AfD auf Usedom: Kontinuität nach Luckes Abgang

Bei den beiden Usedomer Ortsverbänden der Partei Alternative für Deutschland (AfD) gibt es nach dem jüngsten, offenen Bundesparteitag vom Wochenende keinerlei Austritte oder solche Absichten. Sowohl in Heringsdorf als auch in Koserow haben die zahlenmäßig kleinen Gruppen Bestand, tendieren mehr oder weniger deutlich zur neuen Bundesvorsitzenden Frauke Petry. „Allerdings fand ich die Art und Weise, wie mit Ex-Chef Bernd Lucke, dem ja Eigenmächtigkeiten vorgeworfen wurden, umgegangen wurde, auch nicht in Ordnung“, sagt Jörg Erdmann (48) aus Heringsdorf. Der Gewerbetreibende sitzt mit AfD-Parteibuch in der Gemeindevertretung der Kaiserbäder und war selbst beim jüngsten Parteitag in Essen live dabei. Für ihn wie für seine Mitstreiter — es gibt in und um Heringsdorf fünf aktive und drei eher stille AfD-Leute — stehe trotz der Querelen nicht zur Debatte, der Partei den Rücken zu kehren. Statt dessen sollten die strategischen Linien — mit kritischem Blick etwa auf die EU und die Flüchtlingsproblematik — energisch weiter verfolgt werden. „Mal abwarten, wie es nun weiter geht. Darüber werden wir in Kürze am Stammtisch der Ortsgruppe beraten“, kündigt Erdmann an. Ähnlich äußert sich mit Hartmut Braun (64) der Gründer des vier Mitglieder zählenden Koserower Verbandes. „Ich tendiere stark zu den Haltungen von Frauke Petry. In mancherlei politischen Fragen ist das Maß voll, so dass wir als Partei energisch gegensteuern müssen“, gibt sich Braun überzeugt. Besonders der Euro-Währung und den wirtschaftlichen Verwerfungen stehe man sehr kritisch gegenüber. AfD-Kreisvorsitzender Sandro Hersel (30) gibt sich nach den parteiinternen Querelen in der Vorstandsetage sogar vorsichtig optimistisch. „Wir erleben derzeit so etwas wie einen zarten zweiten Frühling. Die Leute wollen offenbar aktiv werden“, erklärt er auf Nachfrage. Gestern sei bei ihm eine Austrittserklärung eingegangen, gleichzeitig aber gebe es seit Wochenanfang drei Neuanträge auf Mitgliedschaft und weitere mündliche Anfragen. Im Kreis Vorpommern-Greifswald zähle die Euro-kritische Partei rund 60 Mitglieder, die Hälfte davon konzentriere sich auf die Universitäts- und Hansestadt. Auch Hersel war in Essen dabei und lobt Petrys Fähigkeiten, auf verschiedene Strömungen einen integrierenden Einfluss zu haben. Einen Rechtsruck der Partei sieht er nicht, kündigt hingegen für den Spätsommer politische Aktivitäten an. Die AfD im Landkreis lehne die Kudersche Gerichtsstrukturreform der Landesregierung strikt ab. Steffen Adler

Heringsdorf/Greifswald - AfD auf Usedom: Kontinuität nach Luckes Abgang