Zauberhafte Kulisse für die Erfüllung des Lebenstraums

„Schauen, wie die Menschen hier aussehen, herausfinden, was sie bewegt, einfangen, was ihre wunderschöne Stadt ausmacht, all das dann vermitteln“, beschreibt Zed Vohra seine ersten Tage in Stralsund. Es klingt, als sammle er Motive für einen Prospekt. Ein bisschen was ist dran. Der gebürtige Inder will über sein Unternehmen „The Baron“ in Stralsund Luxusyachten in alle Welt verkaufen. Dazu braucht er eine Kulisse, wie es sie in Deutschland aus seiner Sicht eigentlich nur in der Hansestadt gibt. „Eine traumhafte Stadt und vor allem ein malerischer Hafen, das macht einfach Lust aufs Meer“, ist er überzeugt. Mit etwas über 40 verspürte Zed Vohra das Bedürfnis, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Da lebte er in London und war noch ganz Teil von Europas größtem Finanzplatz. Von einem Tag auf den anderen brach er nach Bayern auf. Dort stellte er fest, „dass Schiffe in den Bergen einfach kein Renner sind“. Deshalb versucht er sein Glück nun in Stralsund. Noch mag Zed Vohra ein Exot in der Stralsunder Unternehmerlandschaft sein. Unbestritten aber kommen mit den Zuzüglern der vergangenen Jahre immer mehr Existenzgründer in die Hansestadt. Dabei entdecken manche ihre Wurzeln mit ganz neuen Augen. Zu ihnen gehört Sandra Karow aus Bergen. Vor einem guten Jahr hat die heute 48-Jährige in der Heilgeiststraße die „Lieblingsstücke“ aus der Taufe gehoben. Dort findet sich fast „alles, was man nicht braucht, aber unbedingt haben muss“. In der DDR nicht wohlgelitten, verschlug es sie in den achtziger Jahren nach Bebra in Hessen. Dort habe sie wieder das Lachen gelernt und neuen Lebensmut gefasst, erinnert sich Sandra Karow an ihre Anfänge im früheren Westdeutschland. In Hessen war sie als Kosmetikerin sehr gefragt, vermisste aber zunehmend das Meer. Stralsund erschien ihr dann als „ideale Stadt, um in der alten Heimat einen zweiten Neuanfang zu wagen“. Heute frönt die Geschäftsfrau in der Hansestadt dem, was sie von kleinauf begeisterte, nämlich Schönem und Dekorativem. „Lieblingsstücke“ ist in erster Linie Geschäft, aber auch als Ort der Begegnung, des Gedankenaustauschs und der Freude gedacht. Heike Klatt hat erst vor kurzem das „Paula“ am Fischmarkt eröffnet. Ihre Quiche-Spezialitäten sind aber längst ein Party-Renner in Stralsund. Vor 23 Jahren zog Heike Klatt mit ihrem Mann aus der Eifel nach Stralsund. Die Lehre in einem Café hatte sie damals schon hinter sich, ihr war auch „klar, dieser Beruf, das ist mein Ding“. Doch erst nach mehreren Bürojobs, einer Berufsauszeit als Mutter und der Tätigkeit als Floristin fasste sie den Mut, es selbst mit einem Café zu versuchen. Seine Atmosphäre sollte der bei ihrer Großmutter Paula gleichen. Ihr „Eröffnungsrezept“ zeugt von all der gedanklichen Vorarbeit, die Existenzgründer aufwenden müssen, soll der Lebenstraum nicht zum Albtraum für den Rest den Lebens werden. Von „100 Gramm Begeisterung, einem Pfund Leidenschaft, 50 Gramm Wagemut, einer Prise Geduld und einer großen Portion Unterstützung“ ist da die Rede. Auch Nico Vaneks Weg zur eigenen Sportsbar in der Mühlenstraße verlief nicht geradlinig. Er versuchte es zunächst mit einem Café. Sich selbstständig zu machen, sei immer sein Traum gewesen, berichtet der 32-Jährige, der sich in Stralsund zuerst als talentierter Fußballer einen Namen machte. Allerdings habe er doch ein Weilchen gebraucht, um auf eine zündende Idee zu kommen, räumt er ein. Das Café habe er wegen vieler Baustellen vor dem Haus und einem Überangebot in Stralsund zwischenzeitlich sogar abgeben wollen. Inzwischen sieht er den „Probelauf“, wie er es nennt, aber nur noch positiv. So habe er nämlich erste wichtige Erfahrungen gemacht und sei auf das gekommen, „womit ich mich wirklich identifizieren kann“. Karin Rogalska

Stralsund - Zauberhafte Kulisse für die Erfüllung des Lebenstraums