich auszudrücken und aufzutreten. Es ist toll, die Entwicklung mancher zu beobachten, die sonst immer sehr schüchtern waren und später völlig überraschend aus sich herauskommen.“ Proben unter erschwerten Bedingungen: Eigentlich würde die diesjährige Aufführung unter einem besonderen Anlass stattfinden. Die Mitglieder des Vereins wollten eine Jubiläumsfeier veranstalten, doch zur Planung kamen sie gar nicht erst: „Durch die Corona-Krise wussten wir nicht, ob es überhaupt möglich sein wird, etwas zu veranstalten“, so Christine Rudolph. Das Team habe sich deshalb darauf geeinigt, die Feier im nächsten Jahr nachzuholen. Immerhin kann das Theaterstück stattfinden. Doch auch die Vorbereitung darauf lief ganz anders als geplant: „Die letzten Jahre haben wir schon immer im Mai mit den Proben begonnen. Dieses Jahr haben wir erst in den Sommerferien angefangen, und selbst da hat man kaum etwas geschafft“, erklärt die stellvertretende Vorsitzende. Intensiver konnte dann im „Probelager“ geübt werden: „Wir haben mit den Kindern drei Tage lang gezeltet und das Stück zunächst in kleinen Gruppen einstudiert. Das macht uns allen immer sehr viel Spaß“, so Christine Rudolph. Um die verlorene Zeit aus dem Frühling zurückzugewinnen, haben die Nachwuchsdarsteller zuletzt sogar zwei Mal pro Woche geprobt. Drei Auftritte am Wochenende: Je näher das Wochenende rückt, umso mehr steigt auch die Anspannung bei Groß und Klein. Schon am Donnerstag ist die große Generalprobe. Es sind nur noch Details, die dann nachjustiert werden können. Bereits am Freitag um 20 Uhr findet die Auftaktveranstaltung auf der Theaterwiese vor der Scheune in Richtenberg statt. Weitere Aufführungen veranstalten die Mitglieder am Samstag um 20 Uhr und am Sonntag um 16 Uhr. Bei der Nachmittagsveranstaltung wird mit Kaffee und Kuchen für das leibliche Wohl gesorgt. Karten gibt es vor Ort an der Abendkasse. Erwachsene zahlen 7 Euro, Kinder ab 6 Jahren zahlen 4 Euro Eintritt. Besucher können zuvor im Hof Café in Richtenberg anrufen und Karten vorbestellen: „So könnten wir bereits die Plätze so anordnen, dass die Besucher, die gemeinsam kommen, auch zusammen sitzen können“, sagt Christine Rudolph. Die Rufnummer lautet: 01590 19 36 922. Lesen Sie auch Feiern trotz Corona in Stralsund: Kulturkosmoz bringt Open-Air-Quiz auf die Bühne Stralsund: Kleine und große Tänzer begeisterten beim Sommertanz vor dem Rathaus Von Lena-Marie Walter