Akute Gefahr: Speicher am Hafen muss abgerissen werden

Schock für Bausenator Jörg Hochheim (CDU), die Investoren-Gruppe und Denkmalliebhaber in Greifswald: Der historische Speicher in der Hafenstraße 33 muss abgerissen werden. Und zwar unverzüglich, wie Winfried Gibb, Leiter der Bauaufsichtsbehörde, gestern mitteilt. Die Arbeiten sollen bis Ende der kommenden Woche abgeschlossen werden. „Es besteht akute Einsturzgefahr“, erklärt Gibb. Vor knapp zwei Wochen fielen Teile des Daches in sich zusammen. 80 Prozent der Stützbalken sind laut Gibb marode, das Holz großflächig von Pilz befallen. Der ehemalige Kornspeicher stammt aus dem Jahr 1902 und damit aus der gleichen Zeit wie der sanierte Speicher direkt daneben. Dass der zweite Bau nicht gerettet werden kann, bezeichnet Bausenator Hochheim als „bitter“. Besonders fatal: Es ist nicht das einzige historische Gebäude, was am Museumshafen aus dem Stadtbild verschwinden muss. Auch der große Speicher in der Hafenstraße 37, ein Wahrzeichen der Hansestadt, soll abgerissen werden. Die Genehmigung liegt schon länger vor. Das Petruswerk als Eigentümer will den Abriss jedoch erst veranlassen, wenn die Baugenehmigung für das geplante Hotel da ist (siehe Beitrag rechts). „Das Bild am Museumshafen wird sich deutlich verändern“, zeigt sich Hochheim betroffen. Jedoch habe es in beiden Fällen keine andere Wahl gegeben. Die Enttäuschung im Fall der Hafenstraße 33 ist besonders groß, da es bereits detaillierte Pläne für das Gebäude gab. Edle Wohnungen in bester Lage sollten dort entstehen. Erst im Januar hatte die Quartier Am Ryck GmbH den ehemaligen Kornspeicher gekauft. Das Unternehmen war eigens für das Projekt gegründet worden. Dass das Gebäude nicht mehr zu retten ist, kam für alle überraschend. „Der Zustand hat sich in den letzten drei Jahren dramatisch verschlechtert“, erklärt Thilo Kaiser, Chef des Stadtbauamtes. Die Stadt hatte immer wieder Druck beim alten Besitzer zur Sicherung des Objektes gemacht. „Er befand sich im Insolvenzverfahren“, erinnert Andrea Henning von der Unteren Denkmalschutzbehörde. Deswegen habe es über viele Jahre Stillstand gegeben. Auch der Vorbesitzer hatte Wohnungen in dem Objekt geplant. Wie schlimm der Zustand ist, wissen die Betroffenen jedoch erst seit wenigen Monaten. Noch im April sei ein Gutachten angefertigt worden, das gute Sanierungschancen versprach. Doch Tragwerksplaner Jörg Löwe, der von den Eigentümern beauftragt wurde, musste kurze Zeit später die Hoffnungen zerstören. Nach dem Einsturz der Dachgaube am 5. September fällte die Bauaufsichtsbehörde umgehend die Entscheidung zum Abriss und forderte den Eigentümer auf, die entsprechenden Schritte in die Wege zu leiten. Die Quartier Am Ryck GmbH will die Wohnungen nun in einem Neubau unterbringen. Genaue Pläne werden noch erarbeitet. Katharina Degrassi

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