Vineta-Museum erwirbt 400 Jahre alte Barther Ansicht

Der Bestand des Barther Vineta-Museums hat sich um eine Rarität erhöht. Das Haus hat eine 400 Jahre alte Ansicht der Boddenstadt und des Umlandes erworben. Trotz des schmalen Etats ist es Museumsleiter Gerd Albrecht möglich geworden, das Blatt Nr. 1 der Lubinschen Karte im Original zu erwerben. „Ich habe es mit Hilfe unseres Fördervereins und der Stadt im Kunsthandel kaufen können“, sagte Gerd Albrecht gestern der OZ. Es sei die älteste, relativ genaue Ansicht der Stadt und des Barther Landes, stellte Albrecht die Bedeutung heraus. „Derzeit wird geprüft, aus welchem Druck das Blatt stammt“, so der Museumsleiter. Zum Kaufpreis wurden keine Angaben bekannt. Die Lubinsche Karte ist zwischen 1606 und 1618 entstanden. Sie ist durch den Namen ihres Schöpfers in die Geschichte eingegangen. Der Kartograph Eilhard Lubinus (1565-1621) hat sie im Auftrag der pommerschen Herzöge erarbeitet - und der Nachwelt ein Kartenwerk von für die damalige Zeit ungewöhnlicher Genauigkeit hinterlassen. Auf dieser Karte sind letztmalig alle pommerschen Städte im Zusammenhang dargestellt worden. Das pommersche Herzogtum ist während des 30-jährigen Krieges untergegangen. 49 Stadtansichten des einstigen pommerschen Herzogtums sind auf der Lubinschen Karte abgebildet. Die Ansichten der pommerschen Städte fassen die Karte ein. Außerdem sind auf ihr 300 Wappen pommerscher Adelsfamilien sowie die Stammbäume der pommerschen Herzöge und Rüganer Fürsten aufgeführt. Die Karte besteht aus zwölf Teilen. Sie ist im Original 2,20 mal 1,25 Meter groß. Die derzeitige Sonderschau des Vineta-Museums widmet sich der Lubinschen Karte. Die Ausstellung zeigt historische Städtebeschreibungen aus dieser Karte. Sie werden durch Stadtmodelle und Fotos ergänzt. Barbara Igielska, Direktorin des Schlosses der Pommerschen Herzöge Stettin, bezeichnete die Karte als „ein historisches Dokument, das sehr eindrucksvoll zeigt, wie Pommern vor dem 30-jährigen Krieg ausgesehen hat“. Die Ausstellung ist das Ergebnis eines Projektes ihres Hauses mit dem Barther Vineta-Museum. Der Stadt Barth als pommerscher Residenzort unter Fürst Bogislaw XIII. (1544-1606) kommt in der Ausstellung eine besondere Aufmerksamkeit zu. Zu sehen ist hier auch eine Barther Stadtansicht, die aus der sogenannten Stralsunder Bilderhandschrift stammt. Die aquarellierte Federzeichnung ist zwischen 1611 und 1615 entstanden. Sie ist zum ersten Mal in Barth zu sehen. Der Versicherungswert dieser Federzeichnung sei mit dem Kauf eines Neuwagens zu vergleichen, wie Dirk Schleinert, Leiter des Stralsunder Stadtarchivs, mit einem Augenzwinkern deutlich machte. Schleinert hat dem Vineta-Museum die Federzeichnung für die Sonderausstellung zur Verfügung gestellt. Als Stralsunder Bilderhandschrift wird die Sammlung der vorpommerschen Stadtansichten bezeichnet. Diese bildeten die Grundlage für die Abbildungen der Lubinschen Karte. Das Archiv der Hansestadt bewahrt die Bilderhandschrift. Zur Ausstellung hatte der Förderverein des Vineta-Museums einen Zeichen- und Malwettbewerb initiiert. Gesucht wurden die schönsten Barther Stadtansichten. 30 Arbeiten sind nach Alterskategorien prämiert worden. Ein Teil der 180 eingereichten Bilder wird bis zum 31. Juli im Vineta-Museum präsentiert. Solange ist hier auch noch die Sonderausstellung „Die Städte Pommerns“ zu sehen. Sonderschau: Vineta-Museum, Lange Straße 16 in Barth; geöffnet montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Detlef Lübke

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