Überwältigend: Viele wollen helfen, damit die Kita in Pantelitz überlebt

Damit haben die Mitarbeiter der Kita „Pusteblume“ in Pantelitz nicht gerechnet: Nachdem die OZ am Dienstag über die Finanzmisere und die fehlenden Kreis-Zuschüsse in Höhe von rund 14000 Euro berichtet hatte, kam eine große Welle der Hilfsbereitschaft in Gang. „Wir sind einfach nur überwältigt“, sagt Kita-Chefin Gisela Schwebke. So startete „Spaßmacher“ Bernd Möller auf Facebook eine Spendenaktion und gab 70 Euro. „Wenn 1000 Leute 14 Euro geben, ist das Loch schnell gestopft. Und wir wollen auf jeden Fall mit den Kindern eine richtige Party feiern, wenn die akuten finanziellen Probleme gelöst sind“, sagte der 49-jährige Stralsunder gestern gegenüber unserer Zeitung. „Ich habe sofort ein Spendenkonto eröffnet. Bisher sind da 1772 Euro eingegangen. Wir sind einfach nur gerührt“, meinte Christine Wallmuth gestern gegenüber unserer Zeitung und sagte: „Es sind auch Eltern dabei, die ganz wenig Geld haben und doch helfen wollen. Viele Eltern wirbeln, damit ihre Kita nicht schließen muss. Denn für die Kinderbetreuung gibt es kaum Alternativen, weil es keine freien Plätze gibt. Gerade die Berufstätigen fürchten um ihren Arbeitsplatz.“ So hat Christina Wyludda gemeinsam mit ihrer Freundin alle möglichen Leute und Firmen angerufen, um Spenden zu bekommen. „910 Euro sind da in 24 Stunden durch die Zusagen der Spender zusammengekommen“, freut sich die 27-Jährige, die auch im Elternrat mitarbeitet. Eine Spendenaktion für Pflichtaufgaben des Kreises? Dazu möchte die Pantelitzer Kita-Buchhalterin Christine Wallmuth unbedingt noch loswerden: „Mit den Spenden können wir die Wartezeit überbrücken, bis der Kreis zahlt. Fließen die Mittel aus der Kreisverwaltung, werden die Spendengelder für die Gestaltung unserer Außenanlage verwendet. Darüber werden wir dann auch genau informieren.“ Und Gisela Schwebke betont: „Die zuständige Mitarbeiterin im Jugendamt hat uns mitgeteilt, dass das Geld angewiesen ist. Auf dem Konto haben wir bisher nur die Gelder vom Amt Niepars.“ Zum Glück konnte die Kita-Leitung auch mit den Krankenkassen eine Lösung finden. Das sei natürlich besonders wichtig, damit das Konto nicht gepfändet werde. Aber eines können die Pantelitzer nicht verstehen: „Warum hat sich die Politik noch nicht ernsthaft mit diesem Thema beschäftigt? Die einzelne Mitarbeiterin im Jugendamt kann doch nichts für diese zentralen Probleme.“ Auch bei Facebook schlugen die Wellen hoch. Kathrin Gellert aus Stralsund schrieb zum Beispiel: „Da sagt Deutschland, schafft euch Kinder an. Wir sind ein kinderfreundliches Land. Wo bleiben da die gewählten Politiker, können die nicht helfen?“ Christina Borchardt aus Reinkenhagen meinte zu dem Thema: „Wie kann es bitte sein, dass in Zeiten, in denen jede Mutter und jeder Vater um einen Kita-Platz kämpfen muss, die Wartelisten so lang sind, dass keine Kita eine hundertprozentige Zusage geben kann, vielleicht Kitas geschlossen werden müssen? Jeder Angestellte möchte pünktlich seinen Lohn oder sein Gehalt haben. Jeder muss seinen Einkauf gleich bezahlen und erhaltene Dienstleistungen ebenso. Wie wird das gerechtfertigt?“ Außerdem erreichte uns ein Brief von Christian Waedow, Geschäftsführer der Awo auf Rügen. Darin heißt es: „Es ist schlichtweg falsch, die nun schon drei Jahre andauernden Turbulenzen bei Kita- Abrechnungen auf die Träger zu schieben und so einen kleinen Träger wie die „Pusteblume“ öffentlich abzuwatschen. Das ist bestenfalls schlechter Stil. Der Awo-Soziale Dienste Rügen gGmbH fehlen per 1. März 27884,69 Euro Elternentlastungsgeld für die Kinder unter drei Jahren, die bereits an die Eltern ausgezahlt und durch den Landkreis Vorpommern-Rügen uns noch nicht erstattet wurden. Diese Mittel wurden seitens des Landes MV bereits an den Landkreis Vorpommern-Rügen ausgezahlt.“ Zum Thema Versäumnisse schreibt er: „Unser Betrieb hat mit Sicherheit keine Frist versäumt. Selbst wenn, sind die genannten Mittel in Höhe des Vormonats durch den Landkreis Vorpommern-Rügen auszuzahlen. Klar ist, dass hier ein Versagen im fusionierten Landkreis Vorpommern-Rügen vorliegt. Drei funktionierende Abrechnungssysteme wurden durch ein ,besseres‘, das nicht funktioniert oder das schlecht bedient wird, ersetzt. Das beginnt bei der schlechten Einpflege der Daten und hört bei der unzulässigen Verrechnung von Forderungen an Dritte — wie Eltern — noch nicht auf.“ Drei Jahre seien einfach zu viel Probezeit. „Veränderung und Verantwortung sind gefragt — nicht die endlose Kette von Ausreden. Es geht hier um die Existenz von Trägern und um verlorene Glaubwürdigkeit.“ Verein „Pusteblume“ 2003 wurde der Verein „Pusteblume“ in Pantelitz gegründet. Kurz darauf wurde die Kindertagesstätte eröffnet. 45 Mädchen und Jungen werden hier betreut — 30 im Kindergarten und 15 in der Krippe. Erst im Sommer 2013 hat sich die Einrichtung durch einen Anbau vergrößert. 151 000 Euro kostete der Anbau. Rund 88000 flossen aus dem Krippen-Förderprogramm des Bundes. Hinzu kam der Kauf des Hauses, der per Kredit finanziert wird. Ines Sommer

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