Vorpommern Rügen nach dem Hausbrand in Wüstenhagen

Am Tag nach dem Brand in Wüstenhagen herrscht gedrückte Stimmung bei den Bewohnern des Dreifamilienhauses. Familie Herzig hat es hart getroffen. Der Dachstuhl ihres Hauses ist nahezu komplett ausgebrannt, von der Wohnzimmereinrichtung sind nur noch verkohlte Reste übrig. In der Küche steht noch das Löschwasser auf dem Boden. Zwischen Tränen und Galgenhumor: „Man versucht zwar, die Fassung zu bewahren, aber die Tränen kommen immer wieder, wenn ich die verkohlten Reste sehe“, sagt Christiana Herzig. Ihr Mann Klaus versucht, die Lage mit Galgenhumor zu nehmen. „Gut, dass wenigstens der Präsentkorb schon leer gegessen ist“, sagt der 76-Jährige und spielt damit auf die goldene Hochzeit an, die er und seine Frau im Juli gefeiert hatten. Vom Hausrat ist nicht mehr viel übrig: „Mich ärgert vor allem, dass unsere schönen Ölgemälde alle futsch sind“, sagt er niedergeschlagen. In der Hitze des Feuers ist das Öl regelrecht die Leinwand herabgelaufen. Und nicht nur das: Der Blick von außen durch die geborstenen Scheiben verrät, dass vom Hausrat offenbar nicht mehr viel übrig geblieben ist. „Wir kommen da jetzt nicht rein, aus Sicherheitsgründen und weil der Brandermittler der Polizei noch nicht durchgegangen ist“, sagt Klaus Herzig. Der Fachmann wird seine Ermittlungen zur Brandursache erst am Mittwoch aufnehmen. Nur ein Haus hat etwas weniger abbekommen: „Unser Enkel ist traurig, dass alle seine Spielsachen verbrannt sind. Wir hatten ihm extra ein Spielzimmer im Dachgeschoss eingerichtet“, sagt Christiana Herzig. Der Enkel, das ist der achtjährige Sohn von Tochter Angela Herzig und ihrem Mann Mirko Künstler. Die drei wohnen gleich nebenan. Der Anbau ist der jüngste Teil des Reihenhauses, war erst 1999 fertig geworden. Wir haben etwas mehr Glück gehabt, die Brandmauer hat gehalten, nur ein paar Dachlatten sind an einem Ende angekohlt und Ziegel herabgefallen“, sagt Mirko Künstler. Ohne Strom keine Heizung: Glück ist in diesem Fall relativ. Das Feuer im restlichen Komplex hat die Stromleitungen zerstört. „Wir haben eine kalte Nacht in unserem Haus verbracht, weil ja die Heizungsanlage ohne Strom nicht mehr läuft“, sagt Angela Herzig. Ihre Eltern waren in der Nacht zum Dienstag zunächst bei Verwandten untergekommen, ebenso wie die ältere Dame aus dem ersten Haus, in deren Dachstuhl das Feuer ausgebrochen war. Gegen Abend glimmten noch zwei Glutnester: Das war am Montagvormittag. Gegen 9.45 Uhr hatte die über 80-Jährige den Rauch bemerkt, der unter den Dachziegeln hervorkroch und hatte den Notruf gewählt. Daraufhin setzten sich acht Feuerwehren in Marsch. Alarmiert wurden die Kameraden der Feuerwehr Stralsund sowie die Freiwilligen Feuerwehren Niepars, Preetz, Velgast, Löbnitz, Prohn, Pantelitz und Groß Kordshagen. Rund 50 Feuerwehrleute waren im Einsatz, der fünf Stunden andauern sollte. Gegen 19 Uhr rückte die Feuerwehr Niepars noch einmal aus, weil wieder aufsteigender Rauch gemeldet worden war. „Wir haben dann noch zwei kleinere Glutnester gefunden, die hinter Wandtäfelungen versteckt waren und das abgelöscht“, sagt Benjamin Lange, stellvertretender Wehrführer. Gut, dass niemand verletzt wurde: Mirko Künstler war am Montag auf Arbeit, als ihn der Anruf seiner Frau erreichte. „Hier brennt’s.“ Er eilte sofort nach Hause. „Da war die Berufsfeuerwehr Stralsund schon da“, sagt er. „Nach und nach kamen immer mehr Feuerwehren dazu.“ Am Dienstagvormittag hängt noch immer der Geruch von verbranntem Holz in der Luft. „Gut, dass niemand verletzt wurde“, sagt seine Schwiegermutter. „Aber was soll jetzt werden?“ Ihre und die Nachbarwohnung der älteren Dame sind nicht mehr bewohnbar, die ihrer Tochter kühlt zunehmend aus. Gemeinde organisiert Hilfe: Am Dienstagnachmittag gibt Bärbel Schilling eine erste vorsichtige Entwarnung. „Gemeinsam mit der Wohnungsbaugesellschaft Richtenberg habe ich heute nach Wohnraum für Familie Herzig geschaut. In Pantelitz wäre eine Zweiraumwohnung frei“, sagt die Nieparser Bürgermeisterin. Sie weiß, dass die ältere Dame bei ihrer Tochter untergekommen ist. Auch für Familie Herzig-Künstler gibt es einen Hoffnungsschimmer. Ein Elektriker hat im Laufe des Dienstags dafür gesorgt, dass der Strom wieder fließt. Damit sollte auch die Heizung wieder anlaufen. „Die Familie will in ihrem Haus bleiben“, sagt Bärbel Schilling. Jetzt wird in der Nieparser Gemeindevertretung überlegt, wie man den vom Brand betroffenen Familien darüber hinaus helfen kann. „Vielleicht mit einer Spendenaktion“, sagt die Bürgermeisterin. Offen ist derzeit noch das „Wie“, damit nicht plötzlich drei Sofagarnituren bei Herzigs vor der Tür stehen. Zum Autoren: Lesen Sie auch: Hoher Schaden nach Hausbrand in Wüstenhagen Nach Dachstuhlbrand in Stralsunder Kita Brandanschlag vor Stralsunder Polizeirevier Von Jörg Mattern

Feuer im Dachstuhl - Spielsachen des Enkels sind alle verbrannt