Abwasser: Nachzahlung gilt für 1100 Haushalte auf der Insel

Diese Briefe haben es in sich. Etwa 1100 Haushalte in 22 verschiedenen Wohngebieten zwischen den Kaiserbädern und dem Ostseebad Karlshagen erhielten Post vom Zweckverband Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Insel Usedom. Der Inhalt des Schreibens ist leichter erklärt als sein Grund: Hausbesitzer müssen eine deftige Nachzahlung leisten. Im Wohngebiet Kastanienring in Bansin-Dorf beläuft es sich beispielsweise auf Summen zwischen 300 bis 1200 Euro. Das variiert je nach Grundstücksgröße und der Anzahl der Hausgeschosse. Quer über die ganze Insel verteilt, trudelten die Zahlungsaufforderungen bereits ein. Bei einigen stehen sie noch aus und werden erst in den kommenden Wochen versandt. Doch wie kommt diese Nachzahlung zustande? Obwohl die Eigentümer Kaufverträge für ein voll erschlossenes Grundstück unterzeichneten, viele von ihnen seit 15 Jahren in ihren Häusern leben und die geforderten Abgaben an den Zweckverband zahlten, sollen sie nun tief in die Tasche greifen. Der Geschäftsführer des Insel-Zweckverbandes, Mirko Saathoff (35), versucht Licht ins Dunkel zu bringen: „Nach intensiver Prüfung in unserem Haus haben wir festgestellt, dass einige Hausbesitzer jahrelang einen zu niedrigen Beitragssatz für den Anschluss ihrer Abwasserleitung zahlten. Wir müssen den damals festgesetzten Betrag nun angleichen, damit alle Insulaner den gleichen Preis zahlen und damit eine Ungleichbehandlung ausschließen.“ Würde der Zweckverband auf diese Abgaben verzichten, würde es über kurz oder lang zu einer Erhöhung der Gebühren kommen, erklärt Saathoff. Der Geschäftsführer bezeichnet diese Situation selbst als „unglücklich“. „Immerhin wurden die niedrigen Beitragssätze vor Jahren mit den Investoren der Wohngebiete vereinbart. Nun treten wir mit unseren Forderungen an die Grundstücksbesitzer heran“, sagt Saathoff. Ein Zustand, der auch auf den Bansiner Helmut Friedrich zutrifft. Er ist nicht nur Anwohner des betroffenen Kastanienrings, sondern auch Mitglied im Finanzausschuss des Zweckverbandes. Trotzdem traf Friedrich der Bescheid für die Nachzahlung aus heiterem Himmel. Viele seiner Nachbarn wandten sich hilfesuchend an ihn. Er hat bereits etliche Dokumente gewälzt und sich informiert. Sein Resümee: „Aus unseren Kaufverträgen geht hervor, dass wir ein voll erschlossenes Grundstück erwarben. Es gibt keinen Vermerk, keine Klausel, die auf eine Nachzahlung hindeutet. Und wenn der Verband damals Absprachen mit dem Investor tätigte, um ihn mit einer niedrigen Gebühr zum Bauen zu verführen, ist mir das eigentlich egal. Für mich gilt, was in meinem Kaufvertrag steht.“ Zwei Wochen haben die Betroffenen nun Zeit, Widerspruch einzulegen. Und davon wollen die meisten Gebrauch machen. „Diese hohen Summen sind vor allem für viele ältere Menschen kaum zu bezahlen. Es verschlingt teilweise mehr als eine monatliche Rente“, weiß Friedrich. Er will nun zunächst die gesetzlichen Richtlinien klären. Mirko Saathoff weiß, dass sich viele Rechtsbeistand suchen, um der Zahlung zu entkommen. „In ähnlichen Fällen wurden solche Widersprüche jedoch fast alle zugunsten des Abwasserzweckverbandes entschieden.“ Carolin Riemer

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