Ansturm bei den Teddy-Docs

Dannys Stoffhund heißt Arko, und sieht erbärmlich aus. Danny ist traurig. Sein Lieblingskuscheltier, davon ist der Fünfjährige überzeugt, hat sich das linke hintere Bein gebrochen. Aus dem einst kräftigen Hinterlauf ist eine dünne Schlackerpfote geworden — schlimm. Seit gestern aber ist Danny guter Dinge. Er weiß: Arko wird gesund. Zusammen mit seinen Freunden aus der Kita „Lütt Matten“ und anderen Kleinen aus den Wolgaster Kindergärten gab es gestern Früh einen regelrechten Ansturm verletzter Kuscheltiere auf das Kreiskrankenhaus. Dort hielt zum vierten Mal die Teddybär-Klinik Sprechstunde. Den ganzen Tag lang verarzteten Greifswalder Teddy-Docs die Lieblinge der Wolgaster Kinder. Und dabei ging es ab wie im richtigen Leben: Bei der Anmeldung anstellen, erst einmal Fragen beantworten, hinsetzen und: warten! Dann endlich kommt Danny an die Reihe. Sein Doktor, einer von acht, heißt Caner Özer, der eigentlich Medizinstudent im sechsten Semester an der Uni in Greifswald ist. Seine Spezialität in der Teddybär-Klinik: Stofftierheilkunde. „Was fehlt ihm denn?“, fragt Özer. „Sein linkes Bein ist kaputt, das schlackert jetzt“, sagt Danny. „Und wie ist das passiert?“ fragt der Arzt weiter. „Er ist an die Bettkante geknallt.“ Ausführlich bohrt der Mann im weißen Kittel weiter und erfährt, dass Arko auch Schnupfen hatte, mindestens drei Stunden am Tag Fußball spielt, weshalb er so schön schlank ist, gute Zähne hat und dass er zwar gegen die Grippe geimpft ist, aber nicht gegen die Masern. „Dann muss ich ihn pieksen“, sagt der Doc. „Kannst du mir dabei helfen?“ Danny beruhigt seinen Arko, hält ihn fest: pieks, Tupfer drauf, fertig. „Er hat nicht einmal geweint, dafür bekommt er eine Tapferkeitsurkunde.“ Nach dem Röntgen stellt Özer fest: Das Bein ist gebrochen! Und während Arkos Hinterlauf verbunden, geschient und gegipst wird, wird im OP-Zimmer der Hund von Lea-Sophie am Hinterteil örtlich betäubt, denn dort muss genäht werden. Ihr Liebling sei an einem Stuhl hängengeblieben und habe sich dabei den Schwanz eingerissen, erklärt Lea Sophie. Das aber sei eine schmerzhafte Angelegenheit, die nur durch eine OP schnell geheilt werden könne, weiß der zuständige Doktor Ronald Wischer. Also: örtliche Betäubung, Lea Sophie sucht die Farbe des Fadens aus, ein paar Stiche mit der Nadel, noch ein Pflaster drauf, danach gibt es von der Apotheke die richtigen Medikamente — fertig. Ronald Wischer, gestern sozusagen Chefarzt der Teddybär-Klinik, aber auch Medizin-Student im sechsten Semester, erzählt, dass 176 Anmeldungen in Wolgast aufgenommen wurden und zusammen mit der Uniklinik in diesem Jahr wieder etwa 1000 Kinder mit ihren Kuscheltieren die Teddybär-Klinik passieren werden. „Für uns als Medizin-Studenten sind das sozusagen die ersten Kontakte mit Patienten, wenn auch auf spielerische Art“, sagt Wischer. „Es ist ein guter Einstieg und für uns alle eine wunderbare Übung.“ Positiv ist auch das Echo aus den Kindertagesstätten der Stadt. „Den Kindern wird die Angst vorm Arzt genommen“, sagt Marion Ott vom Kindergarten der SHIA. „Sie lernen zudem Verantwortung zu übernehmen und geduldig zu werden. Wir sind alle begeistert.“ Den Kindern wird die Angst vorm Arzt genommen. Wir sind begeistert.“Marion Ott, SHIA-Kindergarten Stefan Brümmer

Wolgast - Ansturm bei den Teddy-Docs