Ärger über Camper in den Dünen

So haben sich Jeannine Kaube (46), Michael Prutschke (49), Bärbel Dorias (56) und Simone Penkert (46) ihren Urlaub nicht vorgestellt! Die Urlauber aus Berlin und der Uckermark schlafen derzeit in Holzbungalows auf dem Naturcampingplatz in Ückeritz. 1800 Euro zahlen sie hier für den zweiwöchigen Aufenthalt. „Eine Menge Geld“, sagt Jeannine Kaube. Vor allem wenn man bedenkt, dass seit einer Woche unweit ihres Bungalows eine Zeltstadt mitten im Küstenschutzstreifen entstanden ist. Es handelt sich dabei um 120 Teilnehmer eines Volleyball-Camps und deren Familien. Da ist der Ärger vorprogrammiert, denn nicht nur die Gäste der Bungalows, sondern auch die Urlauber aus den luxuriöseren Gästehäusern sind von den Zuständen betroffen. „Die zahlen sogar 200 Euro pro Nacht und können nicht mal den Strand nutzen“, sagt Bärbel Dorias. 14 Netze und Volleyballfelder wurden hier nämlich lang aufgebaut. „Aber schlimmer noch: Sie parken ihre Autos in den Dünen, die Zelte sind dicht an dicht aufgebaut und da der Weg zu den sanitären Anlagen für die Sportler unglaublich weit ist, verrichten einige von ihnen ihre Notdurft in den Dünen — es ist unfassbar“, schimpft Jeannine Kaube. Ihre Nachbarin Bärbel Dorias kann das nur bestätigen. „Wenn der Wind landeinwärts weht und die Sonne auf die Zeltstadt brennt, haben wir die üblen Gerüche in der Nase.“ Auch um die Müllentsorgung haben sich die Mitarbeiter der Kurverwaltung und des Campingplatzes ihrer Meinung nach nicht genügend gekümmert. „Zwei Mülltonnen für die ganzen Menschen haben wir gesehen. Wir waren auf jeden Fall zum ersten und zum letzten Mal hier.“ Jeannine Kaube ist nicht in Urlaubsstimmung. Gegen die Sportler haben sie nichts einzuwenden. „Sie können ja auch nichts dafür und fühlen sich sicherlich auch nicht wohl“, wirft Simone Penkert ein. „Außerdem ist es für uns alle gefährlich! Im Notfall würde hier kein Rettungswagen oder eine Feuerwehr durchkommen, weil die Autos den Weg versperren.“ Es ist aus mit der Idylle in den Anlagen „Hinter der Düne“ und „Blankenforst“. Jeannine Kaube wurde aktiv. Sie informierte die Kurverwaltung und das Ordnungsamt über die Zustände. Mit einem kleinen Erfolg. „Eine Seite des Strandaufgangs wird nun von den Volleyballern genutzt, die andere Seite von uns. Auch die Autos mussten entfernt werden. Die Zeltstadt blieb aber.“ Campleiter Uwe Masurek kann die Urlauber verstehen. „Früher hatten wir einen anderen Platz für unser Camp. In diesem Jahr wurde uns dieses Areal zugewiesen. Für uns ist das auch nicht ideal, aber wir sind trotzdem sehr froh, dass wir unser Camp hier auf Usedom durchziehen können.“ Seit acht Jahren kommt er mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nach Ückeritz. Die Plätze im Camp sind von den Sportlern, die hauptsächlich aus Berlin stammen, sehr beliebt. Im nächsten Jahr hofft Masurek, dass eine andere Möglichkeit gefunden wird. „Natürlich möchten Urlauber, die eine Menge Geld zahlen, nicht unbedingt auf eine Zeltstadt schauen und sich ihren Strand mit 120 Volleyballern und deren Familien teilen.“ Im nächsten Jahr möchte er die Touristen in eigenen Turnieren in das Camp einbeziehen. „Und vielleicht entschädigt das Wetter ja doch für die Probleme.“ Uwe Masurek sieht es von der sportlichen Seite. Auf Nachfrage gibt es aus der Kurverwaltung nur zögerliche und zurückhaltende Antworten. „Ich kann gut verstehen, dass Urlauber darüber ihren Unmut äußern. Ich nehme jede Beschwerde ernst“, sagt Kurdirektorin Ulrike Förster, die erst seit zwei Monaten im Amt ist. „Das Camp wurde schon vor meiner Zeit initiiert. Viel kann ich dazu nicht sagen“, bedauert sie. Die Urlauber aus Berlin haben einen Verdacht: „Nachdem eine geplante Strandparty, die der Chef der Campingplatz-Gaststube „Waldschenke“ organisiert hatte, kurzfristig von der Kurverwaltung verboten wurde, vermuten wir nun Korruption. Hier müssen doch Gelder geflossen sein. Oder die Entscheidungen finden willkürlich statt“, sind sich Kaube, Prutschke, Dorias und Penkert einig. Heute endet das Volleyball-Camp. „Übrig bleiben nur die Trampelpfade in den Dünen, die Kohlestücke am Strand von ihren Lagerfeuern und eine schlechte Erinnerung an den Urlaub“, sagt Jeannine Kaube. Carolin Riemer

Ückeritz - Ärger über Camper in den Dünen