Widerstand gegen Gratis-Gästeticket

Hoteliers und Gastgeber der Hansestadt haben große Bedenken bei der Einführung eines sogenannten Gratis-Gäste-Tickets. Insbesondere die Finanzierung des Angebots sorgte in einer Diskussionsrunde gestern im Rathaus für heftige Debatten. „Ich bin grundsätzlich für ein Gratis-Gäste-Ticket. Aber nicht, wenn die Hoteliers das ganz allein finanzieren müssen und die Verkehrsgesellschaft davon profitiert“, sagte Siegbert Peiß vom Regionalverband Stralsund des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Der Vorschlag für ein Gratis-Gäste-Ticket kommt von der Stralsunder Gruppe des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), die auch zu der Diskussion eingeladen hatte. Die Idee: Touristen mit diesem Ticket benutzen den Öffentlichen Nahverkehr unentgeltlich, sodass das eigene Auto im Urlaub stehenbleiben kann. Finanziert werden soll dieses Gratis-Angebot über Einnahmen aus Kurtaxen und Übernachtungen in Hotels. Teilnehmende Gasthäuser zahlen pro Übernachtung einen geringen Betrag, im Gegenzug können die Urlauber kostenlos öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Das heißt aber auch, dass die Hotels für jene Gäste die Tickets zahlen müssen, die gar nicht mit dem Bus fahren wollen — erst so rechnet sich das Ganze. Doch genau dieses Modell findet bei den Hoteliers und Vermietern von Ferienwohnungen wenig Zuspruch. „Die Preise für eine Übernachtung sind schon jetzt sehr knapp kalkuliert. Da ist jeder Cent eine Mehrbelastung. Gerade in Zeiten des Mindestlohns“, sagte Siegbert Peiß vom Dehoga, der das Altstadt Hotel Peiß betreibt. Er schlug deshalb vor, dass die Tickets nicht pauschal für jede Übernachtung abgerechnet werden, sondern je nach Bedarf bei der Tourismuszentrale eingekauft werden können. Ute Reichel vom Hotel Scheelehof hat Zweifel, ob es überhaupt Bedarf nach kostenlosen Busfahrkarten gibt. „Die Leute kommen im Durchschnitt für zwei Tage zu uns. Da wollen sie die Stadt sehen und nicht ins Umland fahren“, sagte sie. Ungünstig finden viele ihrer Kollegen zudem, dass das Ticket zunächst nur für einen begrenzten Bereich im Stralsunder Umland gelten soll. „Meine Gäste wollen nach Prerow oder auf die Insel Rügen, wenn sie einen Ausflug machen“, sagte Christine Schwarz, Vermieterin von Ferienwohnungen. Peter Fürst, Leiter des Amts für Wirtschaftsförderung, glaubt deshalb, dass ein Gratis-Gäste-Ticket nur Sinn macht, wenn es in einem größeren Bereich gültig ist. „Das ist aber schwer umsetzbar. Rügen schafft es ja nicht mal, eine einheitliche Kurkarte einzuführen.“ Auf Mönchgut fahren Touristen bereits kostenlos Inhaber einer Kurkarte in Sellin, Baabe und Göhren fahren seit Juni 2013 zwischen den drei Ostseebädern kostenlos mit dem Bus. In diesem Jahr soll das Angebot im Sommer erstmals bis Klein Zicker ausgeweitet werden. Im Gespräch ist auch eine Ausweitung des Angebots bis nach Binz. Rund 100000 Gäste mit Kurkarte haben das Angebot im Südosten der Insel Rügen bereits genutzt. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist ein Verein, der nach eigenen Angaben ökologische Schwerpunkte setzt und sich für die so genannte sanfte Mobilität aller Verkehrsteilnehmer engagiert. Gegründet wurde er 1986 als Reaktion auf die Verkehrspolitik der damaligen christlich-liberalen Bundesregierung und als ökologischer Kontrapunkt zu den Automobilclubs wie dem ADAC von Mitgliedern verschiedener Umweltverbände und -initiativen. Die Stralsunder Gruppe engagierte sich zuletzt für mehr Fahrradfreundlichkeit und einen besseren öffentlichen Personennahverkehr. Alexander Müller

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