Der Standort Stralsund der MV-Werften gerät offenbar wegen zu langsamem Arbeitstempo heftig unter Druck. Bestätigten OZ-Informationen zufolge soll Genting-Chef Colin Au der Werft am vergangenen Sonnabend persönlich einen Besuch abgestattet haben, um sich über die Probleme zu informieren.
In Stralsund wird derzeit das erste von zwei besonders eisgängigen Luxus-Kreuzfahrtschiffen der Klasse „Crystal Endeavor“ gebaut.
Diese Kreuzfahrtschiffe werden in MV gebaut:
Ultimatum aus Malaysia: Schiff soll in sechs Wochen schwimmen
Die Luxusyacht mit einer Länge von 164 Metern und Passagierkabinen bis zu 105 Quadratmetern Größe sollte ursprünglich für die zur Genting-Gruppe gehörende Reederei Crystal Yacht Expedition Cruises einsatzbereit sein und ab 2020 in Polargebieten auf Fahrt gehen. Der Neubau soll 350 Millionen Euro kosten. Nach Fertigstellung will Genting in Stralsund zwei baugleiche Yachten sowie sieben weitere Schiffe bauen lassen. Damit wäre die Werft bis 2026 ausgelastet.
Au soll der Führungsriege am Sonnabend ein Ultimatum gestellt haben, damit der Zeitplan für die erste „Crystal Endeavor“ noch gehalten werden kann. Demnach müssen die MV-Werften ihm nun rasch ein Konzept vorlegen, woraus hervorgeht, wie der Baufortschritt beschleunigt werden kann – und zwar so, dass das Schiff in spätestens sechs Wochen schwimmt. Daraufhin soll es am Donnerstag in Stralsund eine Personalversammlung gegeben haben.
Kommentar: Ultimatum gegen Stralsunder Werft ist ein Warnschuss
Stralsund könnte vom Schiffbauer zum Zulieferer degradiert werden
Werft-Sprecher Stefan Sprunk bestätigt: „Die Erhöhung der Geschwindigkeit ist notwendig und ist unter anderem auch mit dem Betriebsrat vor Ort abgestimmt. Von der Wirkung der Maßnahmen gehen wir aus.“ Von einer Personalversammlung wollte Sprunk nicht sprechen. Das sei eher ein Meeting gewesen.
Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) sagte der OZ, dass derzeit zwischen der Werft und dem Betriebsrat über Möglichkeiten verhandelt werde, wie der Abgabetermin des Schiffes im März 2020 noch gehalten werden kann. „Dazu gehören auch Dinge wie eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit“, betonte er. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass auf der Werft in Stralsund in Zukunft weniger gearbeitet wird. Das ist nicht der Fall.“
Für den Bau der Endeavor-Yachten gelten allerdings keine Landesbürgschaften. Diese Schiffe lässt Genting auf eigenes Risiko bauen.
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Benjamin Fischer